Die weltweite legale Cannabisindustrie boomt und Analysten prognostizieren einen massiven Anstieg der Nachfrage in den nächsten zehn Jahren. Bis 2025 könnte der Weltmarkt auf 66 Milliarden US-Dollar wachsen. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 24 Prozent. Kanada hat sich zum führenden Produzenten der weltweiten legalen Cannabisproduktion entwickelt. Einem Medienbericht zufolge kann das Land diese Führungsposition jedoch nicht lange halten. In den Startlöchern steht bereits ein anderes Land: Kolumbien.
Kanada: Probleme beim Cannabisanbau
Ein Hauptproblem beim Cannabisanbau in Kanada ist die Notwendigkeit, diesen in klimatisierten Gewächshäusern zu betreiben. Dies ist sehr energieintensiv und kostspielig. Schätzungen zufolge verursacht der Indoor-Anbau von einem Kilogramm Cannabis im Durchschnitt 4.600 Kilogramm Kohlenstoffemissionen.
Darüber hinaus wird bei der Indoor-Kultivierung ungefähr das Zehnfache des Stroms pro Quadratfuß Gewächshaus verbraucht, der für die Stromversorgung eines normalen Bürogebäudes benötigt wird. Dies ist eine enorme Energiemenge und zeigt, abgesehen von der Belastung der bereits ausgelasteten Stromnetze, die erheblichen Kosten, die mit dem Cannabisanbau in Nordamerika verbunden sind.
Dies zeigt, dass andere Länder mit weitaus günstigeren klimatischen, geologischen und geografischen Bedingungen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil gegenüber Kanada und den USA für den intensiven und qualitativ hochwertigen Cannabisanbau haben.
Kolumbien und sein Wettbewerbsvorteil
Ein solches Land ist die äquatoriale südamerikanische Nation Kolumbien, dessen Klima es ermöglicht, Cannabis im Freien effektiv anzubauen. Cannabis gedeiht in Kolumbiens äquatorialem Klima hervorragend. Denn die gleichmäßige Sonneneinstrahlung, die gemäßigten Bedingungen und beständige Niederschläge machen den kostengünstigen Anbau im Freien nahezu mühelos. So wird Cannabis seit Jahrzehnten von verschiedenen illegalen Gruppen in Kolumbien angebaut. Dies bedeutet auch, dass es einen Arbeitskräftepool mit generationenübergreifendem Fachwissen gibt.
In Verbindung mit den niedrigen Lohnkosten, dem klaren regulatorischen Umfeld und der langen Geschichte des Cannabisanbaus in Kolumbien unterstreicht dies den bedeutenden Wettbewerbsvorteil, den die Äquatornation besitzt. Schätzungen zufolge können Landwirte in Kolumbien legal Cannabis zu einem Bruchteil der Kosten kanadischer Landwirte produzieren.
Kanadische Cannabisunternehmen investieren in Kolumbien
Laut dem zu Beginn genannten Bericht kostet ein Gramm getrocknete Cannabisblüten in Kolumbien 0,50 US-Dollar. Im Vergleich dazu gab Canopy Growth in Kanada an, dass ein Gramm rund 4,81 US-Dollar kostet. Einige Analysten gehen davon aus, dass es nur 0,35 US-Dollar kosten würde, ein Gramm Cannabidiol in Kolumbien zu extrahieren, verglichen mit rund 3 US-Dollar in Kanada.
Kolumbien hat zudem auch niedrige Anlaufkosten, was die Attraktivität Kolumbiens als Produktionsort für den Cannabis-Anbauer weiter verstärkt. Canopy und Aphria haben Grundstücke in den reichen kolumbianischen Landwirtschaftsabteilungen Huila und Caldas erworben, da das dortige Klima für den Anbau von Kaffee, illegales Cannabis und Koka bekannt ist.
Das kolumbianische Cannabisunternehmen PharmaCielo hat sich inzwischen eine Fläche von 15 Millionen Quadratmetern für die Kultivierung von Cannabis gesichert. Im eigenen Land hat das Unternehmen einen Vorreitervorteil und ist einer der wenigen zugelassenen Züchter, die CBD- und THC-dominanten Cannabis produzieren dürfen. Zudem hat das Unternehmen Vertriebsvereinbarungen in Mexiko und Italien getroffen.
PharmaCielo erwirbt kanadisches Unternehmen
Kanada scheint aber ebenfalls für die kolumbianischen Landwirte interessant zu sein. So erwarb PharmaCielo kürzlich das Unternehmen Creso Pharma für rund 113 Millionen US-Dollar. Das ermöglicht neue Vertriebswege und versetzt PharmaCielo in die Lage, vom legalen kanadischen Cannabismarkt zu profitieren. Analysten schätzen, dass der Inlandsmarkt um 2,7 Milliarden US-Dollar steigen wird.