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Leafly.de Patientenakte: Johanna R., 46, Bayern, metastasierter Brustkrebs

Uta Melle Gand Mal Epilepsie Überleben Autor:
Uta Melle

Mit Unterbrechungen kämpft Johanna seit vier Jahren gegen ihren Brustkrebs mit Knochenmetastasen. Inzwischen hat auch die Leber Metastasen gebildet. Nun begleitet sie die Chemotherapie mit Cannabis.

Leafly.de Patientenakte: Johanna R., 46, Bayern, metastasierter Brustkrebs
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Johanna wurde in ihrer Familie schon oft mit Krebs konfrontiert: Ihre Mutter und ihre Oma hatten beide Brustkrebs, ihre Tante ist an Darmkrebs gestorben. Im Oktober 2013 erhielt sie die niederschmetternde Diagnose: hormonpositiver Brustkrebs mit Knochenmetastasen. Ihr wurde eine neoadjuvante Chemo verschrieben: vier EC- und zwölf Taxol-Infusionen hielt sie aus.

Parallel bekam Johanna Infusionen mit Zometa zur Behandlung der Knochenmetastasen. Anschließend ließ sie eine Brusterhaltende Entfernung des Tumors durchführen.
Achtundzwanzig Bestrahlungen folgten, teilweise auch in der Nähe der Speiseröhre um die Metastase am Halswirbel zu bearbeitet, was wochenlange schwere Schmerzen beim Essen durch die inneren Verbrennungen der Speiseröhre zur Folge hatte.

Zu den Bestrahlungen begann sie die Langzeit Hormonbehandlung mit Tamoxifen durchzuführen. Die Therapien schloss sie mit einer Anschlussheilbehandlung ab, ließ sich jedoch auch noch ihre Eierstöcke entfernen. Die Therapien überstand Johanna relativ gut, sie konnte wieder viel reisen und Sport machen.

Von der Behandlungsodyssee zurück ins alte Leben – bis die Tumormarker steigen

Im Jahr 2015 nahm sie ihre alte Arbeit wieder auf und rutschte unbremsbar in ihr altes Leben zurück. Sie gab sich dem Stress der Arbeit voll hin. Parallel beobachtete sie ihre Tumormarker sehr genau. Hier konnte sie ein stetiges Ansteigen seit ihrem Arbeitsantritt erkennen (Foto).

Sie sprach dies bei ihrem Onkologen an, doch dieser hielt die Tumormarker für nicht aussagekräftig. Sie beschwerte sich, der Onkologe reagierte zunächst darauf jedoch nicht. Ein PET-CT konnte daraufhin im November 2015 einen Wachstums Progress der Knochenmetastasen und eine Auffälligkeit der Lymphen darstellen. Die weitere Chemo, diesmal mit Xeloda und Navelbine machte Johanna schon sehr zu schaffen, vor allem weil sie parallel arbeitete.

Ein neues CT Mai 2016 zeigte den weiteren Wachstum der Knochenmetastasen und zwang Johanna zum Abbruch der Chemo und zur Umstellung auf Aromatasehemmer und Xgeva statt Zometa. Es folgte ein Abfall der Tumormarker für sechs Monate. Doch seit Februar 2017 steigen diese wieder an.

Johannas Ultraschall zeigt Flecken auf der Leber

In einer anthroposophischen Klinik fand Johanna zusätzliche Hilfe: Misteltherapie und Hyperthermie ließ sie durchführen. Hier fand sie einen guten Ultraschall Arzt. Bei einer Untersuchung des Oberbauches fand dieser dann vor drei Wochen Flecken auf der Leber.

CT und MRT bestätigten die Annahme: Metastasen hatten sich gebildet. Alles auf Anfang. Eine neue Chemo wurde besprochen, nun entschied sich Johanna dazu, diese mit medizinischem Cannabis zu begleiten, da sie sehr positive Berichte darüber im Internet, vor allem auf Facebook fand.

