Neuseeland: das Land der Schafe, Hobbits und unendlich schöner Natur. Bald wird es auch hier Cannabis geben, zumindest als Medizin.
Der Weg ist frei für Cannabis als Medizin
Innerhalb eines Jahres hat sich in Neuseeland die Debatte über die Legalisierung von medizinischem Cannabis gedreht: Die Abgeordneten des neuseeländischen Parlaments unterstützen nicht länger das bisherige Verbot, sondern wollen den Weg freimachen für die Einführung von Cannabis als Medizin. Unter den Parteien gibt es dafür einen breiten Konsens. Ein neues Gesetz scheint noch innerhalb dieser Legislaturperiode zu kommen — also bis 2020.
Zurzeit ist Cannabis in Neuseeland komplett verboten. Die einzige Ausnahme ist das Medikament Sativex, das entsprechend seiner Zulassung von bestimmten Ärzten verschrieben werden darf, allerdings nicht von den Krankenassen bezahlt wird. Mehr dazu hier.
Wie es scheint, wollen die neuseeländischen Politiker aber nicht weiter gehen, als Cannabis als Medizin einzuführen. Dem Vorbild Kanadas, Uruguays und einiger US-Staaten, die Cannabis komplett legalisiert haben, wollen sie nicht folgen.
Wechsel in der politischen Landschaft
Vor den Wahlen im letzten Jahr äußerte die führende National Party kein Interesse, den Status quo zu ändern. Seit den Wahlen im Herbst 2017 wird Neuseeland von einer Koalition aus Labour Party und New Zealand First regiert, die durch die Green Party gestützt wird. Mit der Bildung der Labour-geführten Regierungskoalition kehrte die Marihuana-Reform auf die politische Agenda zurück.
Die Green Party hatte in ihrem Wahlkampf ein Referendum zum Thema Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum versprochen. Dieses Referendum soll voraussichtlich noch vor Ende 2020 abgehalten werden.
Innerhalb der neuseeländischen Gesellschaft gibt es eine breite öffentliche Unterstützung für die Anwendung von Cannabisprodukten aus medizinischen Gründen, beispielsweise gegen Schmerzen. Die Legalisierung zu Genusszwecken findet ebenfalls viele Unterstützer. Auch in Neuseeland ist Marihuana die am häufigsten konsumierte illegale Droge.
Gefahren für die Gesundheit
Professor Joseph Boden von der University of Otago betont die gesundheitlichen Gefahren, die vom Cannabiskonsum ausgehen: Sucht sei ein wichtiges Thema, wenn Neuseeland Cannabis legalisiere. Dr. Boden betont, dass viele Forschungen auf den Zusammenhang von Cannabiskonsum und psychischen Problemen hinweisen.
Cannabisabhängigkeit sei „nicht wirklich anerkannt“, so Professor Boden. „Es ist eine definierte Störung, aber es ist nicht gut erkannt, weil viele Leute es nicht melden.“
Was könnte eine Legalisierung für Neuseeland bewirken?
Abe Gray ist der Kurator des Whakamana Cannabis Museums in Dunedin und Mitglied der Opportunities Party. Seiner Ansicht nach läuft Neuseeland Gefahr „vollständig zurückgelassen“ zu werden, wenn es weiterhin Cannabis verbiete.
Gray erklärt, Neuseeland könnte von einem jährlichen medizinischen Cannabis-Markt von einer Milliarde Dollar und einem jährlichen Freizeit-Markt von fünf Milliarden Dollar profitieren, wenn Cannabis legalisiert wird. Neuseeland „verliert bereits jetzt den Anschluss bei dieser wichtigen landwirtschaftlichen Ware.“
Die Vorteile für die Umwelt und die Wirtschaft in Neuseeland seien „unermesslich“, so Gray. Neuseeland müsse nicht länger die Prohibition finanzieren und würde von den Einnahmen aus den Verkäufen profitieren. Darüber hinaus könnte eine umweltfreundliche Agrarindustrie Neuseelands Abhängigkeit von der Milchindustrie ausgleichen.
Wie Cannabis regulieren in Neuseeland?
Professor Boden betont, dass die Regierung bei der Cannabis-Legalisierung vorsichtig sein solle, auch in Bezug auf das Alter der Konsumenten:
„Wir würden nicht wollen, dass das gesetzliche Alter 18 ist. Ich denke, es muss mindestens 21 sein.“
Neuseeland müsse bei der Regulierung des Cannabis-Angebotes verantwortungsvoll handeln:
„Ich denke, der Staat muss das Angebot kontrollieren, also kein Marketing oder Werbung, denn wenn sich die Privatwirtschaft daran beteiligt, haben wir einen Markt wie Alkohol und haben die gleichen Probleme wie beim Alkohol.“
Auch Abe Gray spricht sich für eine verantwortungsvolle Regulierung aus. So könnte „die erste Steuer von 50 Millionen Dollar für psychische Gesundheit und Suchthilfe eingesetzt werden, ähnlich wie die Legalisierung in Colorado genutzt wird, das Gesundheitssystem zu finanzieren.“
Wir von Leafly.de sind gespannt, wie sich das Thema Cannabis-Legalisierung in Neuseeland entwickeln wird.