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Patientenversorgung: Das lange Warten auf Arzttermine

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass Patientinnen und Patienten lange auf einen Termin beim Facharzt warten müssen. Der Unterschied zwischen privat und gesetzlich Versicherten ist dabei nicht allzu groß. Hausärzte sind meistens auch kurzfristig verfügbar.

Patientenversorgung: Das lange Warten auf Arzttermine

30 Prozent der Patientinnen und Patienten mussten im vergangenen Jahr länger als drei Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten. 21 Prozent mussten bis zu drei Wochen auf Untersuchungen warten. Sofort einen Termin bekamen nur 16 Prozent der Befragten. Das zeigt eine aktuelle Umfrage zur Patientenversorgung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Patientenversorgung bei Hausärzten besser

Die Umfrage der KBV zeigt ein positiveres Bild bei der Hausarztversorgung. Hier erhielten 37 Prozent der Befragten sofort einen Termin. Lediglich vier Prozent mussten mehr als drei Wochen auf eine Behandlung warten. Das bedeutet, dass Hausärzte für die allermeisten Kranken kurzfristig verfügbar sind.

Wartezeiten der Privatpatienten geringfügig kürzer

Das Vorurteil, dass privat Versicherte sofort einen Termin beim Arzt erhalten, während gesetzlich Versicherte lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, hat die Umfrage ein wenig revidiert. Privat Versicherte erhalten zwar tatsächlich schneller einen Termin, der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist aber nicht sehr groß.

Während bei den Privatpatienten zwölf Prozent der Befragten mehr als drei Wochen auf einen Termin warteten, waren es bei den Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse 15 Prozent.

Patientenversorgung ungleich verteilt in Deutschland

Vor allem im ländlichen Raum müssen kranke Menschen häufig weite Wege zu einem Facharzt auf sich nehmen – und zusätzlich sehr lange auf einen Termin warten.

„Das Problem ist nicht, dass wir insgesamt zu wenig Ärzte haben in Deutschland“, sagte Carola Sraier von der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen gegenüber Tagesschau.de. Deutschland liegt sogar im weltweiten Vergleich mit rund vier Ärzten pro 1.000 Einwohner an der Spitze.

„Das Problem ist vielmehr, dass die Ärzteverteilung oft sehr unterschiedlich ist. In wohlhabenden Gegenden oder großen Städten gibt es in der Regel genug Ärzte. Im ländlichen Raum und kleinen Städten mangelt es dagegen.“

Telemedizin und zentrale Terminvermittlung

Was plant die Bundesregierung, um die Patientenversorgung in Deutschland zu verbessern? Abhilfe sollen die Terminservicestellen (TSS) der kassenärztlichen Vereinigungen schaffen. Hier sollen Kassenpatienten ab Januar nächsten Jahres schneller einen Termin beim Facharzt erhalten. Zwischen Anfrage der Versicherten und dem vermittelten Arzttermin soll maximal eine Wartezeit von vier Wochen liegen.

Die TSS sollen ab 2020 rund um die Uhr und auch online erreichbar sein. Vertragsärzte sind dann verpflichtet, der Terminservicestelle freie Termine zu melden.

Darüber hinaus setzt das Gesundheitsministerium Hoffnung in die Telemedizin. Der digitale Arztbesuch soll die langwierige Terminsuche, das Warten beim Arzt und vor allem den Ärztemangel auf dem Land kurieren. Seitdem der gesetzliche Rahmen für die Telemedizin geschaffen wurde, drängen Klinikkonzerne in den Markt und treiben Diagnosen per Video, App oder Telefon voran.

Befragte skeptisch gegenüber Telemedizin

Patientinnen und Patienten sehen laut Umfrage die digitale Sprechstunde eher kritisch: 62 Prozent der KBV-Befragten lehnen die Idee ab. Wenig überraschend ist die Akzeptanz bei den jüngeren Altersgruppen höher. Bei den Befragten zwischen 18 und 29 Jahren würden immerhin knapp die Hälfte (48 Prozent) eine Online-Diagnose nutzen.

Experten sind sich darin einig, dass ein Gespräch per Video den traditionellen Arztbesuch nicht ersetzen, sonder nur ergänzen kann. Aber vielleicht würde das helfen, die Patientenversorgung im ländlichen Bereich ein wenig zu verbessern.

Cannabispatienten finden häufig keinen Arzt

Patientinnen und Patienten, die eine Therapie mit Cannabinoiden in Betracht ziehen, haben aber häufig noch ein anderes Problem: Sie finden keinen Mediziner, der bereit ist, Cannabis auf Rezept zu verschreiben (Leafly.de berichtete).  Auch dieses Problem ist auf dem Land ausgeprägter als in der Stadt. Hier wird wohl nur die verstärkte Aufklärung und Information der Ärztinnen und Ärzte nach und nach Abhilfe schaffen.

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