Menschen, die unter dem Tourette-Syndrom leiden, machen unwillkürlich, für Außenstehende, komische Bewegungen oder geben unangemessene Geräusche oder Wörter von sich. Diese Tics kommen überraschend und lassen sich nur schwer kontrollieren. Stress oder Anspannung kann die Symptome verstärken. Das bringt die Betroffenen in ihrem Leben häufig in unangenehme Situationen.
Was ist das Tourette-Syndrom?
Das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische Erkrankung. Kennzeichen sind unterschiedliche Arten von Tics wie motorische und vokale Tics. Das bedeutet, Tics sind unwillkürliche Bewegungen und/oder Lautäußerungen, die keinen Zweck verfolgen. Sie treten meist mehrfach am Tag auf, wobei deren Häufigkeit nicht vorhersagbar ist und somit auch keinem Rhythmus folgt.
Häufig treten neben den Tics auch andere Merkmale auf, die aber nicht unbedingt durch das Tourette-Syndrom bedingt sind. So erfahren viele Tourette-Patienten zwanghafte Verhaltensweisen, motorische Hyperaktivität, Lernschwierigkeiten und Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren. Zudem können Patienten unter Schlafstörungen und Depressionen leiden.
Die Krankheit beginnt meist bereits vor dem 18. Lebensjahr. Bei Kindern wird häufig erst die Hyperaktivität festgestellt und ein ADHS diagnostiziert, bis schließlich Tics auftreten und die Diagnose korrigiert oder ergänzt wird. Ansonsten äußert sich ein beginnendes Tourette oft mit Tics im Gesicht wie einem Augenzucken, Verziehen der Mundwinkel, Zucken der Extremitäten oder ähnlichem.
Als Ursachen werden zum einen genetische Veranlagungen, aber auch Infektionen mit Streptokokken (Scharlach, Mittelohrentzündung) und ungünstige Einflüsse während der Schwangerschaft (Stress, Alkohol, Medikamente, Drogen, Rauchen) in Betracht gezogen. Die Diagnose des Tourette-Syndroms beim Patienten erfolgt allein anhand der Beurteilung und Beobachtung der Symptome. Es gibt keine neurologischen Tests, Blutuntersuchungen oder andere Methoden, um ein Tourette zweifelsfrei nachzuweisen.
Das Tourette hat an sich keine Auswirkung auf die Intelligenz der Patienten. Dennoch haben viele Kinder aufgrund der Hyperaktivität und der innerlichen Beschäftigung mit den Tics Angst vor Hänseleien, was unter anderem zu Lernschwierigkeiten führen kann. Um die Auswirkungen für die Betroffenen möglichst gering zu halten, sollte frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden. Cannabis als Medizin kann hier bei verschiedenen Tourette-Symptomen helfen.
Das Endocannabinoidsystem beim Tourette-Syndrom
Wie das Endocannabinoidsystem mit den Symptomen des Tourette-Syndroms zusammenhängt, ist noch nicht bekannt. Man geht davon aus, dass die hohe Dichte an Cannabinoidrezeptoren in bestimmten Regionen im Hippocampus des Gehirns damit zusammenhängen könnte. Diese Regionen sind wichtig für die Steuerung von Verhalten und Motorik.
Medizinisches Cannabis reduziert die Anzahl der Tics
Mehrere Studien haben bisher die Wirkungen von Hanf auf Tics beim TS untersucht. Alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Patienten von einer Behandlung mit Cannabis für medizinische Zwecke profitierten. So zeigte sich in vielen Studien, dass die Häufigkeit der Tics durch die Cannabis Behandlung abnahm. Die Nebenwirkungen des Medizinal-Cannabis fielen sehr gering aus. Die meisten Patienten vertrugen die Cannabis-basierten Medikamente gut. Es fehlen jedoch noch viele kontrollierte Studien mit einem Placebo, um die Wirksamkeit von Cannabis bei betroffenen Patienten zu beweisen.
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Cannabis als Medizin verringert Zwangsstörungen
Neben den Tics leiden die Patienten oft unter Zwangsstörungen. Dabei empfinden sie einen unwiderstehlichen Drang, bestimmte Dinge zu tun z. B. etwas zu berühren, wiederholt zu zählen oder eine bestimmte Ordnung immer wieder herzustellen. Kinder mit TS neigen zu aggressivem Verhalten mit plötzlichen Wutausbrüchen. Ältere Jugendliche zeigen hingegen überdurchschnittlich häufig selbstverletzendes Verhalten.
In einigen Studien war beobachtbar, dass neben den Tics auch die zwanghaften Verhaltensweisen bei der Behandlung mit Cannabis abnahmen. Lediglich eine Studie beschrieb keine positive Wirkung bzw. eine Verschlechterung der Symptome. Dementsprechend sind weitere Untersuchungen notwendig, um bessere Aussagen treffen zu können.
Medizinisches Cannabis kann die konventionelle Therapie unterstützen
Das Tourette-Syndrom ist eine seltene Krankheit. Infolgedessen wird die Krankheit nicht in dem Maße erforscht, wie es für die Patienten wünschenswert wäre. Bisher wurden zwei Ansätze verfolgt: Cannabis als alleiniges Mittel zur Behandlung und Cannabis als Ergänzung der bestehenden Therapiemöglichkeiten. Möglich wäre beispielsweise eine Therapie mit dem Wirkstoff Dronabinol (THC) oder medizinischen Cannabisblüten, die einen höheren THC Anteil aufweisen.
Leider sind die Fallzahlen so gering, dass keine eindeutige Aussage über die Wirkung getroffen werden kann. Eine weniger umfangreiche Studie kam zu dem Ergebnis, dass Cannabis als Zusatzoption neben anderen Medikamenten zu den besten Ergebnissen führt. Bei Patienten, bei denen die konventionellen Therapieformen keine Wirkung zeigen, ist in manchen Fällen Cannabis mit seinen Cannabinoiden Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) eine wirksame Alternative.
Je nach Schwere der Symptome werden Medikamente, Psychotherapie, Entspannungstechniken und – bei sehr schweren Fällen – eine Operation am Gehirn angewendet.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.