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Leafly.de Patientenakte: Jörg, 59, Morbus Waldenström, Asthma, Fatigue

Uta Melle Gand Mal Epilepsie Überleben Autor:
Uta Melle

2011 begann Jörg sich abgeschlagen zu fühlen. Nach mehreren Untersuchungen, die zum Teil nicht folgenlos waren, sowie einer Fehldiagnose, stellte man bei ihm Morbus Waldenström fest. Zwei Jahre später war er von allen vorhergegangenen und aktuellen Therapien so ausgezehrt, dass seine Seele darunter litt. Durch die Unterstützung seiner Behandlung mit Cannabis konnte ihm nun geholfen werden.

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Jörg, selbstständig mit einer Reisemobil-/Wohnwagenwerkstatt mit Shop, aus dem schönen Schleswig-Holstein, war immer ein sehr aktiver Mensch. Vor sieben Jahren änderte sich dies jedoch abrupt. Der aktive Mann fühlte sich abgeschlagen und matt. Zunächst dachte er sich nicht viel dabei. Er dachte, das sei normal bei Männern über 50. Was niemand ahnte: Er hatte Morbus Waldenström.

Beim nächsten Arztbesuch sprach er seinen Hausarzt auf seine Symptome an. Doch der nahm Jörgs Bedenken nicht ernst, sagte, dass er gut aussieht, und schickte ihn wieder weg. Nachdem Jörg eine normale Parodontosebehandlung mit Bakterien beim Zahnarzt durchführen ließ und anschließend in den Urlaub nach Spanien fuhr, bekam er Magenprobleme und Durchfall, die nicht mehr aufhörten. Dagegen nahm er ein paar Monate lang Ibuprofen.

Darm- und Magenspiegelung mit Folgen

Seine Magen-Darm-Probleme hörten jedoch nicht auf. Im Januar 2012 ließ sich Jörg also wieder untersuchen. Bei einer anschließenden Darmspiegelung kam es zu einem Darmriss, der erst bei der vier Tage späteren Kontrolluntersuchung erkannt wurde. Die sofortige Operation heilte jedoch lange nicht ab. Im Mai 2012 hatte Jörg noch immer schwere Schmerzen. Bei einer erneuten Einweisung wurde eine Magenspiegelung bei ihm durchgeführt. Leider lief auch diese nicht gut, denn infolgedessen bekam Jörg innere Blutungen.

Erste Diagnose: Knochenkrebs

Aufgrund der inneren Blutungen wies das Krankenhaus einen Komplett-Check Up an. Die Diagnose war niederschmetternd, denn die Ärzte gingen von Knochenkrebs aus. Tumore oder Metastasen waren jedoch nicht zu finden. Er unterzog sich der angewiesenen Chemotherapie. Anschließend wurde eine neue Knochenmarkbiopsie durchgeführt.

Zweite Diagnose: Morbus Waldenström

Das Ergebnis zeigte, dass es sich nicht um Knochenkrebs, sondern um Morbus Waldenström handelte. 2013 wurden Jörg drei Jahre Immuntherapie verordnet. Diese schlug an, die Werte waren gut. Doch nach zwei Jahren ununterbrochener Therapie und den vorgehenden Belastungen fühlte Jörg sich ausgezehrt. Auch seine noch immer vorhandenen Magenprobleme und der damit verbundene Schlafmangel machten ihm zu schaffen. Er rutschte in eine Depression herein, die sich oft aus solchen Situationen heraus bildet: eine Fatigue.

Morbus Waldenström: Ein bösartiges, aber langsam wachsendes Lymphom

Morbus Waldenström (MW) oder Waldenströms Makroglobulinämie ist eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen (B-Lymphozyten). Die entarteten B-Zellen produzieren große Mengen des Antikörpers Immunglobulin M (IgM), dessen Nachweis einen wichtigen Faktor für die Diagnose darstellt. Obwohl diese Erkrankung als bösartige Erkrankung gilt, schreitet sie langsam voran. Mehr dazu hier.

