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Rückenschmerzen und Cannabis als Medizin

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Am heutigen Gesundheitstag „Tag der Rückengesundheit“ beschäftigen wir uns noch einmal etwas detaillierter mit der Frage, wie Medizinalcannabis bei chronischen Rückenschmerzen helfen kann.

Rückenschmerzen und Cannabis als Medizin

Fast jeder Mensch macht mindestens einmal in seinem Leben Bekanntschaft mit Rückenschmerzen. Denn Schätzungen zufolge leiden in Deutschland etwa 60 bis 80 Prozent der gesamten Bevölkerung darunter. Nicht umsonst werden die Beschwerden im Rücken auch als Volksleiden bezeichnet.

Es existiert eine Vielzahl an Rückenschmerzen. Hier erfolgt die Einteilung in die folgenden beiden Hauptgruppen:

  • Nicht-spezifische Beschwerden: Bei dieser Art von Schmerz finden sich keine Hinweise auf eine spezielle Ursache. Das bedeutet, die Schmerzen werden durch verspannte, überdehnte oder verkürzte Muskeln ausgelöst. Diese Funktionsstörungen können jedoch keiner zu behandelnden Krankheit zugeordnet werden, weil beispielsweise keine Schäden am Rückgrat erkennbar sind.
  • Spezifische Rückenschmerzen: Hier sind die Auslöser bekannt. Entweder liegt ein diagnostiziertes Rückenleiden (z. B. Bandscheibenvorfall) oder aber eine Erkrankung vor, die den Rücken mit einbezieht.

Akute, subakute und chronische Rückenschmerzen

Weitere Unterschiede ergeben sich vor allem aus dem zeitlichen Verlauf der Beschwerden. So sprechen Mediziner von akuten Beschwerden, wenn diese erstmals auftreten oder aber erneut nach mindestens sechs beschwerdefreien Monaten. Hingegen handelt es sich um subakute Schmerzen, wenn sich der Schmerzustand zwischen akut und chronisch bewegt. Das bedeutet, dass Betroffene länger als sechs Wochen, aber weniger als zwölf Wochen Beschwerden haben. Wenn die Beschwerden nicht innerhalb von zwölf Wochen abnehmen, besteht die Gefahr einer Chronifizierung.

Häufigkeit, Ausprägung und Schmerzlokalisation

Der Schmerzzustand kann verschiedene Verlaufsformen annehmen. Dieser kann einmalig in einer akuten Phase auftreten oder aber immer wiederkehren. Ebenso gibt es die chronische Schmerzkrankheit mit anhaltenden Schmerzzuständen.

Auch in der Ausprägung können sich Rückenschmerzen unterscheiden. So können die Schmerzen kaum spürbar über stark spürbar bis hin zu unerträglich sein.

Darüber hinaus ist die Schmerzlokalisation von Bedeutung:

  • Lendenwirbelsäule (LWS): Da der untere Rücken am stärksten belastet wird, betreffen Rückenschmerzen häufig den Lendenwirbelsäulen-Bereich. Oftmals treten hier Muskelverspannungen und Störungen der Faszien auf. Aber auch Bandscheibenvorfälle und entzündliche Veränderungen können ursächlich sein.
  • Mittlerer Rücken: Skelettverformungen, Muskelreizungen oder auch Veränderungen der Rippen-Wirbel-Gelenke können Beschwerden auf mittlerer Höhe der Wirbelsäule verursachen.
  • Oberer Rücken/Nacken: Die Halswirbelsäule (HWS) und Brustwirbelsäule (BWS) können hier betroffen sein. Oftmals entstehen die Schmerzen durch eine ungünstige Kopfhaltung, Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen. Eher selten kommt es hier zu Bandscheibenvorfällen. Da Nackenschmerzen in die Schulter, Armen und/oder Hinterkopf ausstrahlen können, sind auch Missempfindungen möglich. Ebenso kann es zu Schwindel kommen.

