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Tag der Endometriose: Endo-Was?!

Debo-2019 Autor:
Deborah Avanzato

Anlässlich des gestrigen Tages der Endometriose rücken wir die zweithäufigste gutartige Erkrankung bei Frauen in den Fokus der Öffentlichkeit. Außerdem liefern Studien Hinweise darauf, dass Medizinalcannabis vermutlich in der Lage ist, die Schmerzen zu lindern und sogar das Ausbreiten des Gebärmuttergewebes zu verhindern.

Tag der Endometriose: Endo-Was?!

Gestern war der Tag der Endometriose. Dieser soll die gynäkologische Erkrankung bekannter machen. Denn viele Frauen haben tatsächlich noch nie etwas von dieser schmerzvollen Krankheit gehört. Ich selbst leide ebenfalls darunter.

Ich erinnere mich noch an meine Oberschulzeit. Einmal im Monat konnte ich mich vor Schmerzen kaum noch bewegen und nur mit Wärmflasche und starken Schmerzmitteln in einer Position verharren. Meine Mutter dachte zunächst, ich würde schauspielern, um mich gekonnt vor der Schule zu drücken.

Dem war allerdings nicht so. Ganz im Gegenteil. Wenn ich den Schmerz beschreiben soll, fühlt es sich für mich an, als würde jemand mit einem stumpfen Messer immer wieder in meinen Unterbauch stechen. Dazu gesellen sich Probleme beim Stuhlgang, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Über die Jahre hinweg wurden meine Beschwerden während der Periode immer stärker. Meine damalige Frauenärztin wusste auch keinen besseren Rat, als mir erst einmal die Pille zu verschreiben. Aber auch diese Maßnahme linderte nur mäßig meine Beschwerden, sodass ich sie nach einem halben Jahr wieder absetzte.

Mit Anfang 20 hatte ich dann Zysten am Eileiter und wurde das erste Mal operiert. Der Eingriff an sich war nicht schlimm und auch die Schmerzen danach aushaltbar. Die Diagnose, die ich damals erhielt, lautete Endometriose. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich davon noch nie gehört und wusste überhaupt nicht, worum es sich dabei handelt. Also begann ich zu recherchieren.

Endometriose – was ist das?

Bei Endometriose handelt es sich um Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb ihres vorgesehenen Ausbreitungsgebietes – der Gebärmutter – ansiedelt. Das Gewebe ist aber trotzdem eingebunden in das zyklische Geschehen jeder Periode. Die Periode einer Frau ist das Ergebnis des Abbaus von endometrialem Gewebe, das sich aus dem Hormonzyklus gebildet hat.

Im Klartext heißt das also, dass sich automatisch Probleme bei der Entsorgung der abgestoßenen Schleimhaut in den anderen Organen ergeben, ja sogar ganze Regionen blockiert. Entzündungen sind die daraus resultierenden Folgen. Endometriose kann sich an vielen Orten bilden. Am häufigsten im Darm, im Eileiter und in der Blase. Auch in freien Bauchhöhlen können Inseln von Gebärmutterschleimhaut vorkommen und selbst im Gehirn wurde sie schon entdeckt. Hauptschauplatz bleibt jedoch die Beckenregion.

Wie die Schleimhaut in andere Regionen gelangt, darüber ist sich die Medizin bis heute noch uneins. Bei der Gebärmutterschleimhaut handelt es sich allerdings um hochaktives Gewebe, das sich zum Beispiel bei ärztlichen Eingriffen in andere Regionen verschleppen lassen könnte.

Dies würde allerdings nur für einen kleinen Teil der betroffenen Frauen eine mögliche Erklärung bieten. Man könnte auch denken, dass es sich um gutartige Metastasierung handelt. Doch auch das ist nicht gesichert. Daher sind die Behandlungsmethoden bisher nicht sonderlich gut ausgeprägt. Neben den Schmerzen ist Endometriose leider auch eine der Hauptursachen für Unfruchtbarkeit bei Frauen.

Regelschmerzen dürfen kein Tabuthema sein

Die Schmerzen bei einer Endometriose-Erkrankung können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Manche Frauen haben nur starke Schmerzen während der Periode. Manche auch bereits davor und andere auch während des Geschlechtsverkehrs. Ungefähr eine von zehn Frauen weltweit sind bereits an Endometriose erkrankt. Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass viele Frauen noch nicht einmal wissen, dass sie an Endometriose leiden.

Auch heute gelten die weibliche Periode und Regelschmerzen als Tabuthema in unserer Gesellschaft, was betroffenen Frauen die Situation zusätzlich erschwert. Man trifft auf Unverständnis, komische Blicke und gut gemeinte, aber letztlich schlechte Ratschläge. Denn jemand der nicht betroffen ist, kann häufig nicht viel Verständnis aufbringen.

