Die ersten Beschwerden bekam Stephan in seiner Pubertät. Da er und seine Eltern annahmen, dass es sich um normale Wachstumsschmerzen handelte, konsultierten sie keinen Arzt. Er absolvierte erfolgreich seinen Schulabschluss und eine Lehre als Maler und Lackierer. Erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, kamen mit Beginn der Volljährigkeit. Diese Rückenschmerzen schob er zunächst auf seine Arbeit. Er machte eine Umschulung zum Mediengestalter und hielt sich mit Ibuprofen zehn bis zwölf Jahre über Wasser.
Ein Schicksalsschlag verschlimmert seinen Zustand
Als Stephans Vater starb, verschlimmerten sich seine Beschwerden. Fünf Jahre lang ließ er sich lediglich mit Kortisonspritzen und Ibuprofen weiterbehandeln. Bald bekam er die Nebenwirkungen der Dauereinnahme des Ibuprofens insofern zu spüren, dass sein Magen erste Verätzungserscheinungen zeigte. Seine tägliche Dosis lag bei dreimal 600mg. Stephan entschied sich dafür, das Ibuprofen abzusetzen. Ein harter Weg, den er als Horrortrip beschreibt.
Neue Ärzte, neue Diagnosen
Um einen neuen Weg für die Behandlung zu finden, suchte sich der junge Mann einen neuen Arzt. Ein Orthopäde diagnostizierte bei ihm einen Bandscheibenvorfall verschiedener Wirbel, eine Osteochondrose und Morbus Baastrup. Da eine anschließende vierwöchige ambulante Reha keine Besserung brachte, wechselte Stephan wieder den Arzt. Dieser fand noch eine Entzündung des Iliosakralgelenks, doch zur Behandlung hatte auch er keine neuen Ideen. So konsultierte Stephan erneut einen anderen Arzt. Als er dem Rheumatologen die Liste mit seinen Erkrankungen vorlegte, war ihm schnell alles klar: Er leidet an einer Art von Fibromyalgie.
Kein Medikament hilft
Stephan lebte inzwischen seit vielen Jahren mit dauerhaften Schmerzen in fast allen Bereichen seines Körpers und war permanent müde, da er kaum schlafen konnte. Er probierte einige Medikamente aus, doch sein Körper zeigte jedes Mal sehr schnell Nebenwirkungen. Tilidin sowie Novaminsulfon musste er nach einer Woche wieder absetzen, Tramal bereits nach drei Tagen. Eine Alternative musste her, vor allem, da sich seine Liste der Beschwerden nun noch eine multiple Arthrose und ein Beckenschiefstand erweiterte.
Stephan entscheidet sich für eine Cannabistherapie, mit Hindernissen
Da im März 2017 die medizinische Behandlung mit Cannabis aufgrund der Gesetzesänderung in den Medien viel diskutiert wurde, entschied sich Stephan, dies zu versuchen. Zunächst testete er dies mit frei verkäuflichen CBD-Öl, welches ihm das Einschlafen schon erleichterte und die Schmerzen erträglicher machte.
Eine Ärzte-Odyssee begann, denn an wen er sich auch wandte, keiner wollte oder konnte helfen. Er stieß auf Unsicherheit, Unkenntnis und Ablehnung, bis ihm ein Termin bei Dr. Franjo Grotenhermen half. Von ihm bekam er ein Privatrezept über Cannabisblüten.
Tagsüber Bediol mit weniger THC-Gehalt, dies macht einen klaren Kopf und hilft ihm beim Konzentrieren, fast wie ein guter Kaffee. Abends Pedanios 18/1 mit mehr THC, um gut schlafen zu können. Seitdem geht es Stephan gut. Ansonsten halten sich seine Beschwerden in einem guten Maß, so dass er endlich ein glückliches und fast beschwerdefreies Leben führen kann.
Patienteninfos
Name: Stephan
Alter: 37
Wohnort/Bundesland: Bayern
Krankenkasse: AOK
Diagnose: Fibromyalgie, Chronisches Schmerzsyndrom (FMS), Wirbelsäulensyndrom, Multiple Arthrose, ISG (Sakroiliitis), Beckenschiefstand, Fatigue, Osteochondrose, Angststörung, Morbus Baastrup, Bandscheibenvorfall TH12/L1 und C6/C7
Medikation: Tagsüber Bediol 0,2 g, Abends Pedanios 18/1 0,2 g, Verdampfen
Bevorzugte Sorte: Bediol
Fachrichtung des verschreibenden Arztes: Allgemeinmediziner
Das Leafly.de Patienteninterview
Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
Stephan: Seit April 2018.
Leafly.de: Wie bist Du denn darauf gekommen?
Stephan: Durch die Medien. Als das neue Gesetz zur medizinischen Freigabe von Cannabis kam, gab es unzählige Artikel.
Leafly.de: Wie war das erste Mal mit Cannabis als Medizin?
Stephan: Zunächst habe ich es mit CBD-Tropfen versucht. Das hat mir schon den Schlaf erleichtert und ich hatte weniger Schmerzen. Als ich es dann das erste Mal mit der Kombination aus Bediol und Pedanios versucht habe, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Ich konnte schlafen und hatte kaum Schmerzen. Großartig.
Leafly.de: Musstest Du Dich eingewöhnen?
Stephan: Ja, anfangs war ich noch sehr müde. Es hat eine Woche gedauert, dann hatte ich mich daran gewöhnt. Inzwischen bin ich tagsüber hellwach.
Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Stephan: Als Dauermedikation.
Leafly.de: Hast Du Angst vor einer Abhängigkeit?
Stephan: Nein, gar nicht.
Leafly.de: War Dein Medikament schon einmal in der Apotheke nicht lieferbar? Wenn ja, wie lange nicht und wie hast Du die Situation lösen können?
Stephan: Mein Bediol war bisher immer lieferbar. Allerdings nicht in jeder Apotheke.
Leafly.de: Was ist Dein Job?
Stephan: Ich bin jetzt IT-Techniker. Da muss ich nicht so viel körperliche Arbeit leisten.
Leafly.de: Geht es Dir gut? Bist Du glücklich?
Stephan: Ja! Definitiv. Ich habe eine tolle Freundin, die mich immer unterstützt. Wir sind glücklich.
Vielen lieben Dank, lieber Stephan. Wir wünschen Dir weiterhin soviel Freude, Klarheit und Mut, wie Du ausstrahlst. Es ist wunderbar, dass Deine Freundin Dich so unterstützt.
Weitere interessante Artikel zum Thema auf Leafly.de:
https://www.leafly.de/patientenakte-birgit-fibromyalgie/
https://www.leafly.de/patientenakte-patrick-34-fibromyalgie/
https://www.leafly.de/leafly-de-patientenakte-pascal-fibromyalgie-depressionen-angstzustaende/
https://www.leafly.de/patientenakte-matthias-fibromyalgie/
https://www.leafly.de/leafly-de-patientenakte/
Hier finden Sie weitere Informationen zu Fibromyalgie und Medizinalcannabis.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.