Bei Radeburg soll für 25 Millionen Euro Zentrum für Cannabis entstehen
Cannabis statt Fleisch: Auf dem Gelände einer ehemaligen Großfleischerei in Naunhof, Sachsen, soll in naher Zukunft ein deutsches Zentrum für Cannabis entstehen. Maricann, ein kanadischer Hersteller von pharmazeutischem Cannabis, hat den Gewerbestandort zwischen Meißen und Radeburg gekauft. Dort will das Unternehmen 25 Millionen Euro investieren.
Aktuell ist geplant, an dem Standort Cannabis anzubauen und es für legal verkäufliche Produkte weiter zu verarbeiten. Dies stehe zunächst im Fokus der Investition. Ein zweites Standbein ist der geplante Import von Cannabisblüten aus Kanada und die Weiterverarbeitung zu medizinischen Cannabis-Produkten.
Maricann zieht in ehemalige Schlachthöfe
Bislang gehörte die einstige Fleischerei dem Dresdner Nachtclub-Besitzer Wolle Förster. Er hatte das Grundstück des Fleischereibetriebes in Sachsen im Jahr 2005 erworben. Jedoch hatte Förster in den vergangenen 13 Jahren nicht viel Erfolg, das Areal mit seinen Hallen zu vermarkten. Nun hat er mit Maricann einen Käufer und neuen Nutzer für den Betrieb gefunden.
Die Räumlichkeiten seien schon zum Teil auf passende Cannabis-Zucht-Größen umgebaut, erklärt Maricann-Geschäftsführer Morten Brandt:
„Wir haben jetzt anstelle der riesiggroßen Hallen knapp 100 kleine Räume, die wir zum Anbau und der Verarbeitung von Cannabis und Hanf verwenden können.“
Cannabis-Plantage schafft Arbeitsplätze in Sachsen
Die Expansion von Maricann in Sachsen bedeutet auch neue Arbeitsplätze in der Region und vielversprechende Chancen. Morten Brandt erklärte, Maricann suche unter anderem Elektriker, Logistikfachkräfte und Verwaltungsfachkräfte. Aber auch pharmazeutische Fachkräfte und Rechtsanwälte werden gebraucht. Mittelfristig sucht das Unternehmen 100 bis 200 Angestellte für die Produktion.
Maricann hofft auf Zuschlag bei Cannabis-Ausschreibung des Bundes
Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) hat kürzlich einen zweiten Anlauf gestartet und den Anbau von Cannabis bundesweit ausgeschrieben. Der Cannabis-Produzent Maricann hofft darauf, mit seiner Bewerbung bei der Ausschreibung erfolgreich zu sein:
„Uns ist das Risiko hier bewusst, aber bis es richtig losgeht, werden wir Hanf für industrielle Zwecke verarbeiten und uns weiter einrichten. Da es in Kanada schon länger medizinisches Marihuana gibt, sehen wir uns als Experten auf dem Gebiet und hoffen auf viele Ausschreibungs-Lose“, so Brandt.
Da sich die kleinen Räume unterschiedlich temperieren lassen, seien sie optimal für die Zucht von Cannabispflanzen. Auch das Licht könne jeweils dem aktuellen Zucht-Stand angepasst werden.
„Cannabis ist recht simpel zu pflegen, zwölf Stunden muss es hell sein und dann zwölf Stunden finster“, berichtet Josef Späth, Prokurist bei Maricann. „Die Ausschreibungen sehen auch eine durchgängige Videoüberwachung und eine sichere Verwahrstelle der fertigen Pflanzen vor. Dafür haben wir im Keller einen Tresorraum, zu dem nur so viele Mitarbeiter wie nötig die Befugnis bekommen“, erklärt Späth die Sicherheitsvorkehrungen, um eine missbräuchliche Nutzung der Cannabis-Produkte zu verhindern.
Naunhof soll Kompetenz-Zentrum werden
Das kanadische Unternehmen fühlt sich gut vorbereitet, um mit der Produktion zu beginnen. Auf lange Sicht soll die Produktionsstätte auch zum europäischen Kompetenz-Zentrum für Hanf werden. Maricann will dann unter anderem auch Forschungen in Naunhof betreiben.
Der kanadische Produzent von Medizinalhanf will in Europa weiter expandieren. Vor einigen Wochen hatte Maricann den Zuschlag erhalten, Cannabis in Malta zu produzieren. Leafly.de berichtete.
Anm. d. Red.: Wir freuen uns für das Bundesland Sachsen über den neuen Standort und die Expansionspläne. Wenn man sich allerdings die Aussagen der Landesärztekammer Sachsen und deren Einstellung gegenüber Cannabis als Medizin so ansieht, bleibt leider kein guter Nachgeschmack. Es bleibt für die Sachsen zu hoffen, dass die Politik und auch die Cannabislobbyisten hier nun etwas mehr ausrichten können als „nur“ die Ärzte und Patienten, die bisher alleine gelassen werden. Besonders der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer ist eine harte Nuss und hat noch sehr viel zu lernen in Sachen Cannabis als Medizin.
Quellen: