Der dreiunddreißigjährige Luxemburger David kämpfte mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen. Ein Reizdarmsyndrom verursachte, dass er permanent den Eindruck hatte, auf die Toilette gehen zu müssen. Er verspürte einen andauernden Druck. Wenn er dann auf dem stillen Örtchen saß, kam er nicht mehr herunter, da er immer den Eindruck hatte, noch nicht fertig zu sein.
Bei einer WC-Frequenz von dreizehn bis fünfzehn Mal pro Tag konnte David von einem geregelten Alltag nur träumen. Ständig musste eine Toilette in der Nähe sein und im Büro wurde er häufig schief angesehen, weil er durch Abwesenheit glänzte.
Im Laufe der Jahre kamen noch regelmäßiges Sodbrennen und fast tägliche Kopfschmerzen dazu. Zusätzlich plagte ihn zwei bis dreimal pro Monat eine ausgeprägte Form von tagelanger Migräne.
Kein Arzt kann helfen aber eine Diskussion um die Legalisierung von Medizinalhanf macht David neugierig
Für David begann ein Spießrutenlaufen von einem Arzt zum anderen. Darmspiegelungen wurden durchgeführt, er bekam Medikamente – nichts half ihm.
Vor einigen Jahren begann in Luxemburg die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis als Medizin. Als David bemerkte, dass ihm seine Ärzte und die von diesen verschriebenen Medikamente ihm nicht helfen konnten, machte er sich in 2015 an die Recherche, ob Cannabis ihm wohl auch helfen könnte.
Im Internet und in den Büchern von Dr. Grotenhermen wurde er dann fündig: Studien zeigten, dass Cannabinoide helfen könnten. Er testete es daraufhin und merkte, wie gut es ihm damit ging. Der Druck verging weitestgehend und seine Toilettengangfrequenz ging auf zwei bis drei Mal pro Tag herunter. Auch die Migräneschübe konnte er damit sehr eindämmen; die täglichen Kopfschmerzen und das Sodbrennen verschwanden komplett.
David hat seine Medizin gefunden – die Suche nach einem Arzt begann
David war die Anerkennung von Cannabis als seine Medizin sehr wichtig, denn seine Frau stand dem sehr skeptisch gegenüber und er wollte nicht illegal handeln. Mit seinen Erfahrungen und den Rechercheergebnissen ging er somit zu seinem behandelnden Arzt – nur wird Cannabis in Luxemburg nur an MS- und Krebspatienten verschrieben, und das nur in Form von Sativex.
Also trat David mit Dr. Grotenhermen in Kontakt um Genaueres über die Möglichkeiten zu erfahren, in Deutschland Cannabis verschrieben zu bekommen. Dies war jedoch im Jahr 2016: Die Behandlung mit Cannabis war nur mit Ausnahmegenehmigung möglich.
Für einen Luxemburger Patienten gäbe es keine Möglichkeit es durchzusetzen. Er solle also darauf hoffen, dass das neue “Cannabis-als-Medizin”-Gesetz bald im Bundestag abgesegnet und möglichst bald in Kraft treten würde.
Die Gesetzesänderung in Deutschland macht es möglich: David bekommt sein erstes Cannabisrezept
Als David im März 2017 hörte, dass Deutschland die Behandlung mit Cannabis legalisiert hatte, machte er sich im März 2017 sofort auf die Suche nach einem Arzt in Deutschland.
Der Erste unterstellt ihm, dass seine Probleme erst vom Cannabis kommen würden und dass er lediglich an das Rezept herankommen wolle. Auch die Erwiderung, dass er vorher kein Cannabis zu sich genommen hatte, ließ der Arzt nicht gelten.
Gleichzeitig besuchte er eine Heilpraktikerin, die ihm einen deutschen Arzt nennen konnte, bei dem sie sich vorstellen konnte, dass er es verschreiben würde. Zwar war dieser Arzt Cannabis gegenüber nicht gerade so negativ eingestellt, traute sich aus Erfahrungsmangel dennoch nicht an das Thema heran.
