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Sativex lindert Spastiken bei ALS

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Die unheilbaren Motoneuronerkrankungen wie ALS sind unter anderem mit schmerzhaften Spastiken verbunden. Jetzt haben die Ergebnisse einer neuen Studie gezeigt, dass Sativex die Spastizität bei Erkrankten lindern kann.

Sativex lindert Spastiken bei ALS

Wir haben erst vor kurzem über die seltene Nervenerkrankung ALS (amyotrophe Lateralsklerose) berichtet und dass Medizinalhanf hier bei verschiedenen Beschwerden wie beispielsweise Schmerzen, Spastiken und Schlafstörungen hilfreich sein kann. Italienische Forscher untersuchten jetzt die Wirkung des Cannabis-Mundsprays Sativex auf Spastiken im Rahmen von Motoneuronenerkrankungen.

Patienten, die unter einer Motoneuronenerkrankung wie ALS leiden, verlieren immer mehr die Kontrolle über ihre Muskeln. Außerdem führt die langsame Zerstörung der Neuronen zu schmerzhaften Spastiken. Zur Linderung von Spastiken infolge von Multipler Sklerose ist Sativex bereits zugelassen und hat sich zudem als wirksam erwiesen.

Durchführung der doppelblinden placebokontrollierten Studie mit Sativex

An der Studie nahmen insgesamt 59 Patienten teil, die entweder unter ALS oder PLS (primäre Lateralsklerose) teil. Während der verblindeten Phase erhielten 29 Probanden Sativex. Dabei litten alle Teilnehmer seit mindestens drei Monaten unter Spastiken und erhielten eine antispastische Medikation mit Muskelrelaxantien und Antiepileptika wie Benzodiazepinen, Tizanidin oder Baclofen. Die Evidenz zu diesen Substanzen beruht jedoch hauptsächlich auf Fallberichten.

Die zusätzliche Gabe mit Sativex oder einem Placebo erfolgte dann doppelblind über sechs Wochen. Dabei dienten die ersten zwei Wochen wie bei der Behandlung der Multiple Sklerose der Dosistitration. Das bedeutet, dass die Zahl der Sprühstöße schrittweise auf maximal 12 am Tag erhöht werden, bis sich ein individuelles Dosisoptimum gezeigt hat, das eine Balance aus Symptomlinderung und Nebenwirkungskontrolle darstellt. Die Probanden behielten dann nach dieser Titrationsphase die Zahl der Sprühstöße vier Wochen lang bei. Während es in der Placebo-Gruppe durchschnittlich elf Hübe am Tag waren, nahm die Sativex-Gruppe durchschnittlich acht Hübe.

Ergebnisse der Studie

Mithilfe der fünfstufigen Modified Ashworth Skala beurteilten die Forscher die Ergebnisse. Es zeigte sich bei den Patienten in der Sativex-Gruppe, dass eine Verbesserung der Spastizität um 0,11 Punkte eintrat. Hingegen verschlechterte sich die Symptomatik in der Placebo-Gruppe um 0,16 Punkte. Trotz der geringen Teilnehmeranzahl beurteilten die Forscher den Unterschied als statistisch signifikant. Zudem erklärten die Forscher, dass Sativex gut vertragen wurde. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Benommenheit, Schwindel und Übelkeit.

Im Ergebnis erklärten die Forscher, dass diese Phase-II-Studie mit Sativex die erste kontrollierte Studie zur pharmakologischen Intervention bei seltenen Motoneuronenerkrankungen sei. Diese sollte nun mit einer höheren Teilnehmeranzahl sowie längeren Behandlungszeiträumen wiederholt werden.

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