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Leafly.de Patientenakte: Niko, 29, Hamburg, Autismus, Epilepsie, Depression, Migräne

Uta Melle Gand Mal Epilepsie Überleben Autor:
Uta Melle

Mit Anfang der Berufsausbildung verschlimmerten sich die schon immer vorhandenen Symptome des Autismus bei Niko enorm. Eine aufkommende Depression erschwerte ihm die Kompensation. Migräneattacken beutelten ihn zusätzlich. Die Suche nach geeigneten Medikamenten wurde zum Teufelskreis zwischen Neben- und Wechselwirkungen und triggerte höchstwahrscheinlich eine in ihm schlummernde Epilepsie. Er war am Ende, als er vor über einem Jahr die medizinische Behandlung mit Cannabis entdeckte. Heute führt er ein fast beschwerdefreies Leben.

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Der Autismus war bei Niko von Anfang an eher mild ausgeprägt. Seine sozialen Fähigkeiten entwickelten sich langsamer, seine Stimmung war immer ein wenig gedrückt und er hatte Probleme mit Reizüberflutungen. Mit 16 Jahren kam eine Migräne hinzu. Bis zu seinem 20. Lebensjahr stellte dies jedoch kein großes Hindernis dar. Das Abitur meisterte er. Mit Anfang seiner Berufsausbildung wuchsen seine Symptome durch die vielen neuen Reize, die er nicht verarbeiten konnte. Er bekam eine Depression und bis zu fünf Migräneattacken beutelten ihn im Monat.

Medikamente, Nebenwirkungen und Medikamente gegen Nebenwirkungen

Niko bekam Psychopharmaka, Neuroleptika, Benzodiazepine und Antidepressiva verschrieben; eins nach dem anderen, in allen möglichen Kombinationen. Jedes Medikament brachte jedoch so heftige Nebenwirkungen, sodass Niko damit nicht leben konnte. So bekam er sogar Medikamente gegen die Nebenwirkungen. Bis zu 30 unterschiedliche Psychopharmaka probierte er.

Nach ein paar Jahren bekam er eine Epilepsie, die eventuell schon in ihm schlummerte, mit bis zu zwei Grand Mals pro Monat. Es ist nicht abgesichert, doch die Ärzte gehen davon aus, dass die vielen Medikamente der Auslöser hierfür waren. Nun musste er alle Antiepileptika testen. Auch diese führten ihn lediglich weiter in den Abgrund. Ein Präparat führte dazu, dass er die Augen kaum aufhalten konnte und beim nächsten konnte er nicht mehr schlafen, um hier nur die leichten Nebenwirkungen zu nennen. Nichts ging mehr. Er bekam einen Nervenzusammenbruch.

Niko ist am Ende

Mehrmals ließ er sich in Kliniken einweisen, um zu sehen, ob es Alternativen gab, doch die Ärzte griffen wieder auf die alten Medikamente zurück. Nach all diesen Erfahrungen fing er nun an die Medikation zu kritisieren. Daraufhin wurde er mit einem falschen Abschlussbericht aus dem Krankenhaus geworfen. Die Klinik gab an, dass er depressiv eingeliefert und im verbesserten Zustand entlassen wurde. Dem war nicht so. Zu diesem Zeitpunkt war Niko am Ende, seine Hoffnung weg.

Behandlung mit Cannabis: Ein Problem nach dem anderen verschwindet

Als Niko Anfang 2017 in den Medien über die Möglichkeiten der medizinischen Behandlung mit Cannabis las, wandte er sich an eine Psychiaterin, die ihn schon lange kannte. Sie verschrieb ihm 1 Gramm Bedrocan Blüten pro Tag. Die Krankenkasse bewilligte die Kostenübernahme nach sechs Wochen. Nach kurzer Zeit verschwand ein Problem nach dem anderen. Anfangs nahm er zusätzlich noch andere Präparate, doch innerhalb eines Jahres konnte er alle absetzen. Auch das EEG zeigte schnell keine Auffälligkeiten, nach einem Jahr war es einwandfrei. Niko war und ist noch anfallsfrei.

