Die Schlafapnoe ist durch periodische, also wiederkehrende Atemaussetzer (Atemstillstände, sogenannte Apnoen) im Schlaf gekennzeichnet. Es wird den schlafbezogenen Atmungsstörungen zugerechnet. Wie viele Menschen betroffen sind, weiß man nicht genau, da nicht jeder weiß, dass er oder sie Atemaussetzer im Schlaf hat. Schätzungen gehen von bis zu 4% der Bevölkerung aus. Was man weiß ist, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen, dass Schlafapnoe in den allermeisten Fällen mit intensivem Schnarchen verknüpft ist, und dass die Krankheit mit steigendem Alter häufiger auftritt.
Was macht Schlafapnoe gefährlich?
Die Gefährlichkeit der Schlafapnoe liegt darin, dass durch die Atemstillstände, die in der Regel mehr als 10 Sekunden, im Extremfall aber bis zu mehr als eineinhalb Minuten andauern, die regelmäßige Atmung unterbrochen wird. Bei extremer Ausprägung bis zu 100 Mal pro Nacht!
Die Atemaussetzer führen zu einem verringerten Sauerstoffgehalt im Blut, also zu einer Unterversorgung des Körpers und des Gehirns mit Sauerstoff. Zwar reagiert der Körper auf den zu geringen Sauerstoffgehalt, bzw. eigentlich auf den steigenden Kohlendioxidgehalt im Blut mit einer Aufwachreaktion, doch führt das leider nicht dazu, dass anschließend wieder kontinuierlich geatmet werden würde. Potenziell ist das Schlafapnoe-Syndrom eine lebensgefährliche Erkrankung.
Die ständigen unvollständigen Aufwachreaktionen und damit die starken Störungen des Schlafs, den wir für die Erholung des Körpers, des Immunsystems und für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit dringend benötigen, führen dazu, dass die Betroffenen am Tag unter starker Müdigkeit leiden (Tagesmüdigkeit). Zudem belastet die Schlafapnoe bzw. der schlechte Schlaf den Körper stark, sodass Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und andere Herzmuskelerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Für einen Herzinfarkt und Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko.
Wie entsteht Schlafapnoe?
Für das Schlafapnoesyndrom gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Entstehungswege. Bei der häufigeren Form, der obstruktiven Schlafapnoe, entspannt sich die Muskulatur des Halses, Gaumens und Rachenraumes. Die Öffnung, durch die die Luft einströmen sollte, verschließt sich, beispielsweise weil die Zungenmuskulatur sich entspannt und die Zunge die Luftröhre verschließt.
Durch den Versuch des Einatmens entsteht ein Unterdruck, was zum Kollabieren der Luftröhre führt. Durch das Nichtatmen steigt der Kohlendioxidgehalt im Blut. Das stellt ein Signal dar, die Atembemühungen zu verstärken. Der Betroffene wacht (meist unvollständig) auf, holt Luft und schläft weiter.
Der Großteil der Betroffenen leidet unter einer obstruktiven Schlafapnoe.
Im Vergleich zur obstruktiven Schlafapnoe bleiben bei der zentralen Schlafapnoe die Atemwege geöffnet, aber die Atemmuskulatur arbeitet nicht korrekt. Das heißt, die Muskeln im Brustraum und das Zwerchfell sind inaktiv.
Standard-Behandlung der Schlafapnoe
Es gibt einige Tipps, die Betroffenen beachten sollten, wenn sie (stark) schnarchen und an Schlafapnoe leiden. Hierzu gehört eine gute Schlafhygiene, also ein guter Schlaf sowie eine gute Schlafqualität. Hilfreich ist es auch, nicht zu spät am Abend zu essen. Zudem sollten bestimmte Medikamente vermieden werden, die die Atmungsaktivität herabsetzen.
Damit Personen einen erholsamen Schlaf erleben, kann es hilfreich sein, auf der Seite zu schlafen. Kinnbinden, Nasenpflaster und Aufbissschienen können ebenfalls zum Einsatz kommen. Jedoch ist für diese Maßnahmen in den meisten Fällen kein Effekt nachgewiesen worden.
Meist reichen alle diese Maßnahmen nicht aus, um eine Schlafapnoe zu verhindern.
