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Kroatien: Präsidentin begnadigt Cannabispatient

Autor:
Sandrina Koemm-Benson

Huanito Luksetić wurde zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, da er in Kroatien Cannabis selbst angebaut hatte. Dies tat der MS-Patient aus der finanziellen Not heraus, da er die teure Medizin nicht bezahlen kann. Die kroatische Präsidentin hörte von dem Fall und versprach, ihn zu begnadigen. Nun hat sie ihr Versprechen in die Tat umgesetzt.

Kroatien: Präsidentin begnadigt Cannabispatient

Kroatien hat die medizinische Verwendung von Cannabis 2015 zugelassen. Der Freizeitkonsum ist nach wie vor illegal. Mit dieser Entscheidung erstaunte der Mittelmeerstaat damals die Weltgemeinschaft. War Kroatien somit der erste Balkanstaat, der Cannabis als Medizin erlaubte. Seither ist Kroatien Vorreiter in Europa in dieser Angelegenheit, eigentlich.

Kroatien: Mehr Schein, als Sein

Tatsächlich ist es so, dass die Versorgung der Patienten mit Vollspektrumextrakten und anderen Fertigarzneimitteln praktisch unmöglich ist. Das liegt an der wirtschaftlich schlechten Situation der Bevölkerung und den hohen Preisen in den Apotheken. Die Medikamente sind verfügbar, jedoch für die meisten Patienten unerschwinglich. Die Extrakte sind zu teuer und die staatliche Gesundheitsversicherung erkennt Cannabis nicht als Medizin an, da dieses angeblich “nur“ Symptomlinderung und keine kurierenden Eigenschaften aufweist.

Der Fall Huanito Luksetić

So ging es auch Huanito Luksetić. Er leidet an Multipler Sklerose. Da er auf dem Land lebt und ein Gewächshaus hat, beschloss er aus der Not heraus Eigenanbau zu betreiben. Aus der Ernte produzierte er mittels Ethanolextraktion das bekannte RSO, um es zur oralen Applikation anzuwenden. Huanito hatte nie das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben oder gegen ein Gesetz zu verstoßen. Sonderlich geheim gehalten hatte er seinen Eigenanbau auch nicht. Im Gegenteil: er hat sogar andere Schwerkranke über diese Behandlungsmethode ausschließlich informativ beraten, wie seine Mutter in einem Interview gegenüber IndexHR berichtete.

Doch nicht alle fanden das gut. Und so kam es, wie es kommen musste: Huanito wurde verhaftet. Seine Bestände, insgesamt 15 Kilogramm getrocknete Blüten und dazu noch die nicht fertige Produktion im Garten, wurden beschlagnahmt und er wurde angeklagt. Aufgrund der hohen Menge wurde ihm zunächst der illegale Vertrieb mit BTM vorgeworfen. Dieser Tatbestand konnte jedoch nie bewiesen werden. Nichtsdestotrotz sah die zuständige Richterin Tatjana Čargonja, aufgrund der exorbitant hohen Menge keine andere Möglichkeit, als Huanito Luksetić zu einer Haftstrafe ohne Bewährung zu verurteilen.

Patient drohte mit Suizid

Für Huanito bestand aber aufgrund seiner schweren gesundheitlichen Einschränkung durch MS, nicht die Möglichkeit seine Haftstrafe anzutreten. Er ist so schwer gesundheitlich geschädigt, dass es für ihn teilweise sehr schwer bis unmöglich ist, auf die Toilette zu gehen, wie seine Mutter ebenfalls berichtete. Er kündigte an, insofern er in das Gefängnis muss, dass er einen Suizid durchführen wird, weil er nicht haftfähig ist. Seine Mutter bestätigte ebenfalls, dass er, insofern er die Haftstrafe antreten muss, er diese nicht überleben würde.

Kroatische Präsidentin begnadigt Patient

Direkt im Anschluss an die Urteilsverkündung, meldet sich die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović persönlich via Twitter und verkündete Folgendes: “Wenn Herr Huanito Luksetić einen Antrag auf Begnadigung stellt, werde ich das mir zustehende Recht als Präsidentin nutzen und ihn begnadigen!“

Am 22.02.19 hat die Präsidentin nun ihr Versprechen gehalten und die Begnadigung von Huanito Luksetić unterschreiben. Die entsprechende Dokumentation wurde an das Justizministerium übergeben, welche diesen Fall jetzt bürokratisch bearbeitet. Der Abschluss der Begnadigungsprozedur wird in etwa zwei Monaten erwartet.

Kroatien hat Nachholbedarf in Sachen Cannabisversorgung

Die Kehrseite dieser wunderbaren Wendung in einem schier aussichtslosen Fall ist, dass trotz dieser positiven Entwicklung, Huanito und viele andere MS Patienten, nach wie vor ohne benötigte Medikation sind. Huanito hat sehr viel Stress durch diesen Prozess erfahren müssen. Für ihn ist das keine formelle Angelegenheit, wie sein Anwalt berichtete. Dem Stress konnte er durch die Beschlagnahmung und Nichtverfügbarkeit, nicht mit seinem hocheffektiven Therapeutikum Cannabis begegnen.

Derweil hat die Präsidentin aus aller Welt viele Botschaften auf unterschiedlichen Wegen erhalten. Darüber wie Cannabis den Leuten rund um den Globus hilft. Und dass sie entsprechende Möglichkeiten zu schaffen hat, der Bevölkerung den Zugang zu Cannabis als Medizin zu ermöglichen. Dies wiederum liegt nicht in ihrer alleinigen Entscheidungskraft. Sie wird das Problem aber deutlich publizieren und sich mit internationalen Cannabisagenturen beraten, wie dieses Problem für die Patienten in Kroatien gelöst werden könnte.

Leafly.de bedankt sich an dieser Stelle bei einen aufmerksamen Leser, der uns auf diese Patientengeschichte hingewiesen hat.

Quellen:

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