Immer mehr Wissenschaftler haben in der vergangenen Zeit die Auswirkungen des psychoaktiven Cannabinoids Tetrahydrocannabinol (THC) auf Jugendliche, Erwachsene und schwangere Frauen untersucht. Neue Forschungsergebnisse des Duke University Medical Centers in Großbritannien legen nahe, dass Männer darüber nachdenken sollten, wie sich der Cannabiskonsum auf ihr Sperma auswirken könnte.
Frühere Studien haben gezeigt, dass verschiedene Einflüsse, wie zum Beispiel das Rauchen von Tabak oder Pestizide auf Spermien auswirken können. Die Studie der Briten zeigt jetzt, dass THC ebenfalls die Epigenetik beeinflusst sowie strukturelle und regulatorische Änderungen in der DNA der Spermien auslöst.
Experimente an Ratten und eine Studie mit 24 Männern haben gezeigt, dass THC auf Gene mit zwei wichtigen zellulären Pfaden abzielt und die DNA-Methylierung verändert. Dies ist ein Prozess, der für die normale Entwicklung wesentlich ist.
THC löst DNA-Änderungen aus
Die Forscher wissen noch nicht, ob durch THC ausgelöste DNA-Änderungen an die Kinder der Cannabiskonsumenten weitergegeben werden, und welche Auswirkungen dies haben könnte.
„Wir haben festgestellt, dass die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf Männer und deren Fortpflanzungsgesundheit nicht völlig null sind. Insofern kann der Cannabiskonsum das genetische Profil von Spermien beeinflussen“, führte der leitende Studienautor Dr. Scott Kollins aus.
Darüber hinaus erklärte Kollins, dass man noch nicht wisse, was dies bedeute. Jedoch sei die Tatsache, dass immer mehr junge Männer legalen Zugang zu Cannabis haben, etwas, worüber man nachdenken sollte.
Auswirkungen auf das sich entwickelnde Kind
Die Teilnehmer der Studie hatten in den vergangenen sechs Monaten mindestens einmal wöchentlich Cannabis konsumiert. Ihr Sperma wurde mit denen verglichen, die in den letzten sechs Monaten kein Cannabis verwendet hatten und nicht mehr als zehnmal in ihrem Leben Cannabis konsumierten.
In den Ergebnissen zeigte sich, dass je höher die THC-Konzentration im Urin der Männer war, desto ausgeprägter waren die genetischen Veränderungen ihrer Spermien. THC schien Hunderte verschiedener Gene bei Ratten und Menschen zu beeinflussen. Viele dieser Gene hatten etwas gemeinsam, und zwar waren sie mit zwei derselben Hauptzellbahn verbunden, erklärte die Hauptautorin der Studie Susan K. Murphy.
Einer der Wege ist daran beteiligt, Körperorgane dabei zu unterstützen, ihre volle Größe zu erreichen. Der andere beinhaltet eine große Anzahl von Genen, die das Wachstum während der Entwicklung regulieren.
„Was das für das sich entwickelnde Kind bedeutet, wissen wir einfach nicht“, erklärte Murphy.
Es ist nicht bekannt, ob von THC betroffene Spermien gesund genug sein könnten, um ein Ei sogar zu befruchten und sich zu einem Embryo weiterzuentwickeln, so Murphy.
Die Studie sei ein Ausgangspunkt für die epigenetischen Wirkungen von THC auf Spermien. Durch die relativ geringe Anzahl von Männern, die an der Studie beteiligt waren, aber auch begrenzt. Es bestehe die Möglichkeit, dass die Ergebnisse der Männer durch andere Faktoren beeinflusst wurden. Zum Beispiel durch ihre Ernährung, Schlafgewohnheiten, Alkoholkonsum und andere Lebensgewohnheiten.
Weitere Pläne des Forschungsteams
Das Forschungsteam plant, seine Forschung mit größeren Gruppen fortzusetzen. Sie beabsichtigen zu untersuchen, ob Veränderungen der Spermien rückgängig gemacht werden können, wenn Männer aufhören, Cannabis zu konsumieren. Sie hoffen auch, das Nabelschnurblut von Babys untersuchen zu können, die von Vätern mit THC-veränderten Spermien geboren wurden. Hiermit wäre feststellbar, welche epigenetischen Veränderungen auf das Kind übertragen werden.
„Wir wissen, dass der Cannabiskonsum Auswirkungen auf die Regulationsmechanismen in der Sperma-DNA hat. Aber wir wissen nicht, ob sie auf die nächste Generation übertragbar sind. In Ermangelung einer umfassenderen, definitiven Studie wäre der beste Rat, anzunehmen, dass diese Änderungen da sein werden. Wir wissen nicht, ob sie dauerhaft sein werden. Ich würde vorsichtshalber sagen, dass Konsumenten mindestens sechs Monate lang kein Cannabis konsumieren sollten, wenn eine Schwangerschaft geplant ist,“ führte Murphy abschließend aus.
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