In den vergangenen Jahren wurde in den Niederlanden ein rasanter Anstieg bei der Verordnung von Cannabis als Medizin beobachtet. Jetzt verordnen niederländische Ärzte jedoch nicht mehr so häufig Medizinalhanf. Laut einem Bericht der niederländischen Stiftung für pharmazeutische Statistik (SFK) ist im Vergleich zum Jahr 2017 im Jahr 2018 die Abgabe von Medizinalhanf in Apotheken zurückgegangen. So waren es im Jahr 2017 insgesamt 53 300 Abgaben und im Jahr 2018 nur noch 49 500 Abgaben. Das entspricht einem Rückgang von sieben Prozent. Dabei ist die Zahl der Cannabispatienten in den Jahren 2013 bis 2017 stetig gestiegen.
Die SFK führt diesen Rückgang auf den im Juni 2018 veröffentlichten „NHG Standpunkt-Cannabis“ der niederländischen Gesellschaft der Allgemeinmediziner namens Nederlands Huisartsen Genootschap (NHG) zurück. Hierin heißt es unter anderem: „Die Verschreibung von Cannabis wird nicht empfohlen, da nicht genügend Wissen vorhanden ist.“ Es scheint so, als hätten viele niederländische Ärzte hierauf direkt reagiert. Denn nachdem es im März 2018 bereits einen Entwurf gab, gingen bereits im Mai die Cannabis-Abgaben zurück.
Niederländische Ärzte waren für den NHG Standpunkt-Cannabis
Niederländische Ärzte bzw. Hausärzte, die Hauptverordner von Medizinalhanf, waren einem Medienbericht zufolge für die Stellungnahme der NHG, da die Verordnungszahlen von Medizinalhanf und auch die Verkaufszahlen von legalem Cannabisöl in Apotheken, Drogerien und Bioläden drastisch zugenommen hatten. Einem Medienbericht zufolge hätten Patienten auch immer häufiger nach Medizinalcannabis gefragt, weil andere Therapien nicht wirksam genug waren oder aber mit zu vielen Nebenwirkungen gekämpft wurde.
Der NGH zufolge sollen nun niederländische Ärzte bei der Verordnung von Medizinalhanf vorsichtig sein. Denn die bisherigen wissenschaftlichen Beweise zur Wirksamkeit, insbesondere zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Lebensqualität, seien nicht ausreichend. Weiter empfiehlt die NGH, nur Palliativpatienten pharmazeutisches Cannabis aus der Apotheke zu verschreiben.
Niederlande: Aktuelle Zahlen
Im Jahr 2017 erhielten im Durchschnitt 54 von 100 000 Patienten mindestens ein Cannabis-Rezept laut einem Bericht des NIVEL-Forschungsinstituts. Das entspricht etwas mehr als einem Patienten der Allgemeinpraxis mit durchschnittlich 2 000 registrierten Patienten. Dabei wurde Medizinalhanf vorwiegend bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, neurologischen und psychischen Beschwerden verordnet. Frauen erhielten etwas häufiger als Männer ein Cannabis-Rezept.
Die Cannabisproduktion und -lieferung erfolgt durch das Büro für Medizinal-Cannabis (BMC). Dieses ist dem Ministerium für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport unterstellt. Hauptzulieferer von Cannabisblüten ist Bedrocan. Außerdem stellen einige Apotheken Cannabisöl in unterschiedlichen THC- und CBD-Konzentrationen her und verkaufen diese. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Abgabe der Öle um ungefähr vier Prozent. Hingegen ging die Abgabe von Cannabisblüten um 19 Prozent zurück.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.