Ein neues Leben

Sukzessive konnte Niko in den letzten Monaten die Bedrocan-Dosis von 1 Gramm auf 0,25 Gramm pro Tag senken. In den Aufzeichnungen seiner Autismuswerte, die sich in Empathie-, der Autismus- und Systematisierungsquotienten unterteilen und durch regelmäßige Tests ermitteln lassen, kann man nach langjähriger Konstanz ab Anfang 2017 jeweils einen klaren Knick erkennen.

Grundlegende autistische Eigenschaften sind zwar noch vorhanden, doch durch die Reduzierung der Reizüberflutung kann Niko die Autismussymptome besser kompensieren. Niko arbeitet im IT-Bereich, ist kaum noch krank und sehr glücklich.

Patienteninfos
Name: Niko
Alter: 29
Wohnort/Bundesland: Hamburg
Krankenkasse: DAK
Diagnose: Autismus, Depression, Epilepsie, Migräne
Medikation: Tagsüber: Bedrocanblüten, 2-3 mal pro Tag 1-0,25 g Vapo, Abends: THC Tilray Vollextrakt 0,5 ml
Fachrichtung des verschreibenden Arztes: Psychiaterin

Das Leafly.de Patienteninterview

Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
Niko: Seit April 2017, direkt nach der Freigabe.

Leafly.de: Wie bist Du denn darauf gekommen?
Niko: Durch Medienberichte habe ich von der Möglichkeit gehört. Da ich alle Medikamente durchprobiert hatte, war dies eine neue Hoffnung, die sich ja auch bestätigt hat.

Leafly.de: Wie war das erste Mal mit Cannabis als Medizin?
Niko: Sehr entspannend. Ich leide sehr unter Reizüberflutung, da ich eine andere Reizwahrnehmung habe. Das Cannabis dämpft dies sofort auf ein erträgliches Maß.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Niko: Als Dauermedikation.

Leafly.de: Welches Präparat in welcher Dosierung nimmst Du?
Niko: Tagsüber nehme Bedrocan Blüten und verdampfe sie mit einem Vaporisator. Anfangs war meine Dosis 1 Gramm verteilt über den Tag, doch seit dem konnte ich es auf 0,25 Gramm pro Tag herab dosieren. Zusätzlich nehme ich seit einem Jahr abends zum schlafen den THC-Vollextrakt von Tilray, 0,5 ml.

Leafly.de: Gab es Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
Niko: Es hat kaum welche gegeben. Die sollten auch glücklich sein, denn die Medikamente, die ich vorher bekam waren zusammen etwas teurer. Ich habe ja auch immer viele gleichzeitig nehmen müssen.

Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
Niko: Nein, nicht wirklich. Da meine benötigte Dosis auch immer niedriger wird, also eine sinkende Toleranz zeigt, sagt meine Psychiaterin, dass das gegen eine Abhängigkeitsentwicklung spricht, aber ich soll nicht aufhören vorsichtig zu sein.

Leafly.de: War Dein Medikament schon einmal in der Apotheke nicht lieferbar? Wenn ja, wie lange nicht und wie hast Du die Situation lösen können?
Niko: Damit hatte ich schon öfter zu kämpfen und auch mit dem BfArM Kontakt aufgenommen, die aber nur abwimmeln und die Verantwortung von sich schieben. Ich bin schon auf andere Sorten ausgewichen, habe Red. No.4, Penelope und auch mal Bedrobinol testen müssen. Die haben bei mir jedoch nicht so gut gewirkt, wie Bedrocan.

Leafly.de: Wie geht es Dir jetzt in Deinem Leben?
Niko: Ich bin sehr glücklich.

Wow! Wir wünschen Niko weiterhin alles Gute, Glück und Gesundheit.

Erfahren Sie hier mehr zur Cannabis-Therapie bei Epilepsie.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

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