Jedes Jahr am letzten Montag im Monat Mai wird der US-amerikanische Feiertag Memorial Day zu Ehren der im Krieg für das Vaterland Gefallenen begangen. Dabei geht der Memorial Day auf den amerikanischen Bürgerkrieg zurück. General John A. Logan erklärte dann den 30. Mai zum ersten Mal im Jahr 1868 zum Feiertag. Damals noch als „Decoration Day“. Erst im Jahr 1882 wurde der Feiertag dann in Memorial Day unbenannt.
Anlässlich des heutigen Memorial Day denken wir an die gefallenen Soldaten – aber auch an diejenigen, die den Krieg überlebt haben. Ebenso an die vielen Soldaten, die aus Auslandseinsätzen zurückkehren.
Memorial Day: Wie viele Soldaten leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung?
Im Januar diesen Jahres führte das „Deutsche Ärzteblatt“ in einem Bericht aus, die Zahl der Soldaten, die an einem Kriegstrauma leiden, auf einem hohen Niveau bleibt. So seien bei 182 Soldaten eine PTBS neu diagnostiziert worden. Hingegen seien einsatzbedingte Störungen wie Depressionen leicht zurückgegangen. Im Jahr 2018 wurden bei 279 Soldaten psychiatrische Erkrankung diagnostiziert, die auf Auslandseinsätze zurückgeführt werden.
Es heißt aber auch, dass die tatsächliche Erkrankungszahl weitaus höher liegen dürfte. Denn es werden nur die Fälle, die in den Bundeswehreinrichtungen behandelt werden, gezählt.
„Häufig nehmen Betroffene oder deren Umfeld erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis eine unserer vielen Hilfsmöglichkeiten wahr“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
In den USA sind die Zahl wesentlich höher. In einem Bericht aus dem Jahr 2017 heißt es, dass nahezu jeder fünfte Soldat bei Einsätzen im Mittleren Osten eine Gehirnverletzung erlitt. Ebenso viele erkrankten an einer PTBS. Zudem leiden mehr als die Hälfte der zurückgekehrten Soldaten an chronischen Schmerzen. Die Suizidrate steigt kontinuierlich. Vor allem nach der Irak-Invasion im Jahr 2003 nahm die Suizidrate um 32 Prozent zu. Dabei hat sich Zahl der 18- bis 29-jährigen Männer verdoppelt. Die Zahl der Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten, schnellte sogar auf 89 Prozent in die Höhe.
Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?
Per Definition ist die PTBS eine verzögerte psychische Reaktion auf ein traumatisches, extrem belastendes Ereignis. Dieses Ereignis kann von kurzer oder langer Dauer sein, wie zum Beispiel ein Unfall, ein Gewaltverbrechen, Kriegshandlungen oder Naturkatastrophen. Betroffene erleben in solch schlimmen Situationen Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Schutzlosigkeit und Kontrollverlust.
Im Rahmen der PTBS leiden Betroffene unter den Symptomen des Wiedererlebens, die sich nachts in Angstträumen aufdrängen. Tagsüber kommen immer wieder Erinnerungen an das erlittene Trauma hoch (Intrusionen, Flashbacks). Hinzu kommen Angst, Nervosität, Reizbarkeit sowie eine Verflachung der Gefühle und Interessen. Ebenso können Schmerzen ohne körperliche Ursache (Somatisierung) auftreten).
PTBS und Cannabis als Medizin
Besonders interessant sind hier die Ergebnisse einer Studie von deutschen Forschern der Münchener Universität. Diese fanden nämlich heraus, dass das Endocannabinoidsystem hier eine wichtige Rolle spielt.
Der präfrontale Kortex sowie die Amygdala sind die Bereiche im Gehirn, die durch eine PTBS beeinflusst werden. Hier fanden die Forscher besonders viele Cannabinoid-Rezeptoren. Laut den Forschern sei gerade der CB1-Rezeptor bei der Erfahrung sowie der Erinnerung belastender Ereignisse von Bedeutung. So soll das Signal des CB1-Rezeptors dazu beitragen, Ängste zu lindern. Sollte das Signal hingegen gestört sein, seien Ängste und traumatische Erinnerungen nicht auflösbar.
Auch ein US-amerikanisches Forscherteam widmete sich diesem Thema und fand heraus, dass PTBS-Patienten einen niedrigen Anandamid-Spiegel aufwiesen. Dieses körpereigene Cannabinoid triggert die gleichen Rezeptoren, die auch durch die Cannabinoide aus der Cannabispflanze aktiviert werden. Hier könnte also laut den Forschern ein Endocannabinoid-Mangel bestehen. Wenn also Cannabinoide von außen zugeführt werden, könnte eine Symptomverbesserung erzielt werden, so die Forscher.
Erfahrungen von PTBS-Patienten
PTBS-Patienten, die Medizinalhanf bekommen, berichten von positiven Effekten. So reduzierten sich die Ängste, Flashbacks und Ablträume. Zudem verbesserte sich die Schlafqualität und auch das Gedankenkreisen nahm ab. Ebenso verbesserte sich die Konzentrationsfähigkeit und die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen. Dies bestätigt auch Jim, der in unseren Patientenakten über seine Erfahrungen mit Medizinalhanf berichtet hat. Jim hat zweimal im Kosovo gedient und wurde sogar angeschossen. Doch nicht nur sein Körper war verwundet – auch seine Seele. Seitdem er Cannabis auf Rezept erhält, haben sich seine physischen und psychischen Beschwerden jedoch verbessert.