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Topicals – medizinische Cannabisprodukte für die äußerliche Anwendung

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Cannabis als Medizin können wir oral einnehmen oder inhalieren. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, die Wirkstoffe aufzunehmen: die äußerliche Anwendung in Form von Cannabis Salben, Lotionen oder Cremes – sogenannte Topicals. Diese medizinischen Cannabisprodukte können zur lokalen Behandlung von unterschiedlichen Hautkrankheiten angewendet werden. Vor allem die entzündungshemmende Wirkung des Cannabis spielt hier eine große Rolle.

Topicals – medizinische Cannabisprodukte für die äußerliche Anwendung

Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan – ausgebreitet würde es eine Fläche von eineinhalb bis zwei Quadratmetern einnehmen. Sie ist auch unser äußeres Schutzschild gegen Kälte, Hitze und andere Umwelteinflüsse. Gleichzeitig ist sie aber auch ein Schönheitsmerkmal. Funktioniert die Schutzfunktion der Haut nicht mehr einwandfrei, sind Entzündungen, Schmerzen oder Ausschlag die Folge.

Erkrankungen der Haut belasten die Betroffenen meistens stark. Cannabis-Topicals versprechen Hilfe bei Schmerzen, Juckreiz und Entzündungen – ohne psychoaktive Wirkung. Topisch bedeutet „lokal“ oder „örtlich“, und so werden auch Topicals lokal auf bestimmte Stellen der Haut aufgetragen. In Deutschland sind Topicals bisher nicht für medizinische Zwecke zugelassen. Salben, Cremes, Lotionen und Öle, die nur Cannabidiol (CBD) und kein oder sehr wenig Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten, sind aber frei verkäuflich.

Wie wirken Cannabis-Topicals?

Werden Salben, Cremes und Lotionen auf Cannabisbasis lokal aufgetragen, nimmt der Körper die Inhaltsstoffe bzw. Wirkstoffe über die Haut auf. Seit langem ist bekannt, dass die Haut über zahlreiche Cannabinoidrezeptoren verfügt, an die Phytocannabinoide andocken und so ihre Wirkung entfalten. Selbst wenn Topicals THC enthalten, haben die Salben und Cremes keine psychoaktiven Nebenwirkungen, da der Wirkstoff nicht in den Blutkreislauf eindringt. Dennoch besitzen Topicals eine schmerzlindernde (analgetische) Eigenschaft und können Entzündungen lindern.

Neben Phytocannabinoiden wie CBD und THC verwenden die Hersteller von Topicals häufig Inhaltsstoffe und ätherische Öle mit zusätzlicher Wirkung wie beispielsweise Cayennepfeffer, Minze oder Lavendel.

Salben gegen Juckreiz

Juckreiz (Pruritus) ist ein sehr häufiges und belastendes Symptom bei Hautkrankheiten. Die Betroffenen leiden stark darunter. Pruritus kann die Begleiterscheinung von Hautkrankheiten wie atopisches Ekzem (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte) oder Urtikaria (Nesselsucht) sein. Es gibt auch Juckreiz ohne primäre sichtbare Hautveränderungen.

Neuere amerikanische Untersuchungen verdeutlichen, dass medizinische Cannabisprodukte ein vielversprechendes Mittel in der Behandlung von Juckreiz sind. In einer Studie mit Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten wurde der Effekt einer Salbe auf Cannabisbasis untersucht. Die Teilnehmenden beobachteten durch die lokale Anwendung eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome: Bei 38 Prozent der Probanden stoppte der Juckreiz komplett, bei 40 Prozent wurde er immerhin deutlich verbessert.

Cannabinoide wie CBD und THC erzielten auch in der Therapie von allergischer Kontaktdermatitis positive Effekte. Darüber hinaus haben Untersuchungen bei Psoriasis (Schuppenflechte) eine vielversprechende Wirkung von Cannabidiol gezeigt. Eine wissenschaftliche Arbeit, die im Journal of the American Academy of Dermatology veröffentlicht wurde, zieht daher den Schluss, dass “Phytocannabinoide auch entzündungshemmende Eigenschaften haben können, die nützlich für die Behandlung von allergischer Kontaktdermatitis und atopischer Dermatitis sind”.

Cannabis Salben gegen Entzündungen

Es sind also die entzündungshemmenden Eigenschaften von Phytocannabinoiden, die bei Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Neurodermitis helfen, die Symptome zu verbessern. In einer Studie aus Polen, die in der Zeitschrift Experimental Dermatology veröffentlicht wurde, heißt es: “Phytocannabinoide scheinen immunosuppressive Eigenschaften zu haben und könnten als potenziell Medikamente gegen Entzündungen angesehen werden”.

So kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass “auf Grundlage des aktuellen Wissens, therapeutische Möglichkeiten der Cannabinoidnutzung bei Hautkrankheiten unbestreitbar scheinen. Möglicherweise werden in Zukunft Phytocannabinoide weitflächig angewendet, um Juckreiz, entzündliche Hauterkrankungen und sogar Hautkrebs zu behandeln”.

Medizinische Cannabisprodukte gegen Akne

Akne ist weltweit die häufigste Hauterkrankung – und bedeutet meist eine große Last für die Betroffenen. Es gibt verschiedene Akneformen. Die häufigste ist die Acne vulgaris (gewöhnliche Akneerkrankung), die in der Pubertät auftritt und spätestens im Alter von Anfang 20 abklingt. Grund für die Erkrankung in dieser Zeit sind die verstärkt auftretenden Sexualhormone. Diese können eine Erkrankung des Talgdrüsen Apparates und der Haarfollikel bewirken. So entstehen Mitesser, Papeln, Pusteln oder auch Knoten. Die meisten Menschen entwickelt irgendwann in ihrem Leben Akne.

