In einem interessanten Artikel heißt es, dass roher Cannabis durchaus gesundheitliche Vorteile haben kann. Die Cannabinoide wie THC und CBD liegen in der Cannabispflanze hauptsächlich als Carboxylsäuren vor. Um die THC-Säuren (THCA) und CBD-Säuren (CBDA) in phenolische Cannabinoide umzuwandeln und um damit einen pharmakologischen Effekt zu erreichen, müssen sie erhitzt werden. Dies geschieht beispielsweise beim Verdampfen ab einer bestimmten Temperatur. Wenn hingegen roher Cannabis verzehrt wird, kommt es zu keiner psychoaktiven Wirkung.
Roher Cannabis kann Körper beeinflussen
Die Studienlage zu den Effekten von rohem Cannabis ist sehr dünn. Jedoch gibt es Hinweise, dass Cannabinoide in ihrer sauren Form andere Wege wie phenolische Cannabinoide nutzen, um den Körper zu beeinflussen.
Ein großer Befürworter von rohem Cannabis ist Dr. William Courtney aus Kalifornien. Seine Frau leidet unter systemischem Lupus, rheumatoider Arthritis und verschiedenen anderen Erkrankungen. Mehrere Wochen lang gab Courtney seiner Frau den Saft aus Cannabisblättern und -knospen, wonach sich ihr gesundheitlicher Zustand verbesserte. Courtney geht davon aus, dass Patienten die tägliche Aufnahme von Cannabinoiden durch das Entsaften von frischem Cannabis enorm erhöhen können – und das ohne eine psychoaktive Wirkung. Dabei stelle die psychoaktive Wirkung vor allem für Kinder und ältere Menschen ein gesundheitliches Risiko dar. Denn viele Menschen würden nach dem THC-Konsum dazu neigen, unter Angstzuständen oder Herzklopfen zu leiden. Für Courtney ist roher Cannabis also der beste Weg, um diese negativen Empfindungen zu vermeiden.
Wirkung von Cannabinoidsäuren
Laut Courtney führt der Verzehr von Cannabinoidsäuren in der Regel nicht zu einer sofortigen Linderung der Symptome, obwohl einige Wirkungen ohne Verzögerung auftreten können. Weiter erklärte Courtney, dass die Cannabinoidsäuren im Fettgewebe gespeichert werden und dass es vier bis acht Wochen dauere, um das Fettgewebe eines menschlichen Körpers vollständig zu sättigen. Sobald das Fettgewebe die Cannabinoidsäuren vollständig aufgenommen hat, beginnt die volle medizinische Wirkung von rohem Cannabis, so Courtney.
Cannabinoidsäuren blockieren die Signalisierung des GPR55-Rezeptors
Courtney bezieht sich auf die Forschungen von Ruth Ross (PhD) von der University of Toronto. Diese stellte fest, dass die Cannabinoidsäuren CBDA und CBGA einen antagonistischen (blockierenden) Effekt auf die GPR55-Zellrezeptoren haben. Dabei sind diese GPR55-Rezeptoren an der Entstehung und Proliferation von Krebszellen beteiligt.
Durch die Blockierung der Signalübertragung in diesen Rezeptoren könnten Cannabinoidsäuren vorteilhafte Wirkungen auf Krebszellen haben. Zudem könnten sie Entzündungen und Schmerzen verringern.
Darüber hinaus zitiert Courtney eine Studie von Mary Abood (PhD), ebenfalls von der University of Toronto. Hier heißt es, dass etwa 70 Billionen Zellen in unserem Körper GPR55-Rezeptoren exprimieren. Jedoch gebe es für diesen Rezeptortyp keinen wissenschaftlichen Konsens, und verschiedene Studien haben unterschiedliche Ergebnisse gezeigt.
In beiden Studien wird geschlussfolgert, dass der GPR55-Rezeptor sowohl durch CBDA als auch durch CBD blockiert werden und dass THCA als schwacher Aktivator dieses Rezeptortyps wirkt.
Die Wissenschaft hinter Cannabinoiden in ihrer sauren Form befindet sich jedoch noch in der Anfangsphase. Dennoch scheint es sich zu lohnen, die Wirkungen von Cannabinoidsäuren weiter zu erforschen.
Roher Cannabis und seine Anwendungsmöglichkeiten
Laut Courtney sollten beim Entsaften oder Verzehr von Cannabis nur frisch geschnittene Knospen und Fächerblätter zur Anwendung kommen. Das Austrocknen und Aushärten sollten vermieden werden. Denn Cannabinoidsäuren wandeln sich im Laufe der Zeit und bei Hitze in phenolische Cannabinoide. Problematisch sei jedoch, dass roher Cannabis bzw. frischer Cannabis nicht so verfügbar sei wie getrocknete Cannabisblüten. Obwohl getrocknete Cannabisblüten möglicherweise nicht so wirksam seien wie roher Cannabis, behaupten die Befürworter dieser Methode, dass sie immer noch ihren medizinischen Wert behalten.
Fächerblätter haben im Vergleich zu den Knospen eine viel geringere Konzentration an Cannabinoidsäuren. Courtney empfiehlt dennoch den Verzehr. So sollten die Fächerblätter den größten Teil des täglichen Rohkonsums von Cannabis ausmachen. Courtney empfiehlt hier die Verwendung von 25 Fächerblättern pro Tag und eine Cannabisblüte.
Des Weiteren weist Courtney auch auf die ernährungsphysiologischen Vorteile hin. So enthalte roher Cannabis Vitamine, Ballaststoffe, Mineralstoffe, Antioxidantien, gesunde Fettsäuren sowie verschiedene Terpene und Flavonoide.