Der Tipp mit der Cannabis-Behandlung

Zu dem Zeitpunkt besuchte ein treuer Kunde wieder Jörgs Wohnwagenwerkstatt. Nachdem sie sich über die Neuigkeiten ausgetauscht hatten, gab ihm dieser den Tipp, seine Behandlung mit Cannabis zu unterstützen. Jörg ging daraufhin zu seinem Onkologen und ließ sich Dronabinol verschreiben. Daraufhin verbesserten sich seine Werte zusehends. Es wirkte sich auch auf den Magen und den Schlaf positiv aus. Endlich konnte er auch wieder „normal“ auf die Toilette.

Umstieg von Dronabinol auf Blüten

Anfang 2017 ließ sich Jörg statt dem künstlichen Cannabinoid Dronabinol, Bedrocan-Blüten verschreiben. Diese bekam er zunächst nur mit einem Privatrezept, da die Krankenkasse plötzlich die Kostenübernahme verweigerte.

Doch die Blüten verbesserten seinen Zustand täglich. Jörg blühte zusehends auf. Die Depression verschwand, seinem Magen ging es noch besser, der Schlaf war geregelt und die Werte wurden immer besser.

Inzwischen fühlt sich Jörg wieder fit. Leider kämpft er noch immer darum, dass seine Krankenkasse die Kosten für das Bedrocan übernimmt. Derzeit hat der Medizinische Dienst der Krankenkassen einen neuen Antrag abgewiesen. Jörg hat Widerspruch eingelegt.

Anmerkung der Autorin: Ich verstehe die Krankenkassen und den MDK nicht. Wenn einem Patienten nachweislich geholfen wird, die Werte besser werden, Schmerzen gehen und die Stimmung sichtlich aufhellt, sollte man meinen, dass Krankenkassen die Kosten für die Behandlung übernehmen, oder?

Patienteninfos
Name: Jörg
Alter: 59
Wohnort/Bundesland: Schleswig-Holstein
Krankenkasse: Barmer
Diagnose: Morbus Waldenström, Asthma, Fatigue-Depression
Medikation: Tagsüber – ca.0,2g – 0,4g Penelope, Abends – ca. 0,1g Bedrocan Fachrichtung des verschreibenden Arztes: Onkologe

Das Leafly.de Patienteninterview

Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
Jörg: Seit Ende 2015 Dronabinol und seit Anfang 2017 Bedrocan und Penelope.

Leafly.de: Wie bist Du denn darauf gekommen?
Jörg: Ein Bekannter von mir, er ist Professor des Maschinenbaus, besuchte mich 2015. Er erklärte mir, dass ihm eine Cannabisbehandlung geholfen hat. Daraufhin habe ich meinen Arzt gefragt und bekam Dronabinol.

Leafly.de: Wie war das erste Mal?
Jörg: Erst spannend und aufregend, aber ganz normal wie andere Medizin.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Jörg: Als Dauermedikation.

Leafly.de: War Dein Medikament einmal nicht lieferbar? Was hast Du dann gemacht?
Jörg: Da muss man bei einigen Apotheken anfragen. Das Schlimme ist, dass man auf sich alleine gestellt ist.

Leafly.de: Hattest Du Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
Jörg: Ja, immer noch. Ein Jahr lang, wurde alles bewilligt (Dronabinol) und dann auf einmal abgelehnt.

Leafly.de: Wie sieht es mit Deinem Job aus?
Jörg: Ich kann wieder normal arbeiten, obwohl es mir sehr schwerfällt.

Leafly.de: Bist Du glücklich?
Jörg: Sehr glücklich, ich bin froh, dass ich zufällig diese medizinische Pflanze kennenlernen durfte.

Vielen tausend Dank, lieber Jörg, dass Du den Mut hast, Deine Geschichte zu erzählen. Wir wünschen Dir, dass es weiterhin bergauf geht, viel Gesundheit und vor allem viel Spaß mit Deiner kleinen Enkeltochter.

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