Prof. Dr. Alois Stutzer, Professor für politische Ökonomie an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel und Leiter des Centers for Research in Economics and Well-Being sieht zwischen der Medizinalhanf-Legalisierung und dem mentalen Wohlbefinden einen klaren Zusammenhang. Deshalb hat der Schweizer jetzt ein empirisches Forschungsprojekt gestartet, um folgende Frage beantworten zu können: Inwieweit wirkt sich die Medizinalhanf-Legalisierung in den USA auf die Netto-Lebenszufriedenheit der Menschen aus?
In den letzten 15 Jahren haben 31 US-Bundesstaaten die Cannabis-Gesetze gelockert. Dies sieht der Ökonom als perfekte Basis für eine empirische Untersuchung. Denn lockert ein Staat seine Gesetze und ein anderer Staat nicht, bleiben die politischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen zwischen den Staaten vergleichbar. Wenn es nun nach der Gesetzesänderung zu Abweichungen kommt, lässt sich dies mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der gelockerten Prohibition erklären.
Eine der wichtigsten Kennzahlen für eine Analyse ist der Konsum. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist dies der zentrale Indikator für die Folgen der zunehmenden Cannabis-Legalisierung und Medizinalhanf-Legalisierung. Wenn der Konsum zurückgeht, war die Änderung gut. Steigt der Konsum hingegen, war die Änderung schlecht.
„Mit dieser Antwort waren wir nicht zufrieden. Die Konsumzahlen eignen sich dafür nicht. Denn nur weil der Mensch mehr von etwas konsumiert, geht es ihm nicht besser, und schon gar nicht, wenn er harte Drogen nimmt. Eine Politik, die das Rauchen reduziert, ist nicht per se eine erfolgreiche Politik, wenn Leute aus Genuss rauchen“, führte Stutzer in einem Interview aus.
Glücksforschung: Medizinalhanf-Legalisierung vermindert negative Gefühle
Für die Untersuchung nutzten Stutzer und seine Kollegen Daten aus zwei Befragungen der US-amerikanischen Bevölkerung. Während die eine Befragung Informationen zur mentalen Gesundheit lieferte, gab die zweite Befragung Auskunft zum Drogenkonsum und Gesundheit. So kam das Forscherteam zu dem Ergebnis, dass es Cannabispatienten in US-Bundesstaaten wesentlich besser ging, wenn hier die Bestimmungen gelockert waren.
Cannabispatienten können dann an bestimmten Verkaufsstellen ganz ohne Stress legal Cannabisprodukte erwerben oder sogar legal Cannabispflanzen anbauen. Weiter heißt es, dass es auch Menschen, die Cannabis zu Freizeitzwecken konsumieren, nicht schlechter ging als vor der Cannabis-Legalisierung.
„Doch diese Ergebnisse sind kein Freipass für die vollständige Legalisierung von Cannabis. Das wäre eine Übertragung unserer Resultate, die wir nicht für angemessen erachten“, erklärte Stutzer.
Des Weiteren erklärte Stutzer, dass noch viele wichtige Fragen in diesem Zusammenhang unbeantwortet sein, wie zum Beispiel der Umgang mit hochpotenten Cannabisprodukten, die Zulassung von Werbung und auch zur Altersbeschränkung für Kinder und Jugendliche.
Weitere interessante Ergebnisse der Studie
Bei den Untersuchungen kamen die Forscher zu einem weiteren interessanten Ergebnis. Aufgrund der Opiat-Krise in den USA verschärft das Land aktuell den Zugang zu diesen starken Schmerzmitteln. Deshalb würden Patienten einen Ersatz suchen und vermehrt Alkohol sowie harte Drogen konsumieren. Das Forscherteam um Stutzer sieht hier eine einfache Lösung. So würde die Verschärfung des Zugangs zu rezeptpflichtigen Schmerzmitteln positiver ausfallen, wenn gleichzeitig der Zugang zu Cannabisprodukten erleichtert werde.