Nachfrage nach Medizinalhanf ist hoch
Deutschland ist derzeit auf den Import von Medizinalhanf aus dem Ausland angewiesen, um seine Cannabispatienten zu versorgen. Für den Cannabis-Anbau in Deutschland läuft eine Ausschreibung des BfArM. Die erste Ernte „made in Germany“ erwartet die Regierung Ende 2020. Die Lieferschwierigkeiten halten also an.
Die Nachfrage nach Medizinalcannabis wächst allerdings stetig in Deutschland. Aus einer Umfrage von Leafly.de bei den vier großen Krankenkassen AOK, Barmer, Techniker Krankenkasse und DAK geht hervor, dass deutschlandweit inzwischen bei mehr als 22.000 Menschen eine Behandlung mit Cannabis genehmigt wurde. Die kleineren gesetzlichen Versicherer sowie die Privatpatienten kommen noch hinzu. (Leafy.de berichtete)
Nach Schätzungen der Cannabis-Experten Prohibition Partners gibt es in Deutschland sogar insgesamt mehr als 40.000 Patientinnen und Patienten, die Cannabis-Arzneimittel und pharmazeutische Cannabisblüten anwenden.
Seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes im März 2017 kommt es in den Apotheken immer wieder zu Lieferschwierigkeiten bei Cannabisblüten. Auch die Apothekerinnen und Apotheker beklagen die mangelnde Verfügbarkeit von Medizinalhanf als großes Problem bei der Patientenversorgung.
Die Leidtragenden sind die Cannabispatienten
Für den Cannabispatienten Roman Quadflieg bedeutet sein Cannabis-Medikament einen „Gewinn an Lebensqualität durch Reduktion von Schmerzen“. Die von seinem Arzt verschriebene Blütensorte “Red No. 2” war lange Zeit nicht erhältlich. Mehr als fünf Wochen musste er ohne sein Schmerzmittel auskommen.
„Weder meine Apotheken (inkl. aller Lieferanten der Apotheken), meine Ärzte, die Krankenhäuser noch meine Krankenkasse konnten mir helfen, ein für meine Therapie geeignetes Cannabis flos zu bekommen“, so Quadflieg.
Cannabispatient wehrt sich gegen Lieferschwierigkeiten
Die Lieferschwierigkeiten will Quadflieg nicht mehr hinnehmen: Er schreibt an das Bundesgesundheitsministerium einen Beschwerdebrief und strebt eine Online-Petition an. Der Schmerzpatient möchte das Thema Lieferschwierigkeiten in die Öffentlichkeit bringen.
„In den Medien liest man, dass die geplante Anbaumenge in der Zukunft nicht ausreichend ist. Aber es gibt Menschen wie mich, die bereits jetzt leiden müssen, weil sie ihre Medikamente nicht erhalten“, erklärt der Schwerkranke gegenüber Leafly.de.
Bundesgesundheitsministerium streitet Lieferschwierigkeiten ab
In dem Antwortschreiben des Bundesgesundheitsministeriums, das Leafly.de vorliegt, streitet das Ministerium Probleme ab – und weist die Verantwortung von sich. „Derzeit werden rund dreißig verschiedene Sorten medizinischer Cannabisblüten in pharmazeutischer Qualität mit unterschiedlichen Wirkstoffgehalten zur Versorgung von Patientinnen und Patienten in Deutschland importiert“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter:
„Die Bundesregierung geht davon aus, dass die am Import von Medizinal-Cannabisblüten beteiligten Unternehmen ein eigenes unternehmerisches Interesse haben, ihre Produkte in einer dem medizinischen Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten entsprechenden Menge und Art anzubieten, den Markt zu analysieren und im Falle von Umsatzpotentialen die Verfügbarkeit anzupassen.“
Sicherlich ist davon auszugehen, dass Cannabis-Unternehmen ein Interesse daran haben, ihre Produkte zu verkaufen. Aber so einfach ist es natürlich nicht: Das Bundesgesundheitsministerium legt fest, wie viel Medizinalcannabis Deutschland importiert. So hatte Jens Spahn im letzten Jahr bereits die Importmengen für Cannabis aus den Niederlanden deutlich erhöht. (Leafly.de berichtete.) Das Problem mit Engpässen besteht jedoch fort.
Petition abgelehnt
Der Cannabispatient Quadlfieg wollte eine Online-Petition starten, um die Versorgung der Cannabispatienten sicherzustellen. Diese wurde allerdings vom Petitionsausschuss abgelehnt. Begründung: Es gibt bereits eine weitere „sachgleiche Petition“ in Prüfung. Bedauerlicherweise ist diese Petition in ihrer Begründung sehr knapp gehalten. Ob sie Erfolg haben wird, ist zweifelhaft.