Atemtherapie bei obstruktiver Schlafapnoe und oder zentraler Schlafapnoe
Eine Atemtherapie ist besonders notwendig, wenn schon Begleiterkrankungen aufgetreten sind (z. B. Herzrhythmusstörungen). Es handelt sich um die Atemwegsüberdrucktherapie (conitinuous positive airway pressure, CPAP-Therapie). Im Rahmen dieser CPAP-Therapie muss die betroffene Person jede Nacht eine Atemmaske tragen, die mithilfe eines Überdrucks bewirkt, dass die Atemwege nicht kollabieren können. Leider lernt der Körper nicht, wieder richtig zu atmen, sodass die CPAP-Therapie wirklich immer getragen werden muss. 70% der Personen schlafen besser, sind tagsüber besser erholt und leistungsfähiger und Begleiterscheinungen der Schlafapnoe, wie Sodbrennen oder Übelkeit, gehen zurück.
Viele Personen empfinden aber das Tragen einer solchen Maske als große Belastung und beenden eigenmächtig die CPAP-Behandlung. Dadurch setzen sie sich natürlich weiterhin den großen Risiken aus, die die Krankheit mit sich bringt. Andere Behandlungsmöglichkeiten gibt es bislang nicht. Medikamente gegen die Schlafapnoe gibt es ebenfalls nicht.
Cannabis als Medizin bei Schlafapnoe
Das Endocannabinoidsystem ist an der Steuerung zentraler Prozesse im Körper beteiligt. So weiß man inzwischen, dass es auch für den Schlaf-wach-Rhythmus von Bedeutung ist. Noch ist nicht vollständig geklärt, wie die Regulation funktioniert und es gibt weitere Systeme, die an der Steuerung des Schlaf-wach-Rhythmus beteiligt sind.
Doch man hat beobachtet, dass Anandamid, vereinfacht gesagt das körpereigene THC, im Gehirn nachts in höheren Konzentrationen vorhanden ist und mit weiteren Neurotransmittern zusammen schlaffördernd wirkt, während 2-Arachidonylglycerol (2-AG) ein weiteres körpereigenes Cannabinoid tagsüber in höherer Konzentration anzutreffen ist. Wahrscheinlich ist es am Wachwerden und/oder Wachbleiben beteiligt.
Wenn das Endocannabinoidsystem also offenbar in die Steuerung des Schlafes und der dazugehörigen Systeme eingreifen kann, so könnte eine Beeinflussung des Systems über von außen zugeführte medizinische Cannabinoide ebenfalls Wirkungen zeigen.
Dronabinol bringt Besserung
In einer Studie mit 73 Patienten mit mäßiger bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe wurde untersucht, welche Auswirkungen Dronabinol auf die Erkrankung hat. Dronabinol ist synthetisch hergestelltes THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol). Eine Gruppe erhielt sechs Wochen lang vor dem Schlafengehen eine niedrige Dronabinol-Dosis, eine zweite Gruppe erhielt eine höhere Dosis Dronabinol und eine dritte Gruppe ein Placebo.
Die Patienten, die die höchste Dronabinol-Dosis (10 mg) erhalten hatten, hatten eine deutlich geringere Häufigkeit von nächtlichen Atemaussetzern, Phasen zu schwacher Atmung und gaben subjektiv weniger Tagesmüdigkeit an. Insgesamt waren sie deutlich zufriedener mit der Dronabinol-Therapie als die Placebo-Gruppe.
Im Vergleich zu der CPAP-Therapie verringerte sich die Schwere der Erkrankung unter der Cannabinoid-Therapie um 33%. Ebenfalls im Vergleich zu der Standardatemtherapie CPAP stellten die Patienten die Behandlung auch nicht in so großem Umfang ein.
Bei Schlafapnoe einfach medizinisches Cannabis vapen?
Das klingt ja zu schön, um wahr zu sein! Kann man als Betroffener dann nicht einfach abends Cannabis vapen? Davor warnen die Wissenschaftler, denn jede Cannabis-Sorte enthält eine andere Zusammensetzung aktiver Inhaltsstoffe und Cannabinoide – und nicht jede Zusammensetzung eignet sich für die Behandlung der Schlafapnoe. Daher sollte die Behandlung der Schlafapnoe mit Cannabinoiden unbedingt durch einen Arzt begleitet werden.
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