Als Heilpraktikerin, Coach und Beraterin sieht jeder Tag für mich tatsächlich anders aus. Da sind zum Beispiel die Montage, an denen ich ehrenamtlich in einem Kinderhospiz arbeite, die Tage, an denen ich unterschiedlichste Haus- oder Firmenbesuche abstatte und dann auch die Tage, an denen ich Menschen kontinuierlich teilweise drei- bis viermal die Woche besuche und begleite.
Ich liebe die Abwechslung meiner therapeutischen Arbeit
Meine Arbeit ist kunterbunt und je nach Klient und Thematik sehr unterschiedlich. Das variiert von Lief Coaching Sessions über die klassische Akupunktur bis hin zur Sterbebegleitung von unheilbar kranken Menschen.
Ich liebe die Abwechslung und auch Gegensätzlichkeit meiner therapeutischen Arbeit. Da begleite ich zum Beispiel schon mal den Modedesigner, der kurz vor dem Burnout steht, weil seine neue Kollektion verspätet in Paris eintrifft und gleich danach mache ich mich auf den Weg ins Hospiz, um Menschen bei einem Sterbeprozess beizustehen.
Für mich spiegelt meine Arbeit das Leben mit all seinen Variablen und Facetten wider und ich lerne all meine Aufgaben mit der gleichen Notwendigkeit anzunehmen, denn Schmerz ist tatsächlich relativ.
Medizinalcannabis in der Geriatrie
Oft kommen meine Klienten auf Umwegen zu mir. Wie zum Beispiel auch Frau Elisabeth Wagner. Mein erster Kontakt war eine sehr gute Freundin, die mir erzählte, dass die Frau ihres Bruders an Alzheimer erkrankt sei und die Familie mit der neuen Situation einfach nicht klarkomme.
Elisabeth wurde von der Schulmedizin auf die Alzheimer-Stufe Nummer 5 eingestuft (es gibt 7 Stufen). Die Stufe 5 wird beschrieben als ein mittelschwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen. Hier zeigen sich zum Beispiel auffällige Gedächtnis- und Denklücken und viele Menschen fangen an, Hilfestellung bei alltäglichen Aktivitäten zu benötigen. Bei dieser Stufe können sich Personen mit Alzheimer oft nicht an ihre eigene Adresse oder Telefonnummer erinnern. Auch die Schule oder Hochschule fällt ihnen nicht mehr ein.
Sie sind oft verwirrt über Zeit und Raum und wissen nicht genau, an welchem Tag oder wo genau sie sich befinden. Das Kopfrechnen fällt ihnen schwer, was man besonders beim rückwärts Zählen merken kann. Oft brauchen sie konkrete Hilfe bei der täglichen Kleidung, da es ihnen schwerfällt, die passende Kleidung für verschiedene Jahreszeiten oder auch Anlässe herauszusuchen. Jedoch können sie sich immer noch an wichtige Details über sich und ihre Familie erinnern. Auch beim Essen oder dem Toilettengang benötigen sie noch keine Hilfe.
Meine Patientin Elisabeth
Nun muss ich aber bei meinem Patienten-Fallbeispiel auch noch erwähnen, dass Elisabeth schon 80 war!
Nach mehreren Telefonaten mit Elisabeths Kindern einigten wir uns darauf, dass ich sie zweimal pro Woche besuche, um mit ihr leichte Körperübungen durchzuführen, nach ihrem Zustand zu schauen und allgemeine therapeutische Vorschläge anzubieten, um ihr und ihrer Familie das Leben etwas zu erleichtern.
Elisabeth wohnte seit wenigen Monaten bei ihrem viel beschäftigten Sohn in einer großen gemütlichen Kreuzberger Altbauwohnung. Sie öffnete mir die Tür in Strumpfhosen, die sie erfolglos versuchte, über ihre Hose zu ziehen und lächelte mir dabei freundlich, aber auch etwas verwirrt zu.