Weitere Informationen zu chronischen Wirbelsäulensyndromen erhalten Sie hier.

Cannabis als Medizin gegen Schmerzen

Die Wirkung von Cannabis auf chronische Schmerzen ist wissenschaftlich gut belegt. Deshalb kann Medizinalcannabis hier auch eine therapeutische Perspektive bieten. Aber wie wirkt Cannabis eigentlich gegen Schmerzen?

Bevor ein Schmerzimpuls in unser Bewusstsein gelangt und wir den Schmerz wahrnehmen, kann das Rückenmark die Schmerzimpulse abschwächen oder verstärken. Dieser Effekt wird auch als Torkontrolle bezeichnet. Die Cannabinoide aus der Cannabispflanze wie THC sind in der Lage, die Torkontrolle zu verändern, indem sie nämlich die Schmerzimpulse abschwächt.

Viele konventionelle Schmerzmittel wirken hingegen an anderen Stellen im Nervensystem und nicht direkt im Rückenmark. Das bedeutet, dass die meisten Wirkstoffe in Schmerzmitteln bei den peripheren Nerven ansetzen, die entweder zum Rückenmark hin- oder wegführen. Die Cannabinoide wirken hier nur sehr gering. Dennoch können sich Schmerzmittel und Cannabinoide ergänzen.

Zwar wirken Opioide ebenso wie die Cannabinoide im Rückenmark, diese setzen die Schmerzweiterleitung jedoch völlig außer Kraft. Die Cannabinoide bremsen hingegen die Schmerzweiterleitung.

Um die Wirkung von Cannabinoiden noch besser zu beschreiben, stellen wir uns einfach vor, wir schneiden uns in den Finger. Den Schmerz nehmen wir wahr, er lässt aber auch schnell wieder nach. Hierfür sind die Endocannabinoide, also körpereigene Cannabinoide, die unser Körper produziert, verantwortlich. Führen wir unserem Körper zusätzliche Cannabinoide aus der Cannabispflanze hinzu, wird die Wirkung noch verstärkt.

Bei chronischen Schmerzen ist das körpereigene Regulationssystem entgleist. Forscher gehen davon aus, dass dieses Regulationssystem mithilfe von Cannabinoiden aus der Cannabispflanze wieder „in die richtigen Bahnen“ gelenkt werden kann.

Keine ausreichende Wirkung bei akuten Schmerzen

Die Wirkung der Cannabinoide im Rückenmark ist sehr komplex. Wenn die Cannabinoidrezeptoren im Rückenmark aktiviert werden, kann dies nicht nur das Blockieren der schmerzhaften Erregungsreize zur Folge haben. Unter bestimmten Umständen kann auch die entgegengesetzte Wirkung eintreten, so die Ergebnisse verschiedener Studien.

Häufig fehlt die natürliche Schmerzhemmung bei chronischen Schmerzen, sodass Cannabinoide hauptsächlich schmerzdämpfend wirken. Bei akuten Schmerzen ist die natürliche Schmerzhemmung in der Regel jedoch intakt, sodass die Cannabinoide die absteigenden, schmerzhemmenden Nervenbahnen blockieren. Infolge dessen kann es zu einer Überempfindlichkeit gegenüber schmerzhaften Reizen (Hyperalgesien) kommen, sodass der Schmerz noch verstärkt wird.

Betroffene berichten über Schmerzlinderung dank Medizinalcannabis

In unseren Patientenakten haben wir einige Betroffene, die unter starken Schmerzen leiden und denen Medizinalcannabis dabei hilft, wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen. So zum Beispiel Christian aus dem Saarland, der unter Arthrose, einem zweifachen Bandscheibenvorfall und dem LWS-Syndrom leidet. Und auch Jim aus Bayern geht es mit einer Cannabis-Therapie viel besser. Er leidet ebenfalls unter einem Bandscheibenvorfall und zudem unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.

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