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Movember: Männergesundheit bei Leafly.de

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Im November – nein “Movember” – geht es um Männergesundheit: Wir stellen drei Männer vor, die ihre Erkrankung mit Cannabis als Medizin behandeln. Die drei stehen beispielhaft für unsere zahlreichen männlichen Patienten, über die wir bereits in einer Leafly.de Patientenakte berichtet haben. Günter ist Cannabis-Aktivist und Schmerzpatient, Sven leidet an PTBS und Fibromyalgie und Jürgen behandelt die Folgen einer seltenen neurologischen Erkrankung mit Cannabinoiden.

Movember: Männergesundheit bei Leafly.de

Im Zeichen des Schnauzbarts

Am 19. November wird alljährlich der Internationale Männertag gefeiert. Aus diesem Grund dreht sich im “Movember” alles um die Männergesundheit. Dass sich Männer schicke Schnauzbärte wachsen lassen – und manche Frau sich einen anklebt – geht auf die Wohltätigkeitsorganisation Movember zurück. Diese setzt sich für Männergesundheit ein: Vor allem für den Kampf gegen Prostatakrebs und Hodenkrebs, für die psychische Gesundheit von Männern und die Reduzierung von Selbstmord.

Aber bei Movember geht es nicht nur um diese speziellen Erkrankungen – es geht auch um die Einstellung der Männer zum Thema Krankheit. Und es geht ihr Bewusstsein: darum, den eigenen Körper wahrzunehmen und rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen. Früherkennung ist enorm wichtig, um die Heilungschancen zu verbessern, beispielsweise bei Krebs.

Viele Männer gehen nicht gerne zum Arzt. Stattdessen hoffen sie, dass gesundheitliche Probleme von alleine wieder verschwinden. Gerade bei psychischen Leiden fällt es ihnen häufig schwer, sich anderen anzuvertrauen und Hilfe zu suchen. Die Organisation Movember sammelt Spendengelder, um damit Männergesundheit zu fördern.

Sven: psychische Störung durch Trauma

Nach zwei harten Schicksalsschlägen hat Sven psychische Probleme entwickelt. Zunächst war er in einen schweren Autounfall verwickelt. Der junge Mann lag fünf Tage im künstlichen Koma: Schädel-Hirntrauma, Bruch des zweiten Halswirbels, Kieferbruch, Kreuzbandriss und eine Lungenembolie waren die Folgen des Unfalls. Zwei Jahre später wird Sven in einer Diskothek brutal mit einem Bierglas angegriffen – und verliert das linke Augenlicht.

Eine Gewalterfahrung und ein schwerer Verkehrsunfall sind beides Traumata – also bedrohliche Erfahrungen, die mit einem Gefühl von Angst und Hilflosigkeit verbunden sind. Wer so etwas erlebt hat, kann eine psychische Störung entwickeln.

Kurz nach dem fatalen Vorfall in der Disco beginnen heftige Albträume Sven zu quälen. Die Erinnerungen an den schrecklichen Abend lassen den Mann nachts nicht mehr schlafen. Hinzu kommen Ängste und Wahnvorstellungen. Sven grübelt ständig über sein Schicksal nach und leidet an Depressionen. Schließlich erhält er die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Fibromyalgie: Medizinalcannabis gegen die Schmerzen

Mehrere Jahre später beginnt Sven, bei kaltem Wetter starke Schmerzen zu empfinden. Morgens fühlen sich seine Glieder und Gelenke steif an. Der junge Mann kommt kaum aus dem Bett und hat das Gefühl, sein Körper sei ausgekühlt. Dazu kommen Krämpfe und Gelenkschmerzen. Ein Rheumatologe diagnostiziert bei Sven Fibromyalgie.

Da Sven die Schmerzmedikamente, die ihm verschrieben werden, nicht verträgt, verordnet ihm ein Schmerzmediziner am Ende Medizinalcannabis. Inzwischen trägt seine Krankenkasse die Kosten für die Cannabinoid-Therapie.

Sven ist glücklich, dass er eine Medizin gefunden, die ihm hilft und die er verträgt:

“Seitdem ich Cannabis als Medizin einnehme, bin ich nicht mehr bettlägerig. Ich komme öfter vor die Tür und kann am Leben teilnehmen. Ich habe zwar immer noch massive Schmerzen, aber ich kann wesentlich besser damit leben.”

Günter: Schmerzpatient seit Motorradunfall

Günter Weiglein ist seit einem schweren Motorradunfall im Jahr 2002 chronischer Schmerzpatient. Die Behandlung mit Cannabinoiden macht ihn nicht schmerzfrei, aber die Schmerzen sind deutlich geringer und er kann besser schlafen.