Allerdings empfahl dieser Arzt David einen weiteren Arzt, von dem er sich sicher war, dass dieser Cannabis verschreiben würde. Zunächst verschrieb auch dieser normale Präparate, aber sie halfen David nicht. Beim dritten Besuch willigte er dann ein.
So bekam David sein erstes Cannabisrezept für Bedrocan. Die Kosten werden zwar nicht von seiner Krankenkasse übernommen, doch da seine Tagesdosis mit 0,25 Gramm pro Tag so niedrig ist, kann er die Kosten gut stemmen. Oft hat die deutsche Apotheke Lieferschwierigkeiten, doch dann fährt David nach Holland, um es sich dort aus der Apotheke zu holen.
David geht es gut
Inzwischen hat David sein Leben wieder voll im Griff. Seit Juli 2017 hatte er nur noch zwei Migräneanfälle und wacht äußerst selten mit Bauchschmerzen auf. Seine Frau hat das Cannabis als Medizin seit der Verschreibung voll akzeptiert.
Nur eine seiner Töchter beschwert sich ab und zu, dass das Cannabis stinkt. Aber sie freuen sich sehr, dass es dem Papa wieder gut geht.
Anm. d. Red.: Ich finde es großartig, wie klar und konsequent David vorgegangen ist. Er konnte der Versuchung widerstehen, sich das Cannabis einfach illegal zu besorgen. Er hat gradlinig darum gekämpft, dass seine Medizin als Medizin anerkannt wird. Ein toller Mann.
Patienteninfos
Name: David W.
Alter: 33
Wohnort/Bundesland: Luxemburg
Krankenkasse: Nationale Gesundheitskasse
Anamnese: Migräne, chronische Kopfschmerzen, Reizdarmsyndrom & Sodbrennen
Medikation: Bedrocan 0,25 g /Tag Abends, Verdampfer und bei Bedarf
Das Leafly.de Patienteninterview
Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
David: Ich habe 2015 Selbstversuche unternommen und habe gemerkt, wie gut es mir damit geht. Dann habe ich lange Zeit versucht, einen Arzt zu finden. Im Juni 2017 habe ich dann mein erstes Cannabisrezept bekommen.
Leafly.de: Wie bist Du denn darauf gekommen?
David: Hier in Luxemburg gab es einen Abgeordneten, der Mediziner ist. Er hat die Diskussion um die Möglichkeiten zur Behandlung mit Cannabis angeregt. Dadurch kam ich darauf und dann habe ich mich durch das Internet und die Literatur von Herrn Dr. Grotenhermen weitergebildet.
Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
David: Als Dauermedikation und bei Bedarf
Leafly.de: Welches Präparat nimmst Du in welcher Dosierung?
David: Ich bekomme Bedrocan Blüten; jeden Abend 0,25 g. Vor der Verschreibung hat mir Amnesia auch gut geholfen.
Leafly.de: Gibt es Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
David: Bisher ist es insgesamt schwer. Das Rezept bekomme ich von einem deutschen Arzt und ich hole mir mein Medikament in einer deutschen oder holländischen Apotheke. Wir Luxemburger haben die Möglichkeit uns im Ausland behandelt zu lassen, allerdings müssen wir vorher einen Antrag stellen und dies auch genau begründen. Das wird dann mal akzeptiert und mal nicht. Da wir derzeit in Luxemburg auf die Ausarbeitung eines Gesetzes warten, durch das auch hier Cannabis in der Medizin angewendet werden darf, muss ich die Kosten natürlich selbst tragen. Aber bei zehn Gramm pro Monat ist das noch im Rahmen des Möglichen.
Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
David: Überhaupt nicht. Ich habe es auch schon ein paar Mal abgesetzt: Außer, dass ich vielleicht mal Lust danach verspürte, gab es keine Entzugserscheinungen.
Vielen Dank, lieber David. Wir wünschen Dir, dass es Dir weiterhin so gut geht!
Weitere Informationen zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen finden Sie in diesem Beitrag.