Rosacea: Was ist das?
Die Rosacea (Rosazea) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, bei der sich Pusteln, Papeln und rote Flecken zeigen. Betroffen ist vorwiegend das Gesicht mit Stirn, Nase, Wangen und Kinn. In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen unter Rosacea. Allerdings befinden sich nur wenige in hautärztlicher Behandlung, da sie nicht wissen, dass sie an einer chronischen Krankheit leiden. Dabei ist sie gut behandelbar und nicht gefährlich. Außerdem ist Rosacea nicht ansteckend.
Warum entsteht Rosacea?
Bislang sind die genauen Ursachen der Rosazea noch ungeklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass eine erbliche Veranlagung eine entscheidende Rolle spielt. Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, sind aber mehrere verschiedene Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt.
Ein möglicher Erklärungsansatz ist die Störung der Immunantwort. Denn bei Betroffenen bildet die Haut größere Mengen an Cathelicidinformen, die die Neubildung von Blutgefäßen fördern. Cathelicidin-Peptide sind Eiweiß-Teilchen, die beispielsweise Wunden vor Eindringlingen schützen. Eine gesunde Haut bildet hingegen nur eine sehr geringe Menge an Cathelicidin-Peptiden. Wenn diese Peptide vermehrt gespaltet werden, regen einige Bruchstücke die Hautzellen an, vermehrt Entzündungsstoffe freizusetzen. Infolge dessen kommt es zu örtlich begrenzten Entzündungen in der Haut.
Des Weiteren kann es Kommunikationsprobleme zwischen den Blutgefäßen und den Nerven geben. Aufgrund dieser Kommunikationsprobleme weiten sich die Blutgefäße bereits bei einem schwachen Reiz und können sich nicht mehr zusammenziehen, sodass sich die geweiteten Äderchen unter der Hautoberfläche abzeichnen.
Als mögliche Ursache werden auch Demodex-Milben angesehen. Es handelt sich hierbei um Haarbalgmilben. Diese finden sich auf jeder Gesichtshaut. Allerdings hat man festgestellt, dass die Demodex-Milben besonders häufig und in hoher Anzahl bei Rosazea-Patienten zu finden sind.
Rosacea: Was sind die Symptome?
Die Rosazea tritt am häufigsten im Gesicht auf. Nur in wenigen Fällen sind andere Stellen am Körper wie Kopfhaut, Nacken und Brust betroffen. Dabei äußert sich die Hauterkrankung durch verschiedene Symptome, die in Schüben auftreten können. Zu diesen typischen Symptomen gehören Pusteln und Papeln, Rötungen im Gesicht (Erytheme), erweiterte Kapillargefäße (Teleangiektasien) sowie Lymphödeme (Ansammlungen von Lymphflüssigkeit).
Zu Beginn der Erkrankung kommt es meist durch unterschiedliche Einflüsse, wie zum Beispiel Kälte, Hitze oder Stress, vorübergehend zu Rötungen. Außerdem kann die Haut stechend schmerzen, brennen und sogar jucken.
Auch die Augen können von der Rosacea betroffen sein. Dies kommt bei 30 bis 50 von 100 Betroffenen vor. Rosacea-Patienten klagen dann über trockene und brennende Augen, erweiterte Kapillargefäße im Auge und ein Fremdkörpergefühl im Auge. Außerdem kann eine Entzündung des Oberlids sowie eine Bindehautentzündung entstehen.
Wie äußert sich ein Rosacea-Schub?
Die Rosazea -Schübe können durch verschiedene Auslöser akut auftreten. Zu diesen Triggern gehören:
- Kälte und Hitze
- heiße Getränke wie Kaffee oder Tee
- scharfe Speisen
- Alkohol und Nikotin
- stressige Situationen
- Kosmetika wie Make-up
- lange UV-Strahlung
- hormonelle Umstellung (z. B. Schwangerschaft)
- bestimmte Medikamente
Welche Auslöser oder Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen, ist individuell unterschiedlich. Viele Rosacea-Patienten finden in der Regel mit der Zeit selbst heraus, was akute Rosazea-Schübe auslöst und vermeiden diese Auslöser zukünftig.
Rosacea: Einteilung in Schweregrade
Im Vorstadium der Hautkrankheit Rosacea kommt es zu plötzlich auftretenden Rötungen im Gewicht. Beim Schweregrad I sprechen Mediziner von der Rosacea erythematosa-teleangiectatica (Couperose). Zu den Rötungen kommen noch Gefäßerweiterungen sowie eine trockene Haut und auch eine empfindliche Haut. Gelegentlich kann sich die Haut auch leicht schuppen. Zudem können brennende Schmerzen sowie ein Juckreiz auftreten.
Beim Schweregrad II (Rosacea papulopustulosa) kommt es zusätzlich zu Beschwerden wie Papeln (Knötchen), Pusteln (Bläschen) und erweiterte Äderchen. Ebenso können sich im Gesichtsgewebe Lymphödeme bilden und es zeigen sich anhaltende Gesichtsrötungen.
