StartseiteAlle ArtikelFachbereicheOnkologieLeafly.de Patientenakte: Erik, 28, Berlin, Glioblastom

Leafly.de Patientenakte: Erik, 28, Berlin, Glioblastom

Uta Melle Gand Mal Epilepsie Überleben Autor:
Uta Melle

Wir trafen Erik. Er ist 28 Jahre alt, trägt ein Baseballkäppi und grinst von einem Ohr zum anderen. Er hat auch einen Grund: Er lebt noch – und feiert jeden Tag, trotz seines Hirntumors.

Zu den Patientenakten
"Rummelschubser – Hirntumor mit Humor"

Am zweiten Weihnachtsfeiertag fiel Erik um. Er hatte einen Grand Mal, einen epileptischen Anfall mit Spasmen und Bewusstlosigkeit. Die Diagnose wurde schnell gestellt: Ein Glioblastom (Hirntumor) an der rechten Schläfe, 2,5 cm groß, Stufe 4.

Das Leben leben mit Glioblastom

Prognosen geben Ärzte hier nicht – aber Google hatte die Auskunft: Lebenserwartung 5 – 15 Monate. Für viele eine Diagnose zum Aufgeben, aber nicht Erik! Er hat eine unglaublich positive Persönlichkeit, Power und jede Menge Galgenhumor.
 
Nach zwei Operationen und der medikamentösen Einstellung auf Levitiracetam gegen die epileptischen Anfälle, hat sein Arzt ihm zunächst Dronabinol 2 x 5 mg / Tag in der Strahlen-Chemo verschrieben. Inzwischen nimmt er Bedrolite in Tee-Form zu sich, 2 x täglich 1g in ½ Liter Wasser. Es wäre auch möglich, ein Sativex-Rezept zu bekommen. Dies allerdings ohne Kostenübernahme. Einmal hat er versucht, eine Chemofuhre ohne irgendwelche Hilfsmittel wie medizinisches Cannabis oder Ondansetron zu nehmen. Er hat zwei Stunden lang gespuckt. Daraufhin nahm er es wieder und alles war gut.

Erik, der Rummelschubser

Wir treffen uns in einem Café. Erik bestellt sich heißes Wasser und bereitet sich einen Tee aus Bedrolite-Cannabisblüten. Er sieht gut aus. Sein Haar verdeckt fast komplett wieder die Narben auf seinem Kopf. Mit seiner Krankheit hatte er sich schnell abgefunden, sagt er, ändern kann maneh nichts. Es ist faszinierend zu sehen, wie er sein Leben wieder neu ausgerichtet hat. Er erweckt den Eindruck, dass er jede Hürde nehmen kann, dass Herausforderungen ihn nur noch stärker machen. Um die Verschreibung von medizinischem Cannabis hat er erfolgreich gekämpft, seine Anschluss-Reha hat er mit links durchgesetzt, natürlich auch in der Wunsch-Klinik.
 
Seine Lebensplanung hat er erst einmal auf Eis gelegt. Er lebt: Tag für Tag. Neue Möglichkeiten öffnen sich ihm, aber erst einmal die Reha, dann weitersehen, weiterleben. Behandelt wird er in der Neurochirurgie der Charité – her fühlt er sich sehr gut aufgehoben.

Um seine Freunde auf dem Laufenden zu halten, wie es ihm geht, hat er direkt nach seiner Diagnose einen Blog eingerichtet: Rummelschubser. Hier schreibt er regelmäßig offen, spontan, ehrlich, lebensbejahend und lustig über seinen Weg. Er lässt nichts aus.

Er ist ein bewundernswerter junger Mann und ich freue mich schon, ihn wiederzusehen.
Auch ich bin der festen Überzeugung, dass er noch ein langes Leben vor sich hat!
Go for it, Erik!

Im SWR-Radiointerview kann man seine lustige Art verfolgen.

Erik

Erik

Patienteninfos:
Name: Erik K.
Alter: 28
Wohnort: Berlin
Krankenkasse: HEK
Anamnese: Gliobastom, Epileptische Anfälle
Medikation: Dronabinol 2x tgl 1 5mg Kapsel, BedroLite Blüten 2 x täglich

DAS LEAFLY PATIENTEN INTERVIEW

Leafly.de: Seit wann wendest Du medizinisches Cannabis an?
Erik: Seit April 2017.

Leafly.de: Wie bist Du darauf gekommen?
Erik: Durch Eigeninitiative: ich habe recherchiert.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Erik: Morgens und Abends. Letzteres hauptsächlich da es einen gut schlafen lässt und wenn ich merke, dass Appetit oder Durst fehlen auch zur Mittagszeit.

Leafly.de: Welchen Wirkstoff hat das Präparat und in welcher Dosierung nimmst Du es?
Erik: Anfangs Dronabinol 2x tgl. je 5 mg Kapseln. Zusätzlich BedroLite als Tee 2x tgl. – Das ist aber gar nicht wasserlöslich. Mittlerweile inhaliere beziehungsweise rauche ich es über den Tag verteilt.

Leafly.de: Hattest Du Schwierigkeiten bei der Beantragung der Kostenübernahme durch Deine Krankenkasse?
Erik: Ja, mehrere Widersprüche waren notwendig. Rückwirkend werden keine Kosten übernommen – allein im April 2017 1980€. Die Übernahme wurde auf ein Jahr und explizit „BedroLite“ beschränkt.

Leafly.de: Gibt es heute noch Probleme mit der Verschreibung?
Erik: Ja, Dronabinol sei laut Arzt schwierig zu steuern. Andere Produkte (Bedrocan o.ä.) muss ich neu beantragen.

Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
Erik: Niemals, Abhängigkeit ist Kopfsache. Und solange stärkere / gefährlichere Drogen (Alkohol/Tabak) weiter schamlos beworben und verherrlicht werden, sehe ich erst recht keine Gefahr im Cannabis.

Erfahren Sie hier mehr über das Glioblastom und Medizinalcannabis.

Ähnliche Artikel