Umso schöner ist es zu bemerken, dass dem Thema in jüngerer Zeit nach und nach mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. So hat erst kürzlich Anna Wilken (Ex-GNTM-Kandidatin) ihre Erkrankung publik gemacht und ihr Buch „In der Regel bin ich stark“ veröffentlicht. In diesem erzählt sie von ihrer persönlichen Leidensgeschichte und auch davon, dass sie mit nur 23 Jahren bereits Eizellen entfernen lassen hat, um gegebenenfalls später doch noch Mutter werden zu können.

Anders war es bei Lena Dunham („Girls“). Auch die amerikanische Künstlerin spricht offen in Interviews und auf ihrem Social Media Account über ihre Erkrankung. Vor allem darüber, dass sie mit nur 30 Jahren eine Hysterektomie hat durchführen lassen, da ihre Lebensqualität deutlich gelitten hatte. Diese Entscheidung war sicherlich keine leichte und sie musste mit vielen Vorurteilen zurechtkommen.

Der Monat März 2019 stand ganz unter dem Zeichen der Endometriose. So haben weltweit Frauen mit dem #thisisendomentriosis Hashtag offenkundig über ihre Krankheit gesprochen. Dies hat ein Gefühl von Zusammengehörigkeit bei den Betroffenen ausgelöst.

Endometriose: Behandlungsmöglichkeiten

Traditionelle Methoden der Endometriosebehandlung versuchen lediglich, die Symptome zu lindern. Neben klassischen Schmerztabletten kann eine hormonelle Therapie mit beispielsweise einer rein gestagenhaltigen Spirale oder einer Östrogen-Gestagen Pille mit Einnahme ohne Pause die Ausbreitung von Endometrioseherden eindämmen und die Schmerzen lindern. Sollte eine Frau dann jedoch den Wunsch hegen, schwanger werden zu wollen, kann das Absetzen der Pille die Ausbreitung von Gebärmutterschleimhaut erneut in Gang setzen.

Bei einer Operation – mit elektrischem Strom, Laser oder dem Skalpell– können zwar komplette Endometrioseherde entfernt werden, der Eingriff stellt jedoch keine langfristige Lösung dar. Denn nach einiger Zeit kann es wieder zum Auftreten der Erkrankung kommen. Bei mir war dies bereits wenige Monate nach dem Eingriff der Fall.

Alternative Behandlungsmethoden

Ich habe schon so Einiges versucht, um meinen Schmerzen entgegenzuwirken. Kurkuma, Mönchpfeffer oder auch Schüssler Salze. Leider hat bisher keines dieser Mittel geholfen. Berufsbedingt bin ich dann schließlich auch auf Medizinalcannabis als Behandlungsmethode gestoßen.

Kann Medizinalcannabs helfen?

Verschiedene Studien liefern Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis möglicherweise in der Lage ist, einer Endometriose entgegenzuwirken (Leafly.de berichtete). Denn das Endocannabinoidsystem ist an der Uterusfunktion sowie an Uterusfunktionsstörungen beteiligt.

Da die Quelle der Endometriose darin besteht, dass sich die Zellen dort befinden, wo sie nicht sein sollten, ist es für das Verständnis und der Behandlung der Endometriose entscheidend, die Wege der Zellmigration zu nutzen.

Die vielversprechendste Entwicklung in diesem Bereich ist die Interaktion von Cannabis mit dem N-Arachidonylglycin-Rezeptor (NAGly-Rezeptor), auch bekannt als GPR18-Rezeptor, der sowohl mit den Cannabinoiden in Cannabis als auch mit den natürlichen Endocannabinoiden des Körpers arbeitet.

Während das Cannabinoid CBD die Aktivierung des GPR18-Rezeptors blockiert, der die Zellmigration von Endometriumzellen stoppen kann, gibt es darüber hinaus Hinweise, dass THC die Zellmigration durch Aktivierung dieses Rezeptors verursacht. Aus diesem Grund könnten THC und CBD zur Behandlung der Endometriose eingesetzt werden.

In den USA gibt es sogar bereits Vaginalzäpfchen (Leafly.de berichtete) mit CBD. Leider sind diese in Deutschland noch nicht erhältlich.

Fazit

Die Endometriose ist eine sehr schmerzvolle Erkrankung. Schätzungen zufolge sind in Deutschland ungefähr zehn Prozent der geschlechtsreifen Frauen betroffen. Wie viele Frauen wirklich betroffen sind, ist unklar. Denn viele Frauen wissen nicht, dass sie unter einer Endometriose leiden.

Deshalb ist es wichtig, die Erkrankung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Ebenso darf die Endometriose kein Tabuthema mehr sein. Ich für meinen Teil wünsche mir mehr Verständnis und Anteilnahme und weniger Verurteilung.

Informationen und Unterstützung finden Betroffene bei der Endometriose Vereinigung Deutschland e.V.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

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