Schnelltest von Cannabis im Straßenverkehr
Der Abschluss der Cannabis-Legalisierung steht in Kanada kurz bevor. Als erstes führendes Industrieland der Welt hatte Kanada im Juni den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Leafly.de berichtete. Daher hat das Land jetzt die ersten Testgeräte genehmigt, die Cannabis im Straßenverkehr testen sollen. Außerdem wurden zahlreiche Änderungen an den Fahrgesetzen vorgenommen.
Die speziellen Drogenmessgeräte ermöglichen es der Polizei, Speichelproben aus dem Mund einer Person abzutupfen. So können die Beamten THC sowie andere Drogen (Amphetamine, Kokain, Opiate und weitere) schnell erkenn, denn das Gerät wertet die Speichelproben sofort automatisch aus. Die Polizei kann nach diesem Schnelltest weitere Untersuchungen, beispielsweise Bluttests, einfordern.
Testgerät stammt vom deutschen Hersteller Dräger
Der Schnelltest, der zukünftig in Kanada zum Einsatz kommen wird, stammt aus Deutschland. Das Familienunternehmen Dräger, ein Produzent für Medizin- und Sicherheitstechnik aus Lübeck, stellt das Testgerät mit dem Namen Dräger DrugTest® 5000 her.
Der Pressereferent von Dräger erklärte gegenüber Leafly.de: „Dräger hat mehr als sechs Jahrzehnte Erfahrung mit dem Nachweis von Alkohol und Drogen. Weltweit vertrauen Kunden auf unser Know-how und unsere Technologie. Wir sind stolz darauf, mit dem DrugTest® 5000 ein zuverlässiges Produkt anbieten zu können, das den Ansprüchen der kanadischen Behörden genügt und mit dem wir an dem Auswahlprozess teilnehmen. Wir freuen uns, wenn wir damit einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten können.“
Die kanadische Generalstaatsanwältin Jody Wilson-Raybould hat das Instrument von Dräger genehmigt. Jetzt muss nur noch eine 30-tägige Einspruchsfrist abgewartet werden. Das Drogenmessgerät wird bereits von Polizisten in Deutschland und im gesamten Vereinigten Königreich verwendet. Eventuell wird Kanada den Apparat jedoch anders konfigurieren, um ihn den dortigen Standards anzupassen, erklärte ein Sprecher des kanadischen Justizministeriums.
Testgeräte müssen extremen Temperaturen trotzen
Eine besondere Herausforderung für jedes Drogenmessgerät sind die kanadischen Extremtemperaturen. Kanadische Experten befürchteten, dass die Verwendbarkeit und Zuverlässigkeit der Test-Ergebnisse durch starke Kälte beeinflusst werden könnten. Daher testete Kanada in einem Pilotprojekt zwei verschiedene Instrumente. Um die Nutzbarkeit in den harten kanadischen Wintern zu überprüfen, wurde das Pilotprojekt in Saskatchewan und den Nordwest-Territorien durchgeführt. Das Klima in Saskatchewan ist vorwiegend kaltgemäßigt, das in den Nordwest-Territorien subpolar bis arktisch.
Die Beamten fanden heraus, dass „es einige temperaturbedingte Probleme gab, die auftraten, wenn die Geräte bei extremer Kälte verwendet wurden“. Sie schlugen jedoch vor, dass diese Probleme gemildert werden könnten, indem die Polizisten die Tests in ihren Fahrzeugen durchführen, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen.
Das Unternehmen Dräger selbst erklärt, dass der Einsatz seines Gerätes bei Temperaturen zwischen 4 °C und 40 °C möglich ist.
81 Millionen Dollar für Polizeiausbildung und Testgeräte
Die kanadische Regierung hat erklärt, dass den Provinzen und Territorien in den nächsten fünf Jahren bundesweit 81 Millionen Dollar zur Verfügung stehen werden. Von dem Geld sollen die erforderlichen Schulungen der Polizisten durchgeführt und die Testgeräte gekauft werden.
Darüber hinaus hat die kanadische Regierung in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 62,5 Millionen Dollar für eine öffentliche Bildungsstrategie bereitgestellt. Diese wird unter anderem Werbekampagnen zur Legalisierung von Cannabis beinhalten.
Das neue Gesetz zur Cannabis-Legalisierung hat auch Änderungen für Alkoholtests im Straßenverkehr zur Folge. Die Polizei hat nun das Recht, Fahrer ohne jeglichen Verdacht auf Alkoholkonsum zu testen. Diese Änderung hat Kritiker veranlasst, das neue Gesetz als verfassungswidrig zu betrachten.
Die Änderung gilt jedoch nicht für Drogentests: Hier müssen die Beamten weiterhin Grund zu der Annahme haben, dass ein Fahrer durch Drogen beeinträchtigt ist, um einen Straßentest zu verlangen. Der Gesetzentwurf hat auch Grenzwerte für Drogen im Blut eingeführt, die es der Polizei erlauben, Strafanzeigen auf der Grundlage des THC-Gehalts im Blut zu verhängen. Und zwar, ohne dass ein Schaden entstanden sein muss.