Miris Herzensgeschichten
Wenn Mirian „Miri“ anfängt von ihren Erfahrungen zu erzählen, füllt sich das Herz mit Freude. Wache, offene Augen sehen einen an, eine ihrer Hände liegt zärtlich auf dem Arm des Gesprächspartners, so dass man sofort einen Draht miteinander hat. Und sie hat viel zu erzählen. Miri ist ein Herzensmensch.
Die geborene Berlinerin ging früh nach New York City. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Mode, den Sinn ihres Lebens füllte sie jedoch parallel schon sehr früh mit Yogastunden. Daraus wuchs ihre Leidenschaft zu der alternativen Medizin. Es gab kaum eine Schulung auf ihrem Weg, die sie nicht mitnahm, kaum eine Lehre, die sie nicht interessierte. Neugierig ging sie jeden Weg, der sie in den letzten Jahren zur ausgebildeten Yoga Therapeutin, Akupunktur Spezialistin, Heilpraktikerin und Sterbehelferin gebracht hat. Speziell hat sie hier Kinder und Frauen im Fokus. „Ich weiß nicht woran es liegt, aber die Männer kommen eher selten“ sagt sie.
Der Tod gehört für Miri zum Leben
Ihr großes Thema ist der Tod, denn obwohl wir das Thema Tod gern aus unserem Leben verbannen – wir werden ihn alle erleben. Die Konfrontation kam durch Zufall: Sie meldete sich zur ehrenamtlichen Betreuung in einem New Yorker Kinderhospiz und es stellte sich sehr schnell heraus, dass sie dafür geboren war. Es folgte eine Palliativklinik und seit längerem erfreut sich das Kinderhospiz Sonnenhof in Berlin über ihre tolle ehrenamtliche Arbeit, die sie immer mit einem Lächeln auf den Lippen begleitet. Sie erfüllt letzte Wünsche, betreut die Kinder und ihre Familien leidenschaftlich und versprüht dabei gern eine Prise Humor.
Dronabinol bringt Lebensqualität für sterbenskranke Kinder
Im Hospiz wird inzwischen viel mit medizinischem Cannabis gearbeitet. Sie sagt: „Für die Kids ist das ein großes Geschenk“. Sie hat erlebt, wie ein kleiner Patient kaum noch andere Medikamente benötigte – das medizinische Cannabis hat fast alles ersetzt. Es entspannt die Kinder, nimmt ihnen die Schmerzen und bringt ihnen wieder Freude in ihre letzten Tage. Sie hat schon sehr viele Menschen sterben sehen, doch sie meint, dass das Sterben unter medizinischem Cannabis oft sehr viel weicher ist. Die Sterbenden krampfen kaum und können besser loslassen.
Auch die basale Stimulation (ein pädagogisch / therapeutisches und pflegerisches Konzept, das durch ganzheitliche, körperbezogene Kommunikation schwer beeinträchtigte Menschen unterstützt und ihre Wahrnehmungs-, Kommunikations-, und Bewegungsfähigkeiten fördert) gelingt ihrer Meinung nach mit Hilfe von medizinischem Cannabis viel gezielter.
Als sehr gewissenhafte Heilpraktikerin kann sie medizinisches Cannabis natürlich nicht verschreiben, sie wundert sich jedoch sehr, warum so viele, auch namhafte Ärzte sich immer noch davor scheuen, medizinisches Cannabis zu verschreiben. Sie sieht tagtäglich, wie kleine Kinder an viele Schläuchen hängen, Morphine und Opiate ihnen die Seele nehmen. Dabei könnte es auch oft anders gehen.
Leafly.de Experten-Interview
Leafly.de: Seit wann hast Du Erfahrungen mit der Anwendung von medizinischem Cannabis?
Mirian: Das erste Mal durfte ich im Herbst 2010 die wunderbar erdende Wirkung von medizinischem Cannabis miterleben. Meine damalige Patientin Susanne (Name geändert) lag seit Wochen auf der schönen Palliativ Station des Krankenhauses in dem ich damals arbeitete. Sie befand sich im Endstadium ihres in 2009 Diagnostizierten Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs). Das Atmen tat ihr weh, die Verstopfungen machten ihr zu schaffen und der innige Wunsch an der frischen Luft samt Rollstuhl mit mir einen Spaziergang zu machen, konnte wegen ihrer starken Schmerzen nicht erfüllt werden. Bis ihr Sohn eigenverantwortlich nach einigem hin und her das Cannabis Öl zu der Zeit noch Illegal auftreiben konnte. Direkt nach der ersten Verabreichung konnte der heiß ersehnte Spaziergang losgehen. Das Öl hat Susannes letzte Wochen sehr viel angenehmer gestaltet und sie konnte nachdem alle Wünsche erfüllt waren, ruhig und in Frieden loslassen. Auch ihre Familie war sehr dankbar für dieses Geschenk.
Leafly.de: Gegen was/welche Symptome wird bei Deinen Patienten medizinisches Cannabis eingesetzt?
Mirian: Sehr oft gegen verschiedenste Epilepsien, Krampfanfälle, Tourette Syndrom und andere Krankheiten des Gehirns und des Nervensystems. Oft auch während Krebs-Therapien zur Förderung von Hunger und zur Verminderung von Nebenwirkungen. Dann natürlich insgesamt um allgemeine Schmerzlinderung herbei zu führen und den Patienten ein wenig von den vielen psychologischen Belastungen / Ängsten zu befreien.
Leafly.de: Was sind Deine erstaunlichsten Beobachtungen nach Beginn des Einsatzes von medizinischem Cannabis?
Mirian: Da ich ja die meiste Erfahrung mit dem Öl in der Palliativen Begleitung habe, fällt mir ganz besonders auf, dass es scheint als ob eine natürliche körperliche und psychische Ruhe eintritt und der Patient anders als es oft bei Opiaten der Fall ist, trotzdem aufnahmefähig und klar ist, was oft sehr wichtig für alle Beteiligten ist.
Leafly.de: Scheuen Ärzte den Einsatz von medizinischem Cannabis?
Mirian: Ja das habe ich schon öfter erlebt aber ich glaube es geht hier tatsächlich oft nur um Unwissenheit / Unsicherheit – zu wenig Aufklärung und oft fehlen die Erfahrungswerte. Ich sehe jedoch wie sich das langsam aber sicher ändert und finde die Arbeit von Leafly.de deswegen auch so unwahrscheinlich wichtig.
Leafly.de: Wie reagieren die Ärzte, die neue Erfahrungen mit dem Einsatz von medizinischem Cannabis haben, auf die neuen Erfahrungen?
Mirian: Das was ich bis jetzt beobachten durfte ist sehr positiv – Nur dauert es immer seine Zeit bis der PUNKT des Vertrauens erreicht ist, das ist aber normal glaube ich.
Leafly.de freut sich, dass die wunderbare Miri unser Team bereichert!