Bayern ist für seine strenge Drogenpolitik und die entsprechende Strafverfolgung auch kleiner Delikte bekannt. Doch nun kam ausgerechnet vom neuen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) eine Aussage, die viele verblüfft haben dürfte. Er sprach sie bei einer Bürgersprechstunde im Rosenheimer Rathaus dafür aus, dass bayerische Ärzte besser über Medizinalhanf geschult werden sollten. Die meldet zumindest die DHV Ortsgruppe München.
Söder fordert bessere Aus- und Weiterbildung in Bayern
Obwohl seit über einem Jahr Kostenübernahmeanträge bei den Krankenkassen für Cannabisblüten und -extrakte sowie Dronabinol und Fertigarzneimittel gestellt werden könnten, haben schwerkranke Patienten noch immer „erhebliche Schwierigkeiten“, einen Arzt zu finden, der ihnen Medizinalhanf verordnet. Söder führte aus, dass die Mehrheit der Ärzte in Deutschland die Verwendung von Medizinalhanf befürworte. Bisher hätten jedoch weniger als 1 Prozent der bayerischen Mediziner ein Cannabis-Rezept ausgestellt. Leafly.de berichtete.
„Aufgrund der jahrzehntelangen Kriminalisierung war Cannabis als Medizin nicht Bestandteil der schulmedizinischen Ausbildung. Daher besteht hier nun ein enormer Fortbildungsbedarf für die Bayerische Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, “ erklärte Micha Greif, Sprecher des Deutschen Hanfverbands in München.
In Bayern gibt es den meisten Bedarf an Cannabis als Medizin
Nach Informationen des AOK-Bundesverbands und der Barmer steht Bayern auf Platz eins bei der Anzahl der eingereichten Anträge. Beispielsweise kamen bei den AOKen von den bis Ende Februar bundesweit 9.000 eingereichten Anträgen 2.300 aus Bayern. Auch bei der Barmer, bei der bis jetzt insgesamt bundesweit rund 4.000 Anträge eingegangen sind, steht Bayern auf Platz eins. So wurden in Bayern bei der Barmer 826 Anträge eingereicht, davon 71 Prozent genehmigt. Mehr dazu hier.
Bayern für Mindestgrenze bei Cannabisbesitz
Inwieweit Söders Forderungen nachgekommen werden kann, ist noch unklar. Geht man nach den Ergebnissen bei der kürzlich erfolgten Konferenz der Justizminister der Länder in Eisenach, wird klar, dass nicht nur die Ärzteschaft Nachholbedarf in Sachen Cannabis als Medizin hat. Denn: Es kam es zu keiner einheitlichen Einigung für eine Cannabisobergrenze. Und wen wundert es: Bayern machte sich stark für die Mindestgrenze von sechs Gramm.