Der Hanf-Aktivist ist einer der wenigen Patienten, der bereits vor Einführung des Cannabisgesetzes eine Ausnahmegenehmigung des BfArM besaß, das ihm die Einnahme von Cannabis zu medizinischen Zwecken erlaubte. Als die Übernahme der Cannabis-Therapie durch die Krankenkasse möglich wurde, wollte diese die Kosten von Günters Behandlung allerdings zunächst nicht übernehmen – am Ende willigte sie jedoch ein.

Klage wegen Geruchsbelästigung

Mit der Justiz kennt sich Günter inzwischen aus: Er stand schon wegen Eigenanbaus vor Gericht. Dann verklagte ihn auch noch seine Nachbarin. Sie wollte nicht hinnehmen, dass der Schmerzpatient seine Medizin auf dem Balkon verdampft, da sie sich von dem Geruch belästigt fühlt.

Inzwischen hat der Richter die Klage abgewendet. Günter Weiglein darf weiterhin Cannabisblüten auf dem Balkon verdampfen. Der Richter konnte bei einem Besichtigungstermin vor Ort keinen besonders unangenehmen Geruch feststellen. Darüber hinaus betont das Gericht in dem Urteil, dass Günter Cannabis als Medizin einnimmt. Das sei grundsätzlich etwas Anderes, als Rauchen für den Genuss.

Jürgen: Neuropathische Schmerzen nach GBS

Jürgen Gutowski ist Journalist, Autor und Filmemacher. Der heute 64-Jährige war nie ernsthaft krank, erfreute sich bester Gesundheit. Im Herbst 2015 allerdings geriet sein bisheriges Leben aus den Fugen: Jürgen erkrankt am Guillain-Barré-Syndrom (GBS), einer seltenen neurologischen Erkrankung.

Der Journalist ging einen Leidensweg durch Koma, Beatmung und vier Intensivstationen. Mehrmals blieb sein Herz stehen. Ein Jahr musste er stationär in verschiedenen Krankenhäusern behandelt werden. Die schwere Erkrankung überlebte der Mann nur knapp.

Mit der Heilung kommen die Schmerzen

“Als ich aus dem Koma erwachte, hatte ich noch keine Schmerzen”, erzählt Jürgen. Diese setzen nach rund drei Monaten ein. Jürgen ist zunächst gelähmt, Sprechen und Gehen muss er neu lernen. Die Schmerzen aber sieht er nie als Feind an, denn er verbindet sie mit seiner Heilung.

Ein Jahr sitzt der Journalist im Rollstuhl. Je besser er sich bewegen kann, desto heftiger werden die Schmerzen. Irgendwann werden diese unerträglich und die verordneten Schmerzmittel reichen nicht mehr aus. So probieren die Ärzte andere Medikamente in verschiedenen Kombinationen aus. Mit diesen fühlt sich Jürgen allerdings “betäubt bis zur Apathie”, wie er erzählt.

“Ich hätte den Wiedereinstieg in meinen Beruf so nicht geschafft, ich wäre nicht alltagstauglich gewesen.”

Cannabinoide gegen neuropathische Schmerzen

Jürgens Neurologin unterstützt ihn, als er eine Cannabinoid-Behandlung wünscht. Von der Wirkung ist er begeistert, seine Schmerzen sind nahezu verschwunden. Seit Sommer 2017 erhält der Mann aus Niedersachsen Cannabis auf Rezept. Das Medikament hilft nicht nur gegen die Schmerzen, es fördert auch seinen Schlaf.

Allerdings sucht er lange nach der richtigen Dosierung. Zu viel THC macht ihn nervös und aufgedreht, auch wenn es die neuropathischen Schmerzen deutlich reduziert. Aber Jürgen benötigt eine Dosierung, mit der er gut arbeiten kann.

Daher entscheidet er gemeinsam mit seiner Ärztin, seine Cannabisblüten stark zu reduzieren und stattdessen parallel ein zehnprozentiges CBB-Öl einzunehmen. Von dem Effekt ist Jürgen begeistert: Die Schmerzen werden sehr gut reduziert, “hinzu kommt eine deutlich emotional ausgleichende und schlaffördernde Wirkung”, so Jürgen.

Sein Opioid hat er inzwischen komplett abgesetzt. Das Gefühl in Händen und Füßen kehrt zunehmend zurück. Zurzeit nimmt Jürgen noch regelmäßig Pregabalin ein. Er hofft, wenn seine Heilung weiterhin so gut verläuft, dass er auch dieses Medikament irgendwann nicht mehr braucht.

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