Cannabis in der Palliativbehandlung
Manchen Krankheiten können nicht geheilt werden und haben Symptome zur Folge, die die Lebensqualität stark einschränken. In der Palliativmedizin geht es darum, solche Beschwerden zu lindern und den Betroffenen ein höheres Maß an Lebensqualität zu ermöglichen. Ausführliche Informationen dazu bietet dieser Artikel.
Studie mit 3.000 Krebs-Patienten
Wissenschaftler aus Israel haben sich eine Gruppe von 2.970 Krebspatienten angesehen, die Cannabis verschrieben bekommen hatten, um die mit der Krebs Erkrankung verbundenen Symptome zu lindern.
Die Probanden litten im Schnitt an 11,1 (± 7,5) Symptomen (z.B. Schlafstörungen, Schmerzen mit einer hohen Intensität – 8 von 10, Schwäche und Fatigue, Depression, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit) und waren im Schnitt 59,5 (± 16,3) Jahre alt. Aufgrund der bestehenden Krebs Erkrankung und der Symptome konnten sie als “schwerkranke Patienten“ eingestuft werden.
Den Probanden wurde medizinisches Cannabis verschrieben und sie wurden beraten, welche Sorte, Einnahmeart und Dosierung zu empfehlen wäre.
Symptome besserten sich. Cannabis wurde gut vertragen
Die Probanden wurden vor Beginn der Cannabistherapie, nach einem und nach sechs Monaten befragt.
- Von den knapp 3.000 Probanden zu Beginn der Studie, waren nach sechs Monaten leider 902 der Krebs Erkrankung erlegen und 682 hatten aufgehört, Cannabis als Medizin einzunehmen.
- Von den Probanden, die die zweite Befragung mitmachten, gaben 95,6 Prozent an, dass sich ihre Symptome verbessert hätten.
- 3,7 Prozent gaben keine Veränderungen zum Zustand vor der Cannabistherapie.
- 0,3 Prozent berichteten von einer Verschlechterung.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass bei schwerkranken Menschen eine Cannabistherapie in den meisten Fällen gut vertragen wird, die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern kann.
Wie bei allen Medikamenten gibt es bei der Behandlung von Krebspatienten mit Cannabis eine kleine Gruppe von Personen, bei denen die Behandlung nicht die erhoffte positive Wirkung bringt.
Zusammenhang zwischen Cannabis- und Opioid-Anwendung
Zu Beginn der Studie nahmen mehr als 1.000 Probanden zusammengenommen im Rahmen der herkömmlichen Therapie regelmäßig mehr als 4.000 Arzneimittel ein. Am häufigsten waren in dieser Liste die Opioide, die in der Krebstherapie als wichtiges Medikament gegen krebsbedingte chronische Schmerzen verordnet und eingenommen werden. Etwa jeder dritte Patient nahm zu Beginn der Studie Opioide ein.
Am Ende der Studie, also sechs Monate nach Beginn einer Cannabistherapie, konnten 36 Prozent dieser Probanden die Opioide komplett absetzen. Etwa 10 Prozent konnten die Dosis verringern.
Auch die Einnahme anderer Medikamente konnte durch eine Cannabistherapie reduziert werden, beispielsweise andere Schmerzmittel (Analgetika), fiebersenkende Medikamente, Schlafmittel, Beruhigungsmittel und Kortison.
Welche Cannabissorte (Strain) für medizinische Zwecke half am besten?
Den Patienten wurden Cannabissorten aus vier verschiedenen Kategorien zur Verfügung gestellt.
- 12 unterschiedliche THC-reiche Sorten mit zwischen 22 und 28 Prozent THC und weniger als 0,5 Prozent CBD wurden angeboten.
- 3 unterschiedliche THC-reiche Sorten und mit weniger als 0,5 Prozent CBD wurden angeboten.
- Eine Sorte mit etwa gleichen Konzentrationen an den Cannabinoiden THC und CBD wurde angeboten.
- Zwei Sorten mit etwa 20 Prozent CBD und weniger als 1 Prozent THC wurden angeboten.
Die meisten Patienten nutzten eine der THC-reichen Indica- oder Sativa-Sorten, gefolgt von CBD-reichen Sorten und der Sorte mit gleichen THC- und CBD-Anteilen. Die meisten Patienten nutzten allerdings auch mehr als eine Sorte bzw. unterschiedliche Einnahmearten.
So kombinierte fast die Hälfte der Patienten Öle, Blüten, Kapseln oder Joints. Wie schon öfter gezeigt, wurde bestätigt, dass unterschiedliche Sorten unterschiedliche Wirkungen erzeugen und daher je nach Stärker der Symptome bei Bedarf eingesetzt werden.
Folglich ist es nicht möglich zu beurteilen, welche Sorte nun bei Krebs am besten wirkt. Es hängt von der Kombination der Symptome und der Stärke der jeweiligen Sorte ab.
Die Bedeutung der Ergebnisse für Patienten mit Krebs
Vor Beginn der Therapie gaben 189 Personen an, Vorbehalte gegen eine Cannabistherapie zu haben. Am meisten Angst hatten sie vor möglichen Nebenwirkungen, einer möglichen Abhängigkeit und Kontrollverlust.
Sie gaben auch an, zu wenig Wissen über die Wirkungen von Cannabis zu haben und glaubten nicht an den Effekt oder hielten Cannabis für eine gefährliche Droge. Auch die Sorge vor einer Verschlechterung des Zustandes gaben wenige Patienten an.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten dann, dass die Vorbehalte und Sorgen in den meisten Fällen unbegründet waren. Die Nebenwirkungen von Cannabis wurden bei medizinischer Anwendung, wie in anderen wissenschaftlichen Studien auch beobachtet, geringer und weniger schwerwiegend angegeben als bei anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten, die im Rahmen einer Krebserkrankung verordnet wurden..
Zudem gaben die Patienten an, dass sie gut mit den geringfügigen Nebenwirkungen (Schwindel, Benommenheit, trockener Mund, vergrößerter Appetit, Schläfrigkeit und psychoaktiven Effekten) umgehen könnten.
Gute Ergebnisse, bei denen man genauer hinschauen sollte
Ein wenig Vorsicht ist bei der sehr positiven Untersuchung geboten. Zum einen war es nur eine Beobachtungsstudie und es gab keine Kontrollgruppe. Daher können Effekte nicht eindeutig kausal einer Behandlung mit Cannabinoiden zugeordnet werden. Denn man weiß nicht, wie sich die Krebs Krankheit/die Symptome ohne oder mit einer anderen Therapie entwickelt hätte.
Außerdem haben nicht alle Patienten die Fragen nach sechs Monaten beantwortet. Es könnte also sein, dass besonders diejenigen Menschen, die nicht zufrieden waren, bei der zweiten Befragung keine Angaben machten.
In einem solchen Fall, in dem das Ergebnis in eine Richtung beeinflusst wird/werden könnte (nicht unbedingt absichtlich, aber im Ergebnis), spricht man von einem bias (engl. Voreingenommenheit, Tendenz). Bias versucht man in der klinischen Forschung durch randomisierte doppelt verblindete Studien zu verhindern.
Fazit
Ein Pluspunkt der Studie ist die große Zahl an Teilnehmern. So zeigt sich, dass die Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) aus der Hanfpflanze bei Krebspatienten und deren Symptomen gut vertragen werden und sicher eingenommen werden können. Zwar profitieren nicht alle Patienten mit einer Krebserkrankung von einer Therapie mit Cannabinoiden, aber die meisten. Besonders in der Krebs und Palliativ Medizin scheint Cannabis also nachweislich eine gute Option zu sein. Betroffene, die an Krebs erkrankt sind, können mit ihren behandelnden Ärzten über Cannabis als Medizin als Behandlungsoption sprechen. Denn insbesondere bei Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie, können medizinische Cannabinoide helfen.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: