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Malta: Fortschrittlicher Umgang mit Medizinalhanf

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Der kleine Inselstaat Malta ist sehr fortschrittlich in Bezug auf Cannabis. So erfolgte die Entkriminalisierung von Cannabis bereits im Jahr 2015 und seit letztem Jahr ist Medizinalhanf legal. Kommt jetzt auch die Volllegalisierung von Cannabis?

Malta: Fortschrittlicher Umgang mit Medizinalhanf

Malta entkriminalisierte den Besitz von geringen Cannabismengen im Jahr 2015 und legalisierte dann medizinischen Cannabis im März 2018. Im vergangenen Jahr haben sich bereits internationale Cannabisunternehmen für den kleinen Inselstaat interessiert. So hatte die Regierung dem kanadischen Cannabisriesen Maricann im Juli 2018 eine Genehmigung erteilt, vordosiertes Medizinalhanf in Malta herzustellen (Leafly.de berichtete). Weitere Unternehmen verhandeln aktuell mit Malta Enterprise. Dies ist eine Regierungsbehörde, die für die Unterstützung von Investoren in dem Land zuständig ist.

Malta liegt mitten im Mittelmeerraum zwischen Europa und Afrika und ist sowohl geografisch als auch politisch außergewöhnlich gut positioniert. Damit kann der Inselstaat von den sich verändernden Trends für den medizinischen Cannabis-Fortschritt profitieren. Alexandra Curley, Leiterin von Insights bei Prohibition Partners, hat jetzt in einem Interview über das Potenzial des Inselstaates für Medizinalhanf gesprochen.

Malta: Progressives Vorgehen bei Legalisierung von Medizinalhanf

„Politisch ist das Land in einer vorteilhaften Position, um eine Branche für medizinisches Cannabis aufzubauen. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass Premierminister Joseph Muscat sowohl für medizinische als auch für kommerzielle Zwecke ein großer Befürworter ist. Er hat seine Unterstützung dafür geäußert, dass Malta ein wichtiger regionaler Produzent und Exporteur von medizinischem Cannabis ist. Die Handelsrouten des Landkreises, die Klima- und Regulierungsinfrastruktur können dies unterstützen“, führte Curley im Interview aus.

Prohibition Partners, gegründet im Jahr 2017 mit dem Ziel, die internationale Cannabisbranche durch zuverlässige Daten und Informationen zu erschließen, schätzt, dass der Markt für medizinisches Cannabis bis 2028 einen Wert von 58 Mrd. Euro und der Markt für Freizeit-Cannabis in Europa bis 2028 einen Wert von 65 Mrd. Euro erreicht.

„Malta befindet sich in einer hochinteressanten und strategischen Position zwischen Europa und Afrika, aber als Mitgliedsstaat der Europäischen Union wird Malta wahrscheinlich den europäischen Markt erschließen, der für Cannabis-Exporteure höhere Wertschöpfungsmöglichkeiten bietet. Trotz seiner geografischen Nähe zu Afrika ist es meines Erachtens unwahrscheinlich, dass Afrika zu einem Exportmarkt für Malta wird. Sowohl in der Freizeit als auch in medizinischer Hinsicht ist Cannabis in der überwiegenden Mehrheit Afrikas immer noch illegal. Und die drei Nationen mit rechtlichen medizinischen Rahmenbedingungen (Lesotho, Simbabwe und Südafrika) haben Pläne, die heimischen Märkte zu entwickeln“, erklärte Curley.

Malta produziert Cannabis nach EU-GMP-Standards

Als Mitglied der Europäischen Union produziert Malta Cannabis nach EU-GMP-Standards, was dem Land einen Vorteil bietet.

„Malta wird definitiv im Vergleich zu anderen EU-Ländern als fortschrittlich betrachtet. Offensichtlich sind alle Augen auf die führenden Vertreter der Region wie die Niederlande, Deutschland und Italien gerichtet. Aber Malta hat ein Gesetz verabschiedet, mit dem Freizeit-Cannabis entkriminalisiert und eine profitable und zugängliche medizinische Cannabis-Industrie gefördert werden soll“, so Curley.

Darüber hinaus erklärte Curley, dass das Cannabis-Gesetz von Malta sehr eindeutig sei. Südafrika sei ein typisches Beispiel dafür, dass die wichtigsten Definitionen in Bezug auf Cannabis unklar sind. Die maltesischen Vorschriften sollen hingegen sicherstellen, dass die Standards eingehalten werden. Hierdurch soll die Fähigkeit des Landes, von der Industrie finanziell zu profitieren, insbesondere in Bezug auf Beschäftigung, Steuern und Einnahmen erhalten bleiben. Weiter erklärte sie, dass Malta die Absicht habe, auch die Vorschriften für den internationalen Export zu regeln.

Volllegalisierung in Malta?

Der Paradigmenwechsel war in den letzten Jahren ziemlich schnell. Die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke und die Entkriminalisierung des Besitzes in geringen Mengen für den Freizeitgebrauch ist ein langer Weg. Wie wahrscheinlich könnte sich Malta jedoch für legalisierten und kontrollierten Cannabiskonsum für die Freizeitgestaltung öffnen, ähnlich wie in Kanada und einigen US-Bundesstaaten?

„Es ist nicht unmöglich, dass dies der Fall ist. Vermutlich nicht in den nächsten ein oder zwei Jahren, aber es könnte mittelfristig passieren. Wir erwarten einen Schneeball-Effekt, wenn andere europäische Länder Cannabis für Freizeitzwecke entkriminalisieren oder legalisieren“, erklärte Curley.

Weiter erklärte sie, dass Cannabis in Malta schon im Jahr 2015 entkriminalisiert wurde. Das bedeutet, dass der Besitz keine Straftat ist. Es sei aber noch ein weiter Weg, um einen geregelten legalen Markt zu schaffen. Allerdings habe Malta in letzter Zeit eine liberale politische Einstellung gezeigt, als die Regierung die gleichgeschlechtliche Ehe im Jahr 2017 erlaubte. Es sei also nicht ausgeschlossen, dass diese liberale politische Einstellung auch die Cannabisgesetzgebung beeinflussen kann.

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