Der Schweregrad III (Glandulär-hyperplastische Rosacea) ist die schwerste Form der Rosacea-Krankheit. Denn im dritten Stadium entwickeln sich Phyme (knollige Wucherungen), da sich das Bindegewebe und die Talgdrüsen vergrößern. Typisch hierfür ist zum Beispiel die „Knollennase“ (Rhinophym). Hinter dem vermeintlich harmlosen Rhinophym kann sich in seltenen Fällen auch eine spezielle Form von Hautkrebs (Basaliom) verbergen. Es ist jedoch unklar, ob Rhinophyme ein Basaliom begünstigen.
Was ist der Unterschied zwischen Rosacea und Akne?
Bei der Hautkrankheit Rosacea bilden sich Akne-ähnliche Hautveränderungen, die sich entzünden. Aus diesem Grund wurde die Rosazea lange Zeit als Acne rosacea bezeichnet. Jedoch handelt es sich hier um unterschiedliche Hauterkrankungen. Im Vergleich zur Akne bilden sich bei der Rosazea keine Mitesser. Auch wenn sich diese zeigen, muss es sich nicht zwangsläufig um eine Akne oder eine Rosazea handeln. Möglich ist auch eine Mischform.
Sonderformen der Rosazea
Neben der Rosazea-Hauptform können auch verschiedene Sonderformen auftreten. Diese sind jedoch eher selten:
- Ophthalmorosazea: Betroffen sind hier die Augen, in denen sich erweiterte Blutgefäße und Entzündungen zeigen. Außerdem kann sich eine Bindehautentzündung entwickeln. Wichtig ist hier, dass Patienten medizinisch überwacht werden. Denn ohne eine entsprechende Behandlung kann eine Hornhautentzündung und infolge dessen eine Erblindung auftreten.
- Rosacea fulminans: Bei dieser Sonderform sind die Symptome besonders schwer ausgeprägt. Oft sind hier nur jüngere Frauen betroffen.
- Gramnegative Rosacea: Wenn die Hautkrankheit mehrere Wochen lang ohne Erfolg antibiotisch behandelt wurde, sprechen Mediziner von einer gramnegativen Rosacea. Zwar konnte die Antibiotika-Therapie bestimmte Erreger bekämpfen, die gramnegativen Bakterien jedoch nicht. Infolge dessen vermehren sich diese Bakterien, sodass es zu weiteren Hautreaktionen wie sichtbare Äderchen, Hautrötungen und weiteren Symptomen kommt.
- Rosacea conglobata: Bei dieser sehr seltenen Form kommt es zu tiefen entzündlichen Knoten.
Rosazea: Diagnose und Behandlung
Das typische Erscheinungsbild der Gesichtshaut reicht oft schon aus, um die Hautkrankheit zu diagnostizieren. Wichtig ist, dass ein Arzt die Symptome genau erfasst, um diese von anderen Hautkrankheiten wie der Akne, der Mundrose oder der perioralen Dermatitis abzugrenzen.
Wenn die Beschwerden nicht eindeutig auf eine Rosazea hindeuten, kann der Arzt eine Hautprobe unter dem Mikroskop untersuchen (Biopsie). Dies ist jedoch nur selten notwendig.
Die Rosazea lässt sich mit der richtigen Behandlung meist gut in den Griff bekommen.
Da nicht jede Therapie bei jedem Patienten gleichermaßen wirkt, ist es häufig erforderlich, verschiedene Therapien auszuprobieren und zu kombinieren.
Medikamentöse und topische Therapie
Bei der Rosacea-Behandlung wird zwischen einer lokalen und systemischen Therapie unterschieden. Zur Linderung der Symptome kann es auch sinnvoll sein, die beiden Therapieformen zu kombinieren. Im Rahmen der lokalen Behandlung erhalten Patienten eine Salbe mit den Wirkstoffen Metronidazol oder Azelainsäure, die sie regelmäßig auf die betroffenen Hautstellen auftragen müssen.
Darüber hinaus kann auch der Wirkstoff Brimonidin zum Einsatz kommen. Dieser soll dafür sorgen, dass sich die Blutgefäße in der Haut zusammenziehen, sodass die Rötungen verblassen.
Behandlung mit Medikamenten
Sollte die lokale Therapie bei der Erkrankung keinen ausreichenden Erfolg zeigen, können im Rahmen der systemischen Therapie Antibiotika in Tablettenform gegeben werden. Hier kann beispielsweise auch das Antibiotikum Metronidazol in Tablettenform zum Einsatz kommen. Denn Metronidazol gibt es nicht nur in Form von Salben.
Des Weiteren können Antibiotika aus den Gruppen Tetrazykline und Makrolide verwendet werden. Tetrazykline wie Minozyklin oder Doxycyclin sind oft die erste Wahl, da sie für den Magen-Darm-Trakt verträglicher sind.
Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist in Deutschland lediglich zur medikamentösen Behandlung einer schweren Akne zugelassen. Aus diesem Grund wird es nur in Ausnahmefällen bei sehr schwer ausgeprägter Rosacea-Haut eingesetzt.
Warum Antibiotika bei Rosacea?