Nachdem ich ihr erklärte, wer ich bin und dass mich ihr Sohn geschickt hatte, nahm sie meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer, wo sie sich sofort ins Bett legte und mich bat ihr vorzulesen, was ich dann auch widerstandslos tat.
Nach dem dritten Besuch und einer gründlichen naturheilkundlichen Anamnese meinerseits, erlaubte ich mir, die ersten heilsamen Vorschläge zu unterbreiten, um Elisabeth das Leben etwas zu erleichtern.
Einkaufen mit Elisabeth
Da ich gelernt habe, dass Alzheimer und auch die Demenz von chronischen Entzündungsvorgängen im Gehirn begleitet werden und genau diese Entzündungsvorgänge die Immunantwort auf das Absterben von Nervenzellen und auf die Bildung von krankhaften Eiweißablagerungen sind, nahm ich das Thema Entzündungen bei Elisabeth ganz besonders unter die Lupe.
Mir fiel auf, dass sie sich fast ausschließlich von entzündungsfördernden Lebensmitteln ernährte, wie zuckerhaltige Lebensmittel, Brot und Brötchen aus Weissmehl, ungeeignete Fette (Fleisch-Butter) und täglicher Alkohol (Baileys). Gemeinsam gingen wir einkaufen und suchten nach Alternativen, kochten zusammen und entwarfen neue einfache Rezepte.
Wenn ich an entzündungshemmende Mittel denke, fällt mir zudem sogleich das medizinische Cannabis oder das Hanföl-Extrakt ein. Laborberichte sollen sogar eine nachhaltige Wirksamkeit von Cannabis bei Demenz- und Alzheimer-Patienten zeigen. THC scheint die Verkalkung im Gehirn zu verlangsamen und das Endocannabinoid-System soll auch vor dem unvermeidlichen Zelltod bei der Alzheimer-Erkrankung schützen.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass medizinisches Cannabis Elisabeth helfen würde, aktiver zu werden, und sich so auch mehr soziale Kontakte zutrauen würde, was meiner Meinung für sie sehr, sehr wichtig wäre.
Cannabis als Medizin für Elisabeth
Natürlich habe ich das alles mit Elisabeths langjährigem Hausarzt abgesprochen und war begeistert von seiner Offenheit. Sofort verschrieb er ihr eine milde gut verträgliche THC-Dosierung. Die Ernährungsumstellung begrüßte er und auch meine Idee, mehr soziale Kontakte zu pflegen, um in der körperlichen Bewegung und der mentalen Kommunikation zu bleiben.
Im laufenden Prozess schaue ich nun alle zwei Wochen bei Elisabeth vorbei und bin begeistert von ihren Fortschritten, die sich langsam aber sicher einstellen. Natürlich vergisst Elisabeth immer noch vieles, aber ganz ehrlich… tue ich das auch! Was jedoch am auffälligsten ist, dass sie ihre Lebensfreude wiedergewonnen hat. Sie verkriecht sich nicht mehr im Bett, und geht auch viel seltener auf ihren Spaziergängen verloren.
Das Kochen macht ihr auf einmal Freude, da der Appetit wieder zurück ist und anstelle von Baileys trinkt sie nun jeden Abend eine kleine Tasse rohe Schokolade. Das schönste aber ist, dass sie in ihrer Nachbarschaft Anschluss gefunden hat und sich nun einmal die Woche auf den lokalen Senioren-Treffpunkt freut, wo sie sogar an Workshops und Tanzkursen teilnimmt.
Ich bin immer wieder begeistert von der großen Bandbreite der heilenden Cannabispflanze, und dass man mit wenigen Umstellungen so viel Lebensqualität wiedererlangt. Übrigens ist es in israelischen Altersheimen längst Usus, THC anstelle von einschläfernden Drogen zu verabreichen. Das würde ich mir in Deutschland auch sehr wünschen.