Im Dezember 2018 erklärten britische Forscher noch, dass THC neuesten Forschungen zufolge das genetische Profil von Spermien beeinflussen kann (Leafly berichtete). Auch die Forscher der Harvard School of Public Health und des Massachusetts General Hospital in Boston hatten vor Beginn ihrer Studie angenommen, dass sich der Cannabiskonsum negativ auf die männliche Fruchtbarkeit auswirken kann. Umso mehr überraschten die Ergebnisse.
Positive Cannabiswirkung auf männliche Fruchtbarkeit?
In den Ergebnissen heißt es, dass ein moderater Cannabiskonsum (ungefähr zweimal pro Woche) mit zwei Markern der männlichen Fruchtbarkeit positiv verknüpft war. Dabei sammelten die Forscher die Daten von 662 Männern. Diese baten zwischen 2000 und 2017 im Kinderwunsch-Zentrum um Hilfe.
Ältere Studien ergaben immer wieder einen schädlichen Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit. Allerdings nahmen an diesen Studien immer nur sehr starke Cannabiskonsumenten teil. Dagegen sammelten die Forscher bei der aktuellen Studie die Daten von Gelegenheitskonsumenten und ehemaligen Cannabiskonsumenten.
Ergebnisse der Studie
Nun fanden die US-Forscher heraus, dass bei Gelegenheitskonsumenten und ehemaligen Cannabiskonsumenten mehr von dem Sexualhormon Testosteron im Blut gefunden wurde. Zudem fanden sich mehr Spermien pro Milliliter. Und zwar im Mittel 63 Millionen gegenüber 45 Millionen bei Männern, die nie Cannabis konsumiert hatten.
Allerdings warnen die Forscher eingehend davor, einen „ursächlichen Zusammenhang abzuleiten“. Der Hauptautor der Studie Feiby Nassan räumte jedoch auch ein, dass es diesen geben könnte. Denn Cannabis wirke sich auf das Endocannabinoid-System aus, das auch eine Rolle für die männliche Fruchtbarkeit spiele.
Die Dosis macht das Gift?
Den Ergebnissen zufolge könnte also eine geringe Cannabisdosis die männliche Fruchtbarkeit erhöhen. Ein hoher Cannabiskonsum könnte hingegen das Gegenteil auslösen. Auf der anderen Seite könnten die Ergebnisse der Forscher aber auch darauf hindeuten, dass Männer mit einem erhöhten Testosteronwert eher Cannabis konsumieren.
Darüber hinaus sind die Testosteronwerte und die Spermienzahl nicht die einzigen entscheidenden Faktoren, wenn es um die männliche Fruchtbarkeit geht. Umweltfaktoren, Lebensumstände und vieles mehr spielen hier eine wichtige Rolle. Hier besteht also noch ein hoher Forschungsbedarf, denn im Grunde wissen wir noch viel zu wenig über die möglichen positiven und negativen Wirkungen von Cannabis auf die Fruchtbarkeit – sowohl auf die männliche als auch auf die weibliche Fruchtbarkeit.