Zunächst erscheint es fragwürdig, warum Rosacea mit Antibiotika behandelt wird, obwohl Bakterien nicht die Ursache sind. In niedrigen Dosen können Antibiotika jedoch entzündungshemmend wirken. Zudem können sie die Überreaktion des Immunsystems dämpfen.
Was können Betroffene selbst tun?
Um die Hautprobleme in den Griff zu bekommen, sollten Betroffene auf die richtige Hautpflege achten. Das regelmäßige Reinigen des Gesichts kann bereits helfen. Hierfür sollten hautschonende, milde, seifenfreie und pH-neutrale Produkte verwendet werden. Auf ein alkoholhaltiges, fettreiches und aggressives Kosmetikprodukt sollte hingegen verzichtet werden, da diese dem pH-Wert der Haut schaden.
Darüber hinaus sollten Betroffene auch auf ihre Ernährung achten und vor allem bestimmte Nahrungsmittel verzichten. Histamin-reiche Lebensmittel (z. B. Eiweiß, Sojasoße, Hartkäse) und Alkohol regen die Durchblutung an und wirken gefäßerweiternd. Dies kann dazu führen, dass noch mehr unliebsame Rötungen entstehen. Ebenso sind scharfe Gewürze wie Curry oder Chili dafür bekannt, dass sie Hautrötungen auslösen können. Auf Koffein, Milchprodukte, Schokolade, rohe Zwiebeln und Zitrusfrüchte können Rötungen provozieren. Und da Kälte und Hitze zu den Triggerfaktoren gehören, sollten Speisen und Getränke nicht zu heiß oder zu kalt verzehrt werden. Außerdem sollten Betroffene immer auf einen ausreichenden UV-Schutz sorgen.
Tipps für die Ernährung
Mithilfe einer Ernährungsumstellung können sich viele Betroffene Linderung verschaffen. Um das Hautbild positiv zu beeinflussen, eigenen sich die folgenden Lebensmittel:
- Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren (z. B. Thunfisch, Lachs, Walnüsse, Chia-Samen)
- Gewürze wie Kardamon, Safran, Koriander
- Gurken, Brokkoli, Spargel, Zucchini, Süßkartoffeln
- kaliumreiche Nahrungsmittel (z. B. Erbsen, Bananen, Kohl, Bohnen)
- mageres Fleisch wie Hühnchen
Verbindungen zwischen dem Endocannabinoidsystem und der Haut
Forscher haben herausgefunden, dass in der Haut Endocannabinoid-Signalwege vorhanden sind. Diese spielen für unterschiedliche biologische Prozesse eine wichtige Rolle. So konnten Forscher beobachten, dass sich die Konzentration der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG bei Hautentzündungen steigt. Es wird vermutet, dass dies die Antwort des Körpers ist, um Entzündungen zu reduzieren. Ebenso scheint das Endocannabinoidystem in den Hautzellen eine wichtige Funktion zu übernehmen. Denn die Endocannabinoide können die Entwicklung der Hautzellen auf unterschiedliche Weise beeinflussen, insbesondere bei der Bildung der Epidermis (äußerste Zellschicht der Haut).
Im Jahr 2014 konnten US-Forscher der Johns Hopkins School of Medicine im Rahmen ihrer Studie zeigen, dass Cannabinoide zur Symptomlinderung bei Hautkrankheiten hilfreich sein können. So stellen die Cannabinoidrezeptoren in der Haut attraktive Ziele für die therapeutische Verwendung von Cannabinoiden zur Behandlung von dermatologischen Erkrankungen dar.
Entzündungshemmende Wirkung von Cannabis
In den vergangenen Jahren gab es einige Studien, die Hinweise darauf liefern konnten, dass die Cannabinoide THC und insbesondere CBD entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Besonders interessant ist hier eine Studie der Universität in Bonn. Hier konnten die Forscher in Laborstudien nachweisen, dass THC und CBD Hautrötungen lindern konnten. Außerdem schien sich THC auch auf allergische Entzündungen positiv auszuwirken.
Cannabis-Topicals: Direkte Anwendung auf der Haut
Bei Hautproblemen können Cannabisprodukte in Form von Cremes oder Lotionen, die äußerlich auf die Haut aufgetragen werden, hilfreich sein. Hanfsamenöl könnte beispielsweise dazu beitragen, die mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Oberhaut zu erhöhen, um das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen.
Des Weiteren sind auch verschiedene Hanfkosmetika erhältlich. Jedoch sollte beim Kauf dieser Produkte darauf geachtet werden, dass diese keine chemischen Zusätze enthalten, um die Haut nicht zu reizen. Von Vorteil ist hingegen es, wenn den Produkten natürliche Zusatzstoffe wie Bienenwachs oder Aloe vera hinzugefügt werden.
CBD-Öl, das direkt auf die Haut aufgetragen wird, könnte eine weitere Behandlungsalternative sein. Denn das Öl könnte sich beruhigend und entzündungshemmend auf die Haut auswirken. Mittlerweile gibt es zudem auch Cremes und Lotionen auf CBD-Öl-Basis, die auch pflegende Bestandteile wie Kokosöl oder Sheabutter enthalten.
Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über Hautkrankheiten und Medizinalcannabis.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.