Bitte um Behandlung mit neuen und alternativen Heilmitteln bringt erschütternde Antworten

Der Bitte um Behandlung mit dem neuen Präparat Ibrance wollte ihr Onkologe aus Angst vor Regressforderungen nicht nachkommen. Allgemein lehnt der G-BA die Behandlung in sehr vielen Fällen mit der Begründung ab, dass der Studienendpunkt „progressionsfreies Leben“ für sie nicht mehr relevant sei. Da außer Johanna derzeit sehr viele Frauen mit hormonpositivem Mammakarzinom diese Antwort bekamen, gibt es nun eine Petition, die sich an den G-BA richtet.

Johanna sprach ihren Onkologen zusätzlich an, ihr begleitend zur Chemo medizinisches Cannabis zu verschreiben. Seine Antwort war sehr merkwürdig: „Da muß ich ja einen dreiseitigen Antrag schreiben, dabei kriegt man das Zeug doch an jeder Ecke“.

Eine Aussage, die fachlich inkompent und menschlich enttäuschend ist: Cannabis im Straßenverkauf ist weder medizinisch geprüft noch weiß man Anteile von CBD oder THC vorhanden sind oder welche Zusatzstoffe (Verschnitt) hier noch enthalten sind.

Der nächste Onkologe lehnte Johannas Wunsch nicht komplett ab, war aber der Meinung, dass die passende Indikation fehlt und medizinisches Cannabis in ihrem Fall nicht genehmigt würde. An dieser Stelle weisen wir von der Leafly.de Redaktion auf unseren Beitrag zur Therapiehoheit bei der Verordnung von medizinischem Cannabis hin (link).

Erst ein engagierter Hausarzt, dessen Fokus die ganzheitliche Behandlung ist, bot als vierter Ansprechpartner Johanna Hilfe an.

Der Einsatz von medizinischem Cannabis bei Chemotherapie

Den ersten Durchlauf des neuen Chemotherapeutikums Abraxane hat Johanna gerade hinter sich. Diesmal begleitet sie die Therapie mit medizinischem Cannabis: Zunächst ging es ihr eineinhalb Tage gut, dann fiel sie in ein Loch, hatte enorme Knochen- und Gelenkschmerzen, dosierte das medizinische Cannabis hoch: jetzt geht es ihr wieder relativ gut, so dass Johanna unter den Therapien in reduziertem Umfang sogar weiter arbeiten kann .

Wir werden Johanna auf ihrem weiteren Weg begleiten und wünschen ihr von Herzen alles Gute!

Erfahren Sie hier mehr über Brustkrebs und die Behandlungsmöglichkeiten.

Patienteninfos
Name: Johanna R.
Alter: 46
Wohnort/Bundesland: Bayern
Krankenkasse: Techniker Krankenkasse
Anamnese: Metastasierter Brustkrebs, Metastasen in der Leber
Medikation: 15%-iges CBD-Öl, 85%-iges THC-Öl

Das Leafly.de Patienteninterview

Leafly.de: Seit wann wendest Du medizinisches Cannabis an?
Johanna: Heute sind es acht Tage. (Wann war das?)

Leafly.de: Wie bist Du darauf gekommen?
Johanna: Da ich nun schon länger mit dem Thema Brustkrebs zu kämpfen habe, tausche ich meine Erfahrungen auf Facebook in entsprechenden Brustkrebs, vor allem fortgeschrittenem Brustkrebs mit anderen Patientinnen aus.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Johanna: Ich nehme es begleitend zu meiner Chemo. Vor allem wenn ich Schmerzen habe. Mit Appetitlosigkeit hatte ich noch nie während einer Chemo Probleme. Und ich möchte, dass es mir gut geht, dass keine Ängste oder Depressionen mich befallen. Das ist mir wichtig im Alltag mit meinem Kind.

Leafly.de: Welchen Wirkstoff hat das Präparat?
Johanna: Ich nehme 15% CBD und 85% THC – jeweils als Öl

Leafly.de: Gibt es Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
Johanna: Der Antrag auf Kostenübernahme läuft derzeit.

Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
Johanna: Nein, habe ich nicht. Und sonst: Das wäre dann mein allerkleinstes Problem

Vielen Dank und wir wünschen Dir alles Gute, liebe Johanna!

 

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

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