Zusammenfassung der Pilotstudie
Im Rahmen einer Pilotstudie wurden insgesamt 129 Patienten befragt, die mit Opioiden substituiert werden. Die cannabisspezifischen Erfahrungen, die Menge des Cannabis, die Konsumhäufigkeit, die Motive für den Konsum sowie etwaige Nebenwirkungen und Entzugserscheinungen standen im Fokus der Befragung.
Im Ergebnis heißt es, dass Patienten das Verlangen nach Suchtmitteln wie Opioiden, Benzodiazepinen und Alkohol mithilfe von Cannabis reduzieren können. 53 Prozent der Studienteilnehmer führen den Rückgang des Verlangens (Suchtdruck) auf den Cannabiskonsum zurück. Zudem erklärten 61 Prozent der Teilnehmer, dass die Stressempfindlichkeit mit Cannabis nachlasse.
Darüber hinaus berichtet etwa die Hälfte der Teilnehmer, dass sich der Cannabiskonsum positiv auf die Stimmungslage auswirke und dies das Konsummotiv sei.
„Die Pilotstudie bestätigt unsere Hoffnung, dass die Pflanze in der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen eine wirksame Alternative sein kann“, erklärt Leiter der Studie, Prof. Dr. Markus Backmund, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin.
Medizinalhanf in der Suchtmedizin
In der Suchtmedizin ist Cannabis als Medizin noch eine neue Therapieoption. Experten sehen hier aber durchaus Potenzial, denn Cannabis ist im Gegensatz zu anderen Suchtmitteln wie Kokain oder Alkohol relativ unschädlich. Allein in den USA sterben jeden Tag rund 170 Menschen an einer Überdosierung von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Mit Cannabis ist eine solche Überdosierung nicht möglich, erklärte Backmund.
„Wenn wir einem Patienten eine zu hohe Dosis eines Opiats verabreichen, kann es sofort zu einem Atemstillstand kommen. Bei Cannabis haben wir nicht annähernd ein so hohes Risiko. Mit der Verschreibungsfähigkeit des Cannabis-basierten Medikaments erhalten wir eine Option für die Therapie von Suchtkranken, die den Opiathunger reduziert und im Vergleich zu anderen Substanzen eindeutig weniger gefährlich ist“, führte Backmund weiter aus.
Das Potenzial von Cannabis in der Suchtmedizin ist tatsächlich noch wenig erforscht. Bisher gab es nur Hinweise darauf, dass das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze die morphinabhängige Belohnungsreaktion im Gehirn sowie die Rückfallrate bei einer Morphinabhängigkeit mindern kann.
Die Ergebnisse der Pilotstudie werfen nun neue Fragen auf. Beispielsweise weisen die Analysen darauf hin, dass die Opioid-Dosen bei regelmäßigen Cannabiskonsumenten signifikant höher sind.Die Pilotstudie dient deshalb als Grundlage für weitere dringend benötigte klinische Studien über das Cannabiskonsumverhalten opioidabhängiger Patienten. Anschlussstudien sehen vor, dass den Teilnehmern Cannabis-Medikamente mit einer unterschiedlichen Wirkstoffkonzentration verabreicht werden, um die Wirkungsweise zu untersuchen und um neue Therapieansätze zu entwickeln.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.