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Leafly.de Patientenakte: Diana, 47, Polyarthrose, entzündliches Rheuma, Amputation, austherapiert

Uta Melle Gand Mal Epilepsie Überleben Autor:
Uta Melle

In den neunziger Jahren bekam Diana Arthrose in den Knien. Die folgenden Operationen bildeten den Auftakt zu einer beispiellosen Odyssee: insgesamt 87 Operationen musste sie über sich ergehen lassen, alle Arten von Schmerzen hat sie kennenlernen müssen. Doch aufgeben kommt für Diana nicht infrage.

Leafly.de Patientenakte: Diana, 47, Polyarthrose, entzündliches Rheuma, Amputation, austherapiert
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Mit Schmerzen im Knie fing es an. Die Diagnose: Arthrose. Die Ärzte handelten schnell, doch leider ging alles ziemlich schief. Siebzehn Operationen und drei künstliche Kniegelenke später war klar, dass es keine Rettung für das Kniegelenk mehr gab. So wurde Diana 2005 ein Brehmstab eingebaut. Leider gab es auch bei dieser Operation Probleme: Der Brehmstab wurde schief eingesetzt und die Wunde wurde mit Staphylokokken infiziert. Die Schmerzen wurden immer schlimmer.

Die Amputation des Beines

2008 riet ein neuer Chirurg Diana zur Amputation. In Hoffnung auf Schmerzfreiheit willigte sie ein. Zunächst wurde es auch besser, doch dann kamen die Phantomschmerzen. Durch die Schmerzmedikamente nahm sie ungefähr 80 Kilo ab. Dies hatte zur Folge, dass sie die Prothese nicht tragen konnte, denn Diana klemmte sich immer wieder die überschüssige Haut ein. Diese musste in einer weiteren Operation abgenommen werden.

Auch die besten Professoren machen Fehler

Ein namhafter Professor der Schönheitschirurgie bot Diana 2008 die Operation der Bauchhaut an. Natürlich willigte sie ein. Leider wurde auch diese Wunde bei der Operation infiziert, sodass die Folgen in 14 weiteren Operationen korrigiert werden mussten. Fast täglich musste eine Drainage durchgeführt werden – Diana war völlig am Ende. Hinzu kam, dass sie nicht mehr auf Toilette gehen konnte. Die Ärzte gaben Abführmittel – nichts half. Nach 37 Tagen war es nicht mehr zu ertragen: Diana wies sich ein: Die Ärzte fanden fossilartige Versteinerungen in ihrem Enddarm. Auch heute noch kann Diana ohne Abführmittel keinen Stuhlgang erledigen.

Die Arthrose ging weiter

Zwischen 2006 und 2012 verbreitete sich die Arthrose in Diana Körper neben all den anderen Beschwerden leider sehr: Beide Schultern und Handgelenke waren betroffen, das zweite Knie machte sich auch bald bemerkbar. Die Handgelenke liess sie erfolgreich mit einer Epping-Plastik bearbeiten, ihren rechten Ellenbogen liess sie operieren, die Gebärmutter und Eierstöcke entfernen. Dianas Schmerzlevel erreichte 2013 eine sieben.

Ein neues Mittel gegen die Schmerzen: Sativex

Über Jahrzehnte hinweg bekam Diana Opiate, Morphine und sonstige Schmerzmittel gegen ihre Schmerzen. Die Nebenwirkungen waren sehr intensiv, doch sie linderten die Beschwerden nicht sehr. Ende 2016 hörte sie von anderen Patienten von Sativex, Cannabis als Medizin. Sie informierte sich weiter im Internet und entschied, es mal zu probieren. Ihr Schmerztherapeut schrieb das Rezept und ihre Krankenkasse übernahm die Kosten, da Diana schon seit einiger Zeit als austherapiert gilt, gab es hier keine Diskussionen. Das Ergebnis: Diana war begeistert, endlich ging es ihr besser.

Lesen Sie hier mehr zu Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis und Medizinalcannabis.

Mit arthritischen Handgelenken kann man keinen normalen Rollstuhl bedienen

Derzeit kämpft Diana noch mit ihrer Krankenkasse, da diese ihr nur einen „normalen“ Rollstuhl bewilligen will. Durch die Arthritis in ihren Händen kann sie diesen kaum bewegen. 50 Meter – mehr geht nicht. Diana wünschte sich einen Rollstuhl mit Hebelantrieb – leider wurde ihr lediglich die Aufrüstung ihres normalen Rollstuhls zum Elektromodell bewilligt. Dieser war jedoch mehr kaputt als heil. Ein neues Modell soll nun bewilligt werden – doch Diana wünscht sich nach wie vor das sehr viel günstigere Hebelantriebmodell als einen Elektrorollstuhl.

Wir von Leafly.de stellen uns an dieser Stelle die Frage, warum sich die Krankenkasse derart anstellt, Diana das Hilfsmittel ihrer Wahl zu genehmigen. Es ist uns unverständlich und wir werden dieser Sache auf den Grund gehen.

Patientenakte Diana

Pers. Anm. d. Autorin: Ich habe lange keine so tragische Geschichte gehört. Und ich habe lange nicht mehr mit einer so munteren und lustigen Frau telefoniert. Liebe Diana, Du bist wahrlich ein Unikum!

Patienteninfos
Name: Diana
Alter: 47 Jahre
Wohnort/Bundesland: Essen/Nordrhein-Westfalen
Krankenkasse: Knappschaft
Anamnese: Polyarthrose, entzündliches Rheuma, Amputation, austherapiert
Medikation: Sativex, 4 x 8 Sprühstöße

Das Leafly.de Patienteninterview

Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
Diana: Seit November 2016.

Leafly.de: Wie bist Du denn darauf gekommen?
Diana: Ein Patient hat mich darauf aufmerksam gemacht und anschließend habe ich mich im Internet schlau gemacht.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Diana: Als Dauermedikation, jeden Tag.

Leafly.de: Welches Präparat nimmst Du in welcher Dosierung?
Diana: Ich nehme viermal am Tag acht Sprühstöße.

Leafly.de: Wie wirkt Sativex bei Dir?
Diana: Es ist ein sehr befreiendes Gefühl. Dieses Mittel nimmt mir am besten den Schmerz. Und Schmerz beeinflusst das Leben ungemein.

Leafly.de: Gab es bei der Kostenübernahme für Sativex Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
Diana: Überhaupt keine. Damals gab es noch Ausnahmegenehmigungen. Das ging sehr schnell.

Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
Diana: Bei mir wirklich überhaupt nicht. Ich habe so viele Schmerzmedikamente bekommen – Opiate und Morphine. Davon wird man abhängig – und zwar sehr schwer. Ich hatte zwei Medikamentenentzüge. Das ist mit Sativex nicht zu vergleichen.

Patientenakte Diana

Vielen Dank, liebe Diana. Wir wünschen Dir, dass Du niemals die Kraft verlierst, die Du hast!

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