Eine in „The Journal of Clinical Investigation“ veröffentlichte Studie untersuchte die Wirkung von Cannabidiol (CBD) auf die Talgdrüsenfunktion der Haut – und zeigte erstaunlich positive Ergebnisse: CBD kann die Überproduktion von Talg regulieren, die zu Pickeln und Co. führt. CBD ist damit ein „hochwirksames Sebostatikum“. Darüber hinaus zeigte CBD in der Studie „komplexe antiinflammatorische“ (entzündungshemmende) Wirkungen.

Die Wissenschaftler kommen daher zu dem Fazit, dass CBD aufgrund seiner Talg-reduzierenden wie auch der entzündungshemmenden Wirkung „als vielversprechendes therapeutisches Mittel zur Behandlung von Akne vulgaris infrage kommt.“

Medizinische Schmerzsalbe auf Cannabisbasis

Medizinalcannabis wird auch in der Schmerztherapie eingesetzt. Bei Patientinnen und Patienten, die mit Medizinalcannabis behandelt werden, nimmt die Schmerzintensität ab. Auch hier ist das körpereigene Cannabinoidsystem (Endocannabinoide) beteiligt.

Experten gehen davon aus, dass Schmerzsalben, die Cannabinoide enthalten, lokal auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen Linderung verschaffen. Dies kann beispielsweise bei entzündlichen Hauterkrankungen der Fall sein, denn auch diese rufen häufig Schmerzen hervor. Eine Creme oder Salben auf Cannabisbasis können aber auch bei Rückenschmerzen als Schmerzsalbe eingesetzt helfen. Gegen Rückenschmerzen wird ebenfalls eine Massage mit CBD-Öl empfohlen.

Hautkrebs: Behandlung mit medizinischen Cannabisprodukten

Die Forschung zur Wirkung von Cannabis gegen Krebs – wie auch zu Cannabis und Hautkrebs – befindet sich noch in einem frühen Stadium. Auch wenn in naher Zukunft noch kein fertiges Medikament gegen Krebs auf Basis von Cannabis verfügbar sein wird, so sind die Ergebnisse der Grundlagenforschung doch vielversprechend.

Untersuchungen zeigten: Sowohl die körpereigenen Cannabinoide (Endocannabinoide) als auch Cannabinoide aus Medizinalhanf können Krebszellen zum Absterben bringen. Darüber hinaus ergab die Forschung, dass Pyhtocannabinoide Tumorzellen daran hindern, sich zu teilen. Außerdem verhindern sie, dass die Tumorzellen in anderes Gewebe wandern. Was bedeuten diese Ergebnisse? Cannabis kann eventuell den Tumorwachstum und die Metastasierung erschweren oder verhindern.

Hautkrebs und seine Symptome

Unter dem Begriff Hautkrebs fassen Mediziner verschiedene Krebserkrankungen der Haut zusammen, die in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten: So gibt es den sogenannten schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) und den hellen Hautkrebs.

Der schwarze Hautkrebs ist die bösartigste Form von Hautkrebs. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 21.000 Menschen daran: rund 10.000 Frauen und etwa 11.000 Männer. Das Risiko, im Laufe des Lebens Hautkrebs zu entwickeln, beträgt hierzulande etwa 1:500. Menschen zwischen 45 und 60 Jahren sind besonders gefährdet.

Der schwarze Hautkrebs ist für Laien leichter zu erkennen als der weiße. Hautkrebs Symptome sind beispielsweise dunkel gefärbte Hautveränderung. Diese sind oft scharf begrenzt, teilweise knotig. Hautkrebs Symptome können aber auch rötlich-gelbe oder weiße Verhornungen sein, die teilweise bluten.

Unsere Haut wandelt sich ständig. Flecken oder Hautveränderungen treten bei jedem auf und nicht jede Hautveränderung muss gleich auf Hautkrebs hindeuten. Um Hautkrebs Symptome frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, die Haut regelmäßig zu beobachten. Bei einem Verdacht auf Hautkrebs sollte schnellstmöglich ein Hautarzt aufgesucht werden. Dieser kann Hautkrebs Symptome sicher erkennen und eine Therapie einleiten.

Eine frühe Hautkrebs Behandlung ist wichtig. Denn wird Hautkrebs früh erkannt, gibt es gute Heilungschancen. Auch beim gefährlichen schwarzen Hautkrebs liegen die Überlebensraten der ersten 5 Jahre zwischen 91 und 94 Prozent. Ist der Hautkrebs dagegen schon fortgeschritten, sinken die Heilungschancen rapide.

Hautpflegeprodukte auf Cannabisbasis

Hautpflege Produkte auf Hanf Basis sind aktuell einer echten Beauty-Trend. Für diese Hanf Produkte dienen die natürlichen Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Allerdings handelt es sich hier um Nutzhanf, der einen hohen CBD-Gehalt und einen niedrigen THC-Gehalt (unter 0,2 Prozent) enthält. Deshalb sind diese Hanf Produkte in Drogeriemärkten, Apotheken, Online-Shops etc. legal käuflich.

Anwendung finden Hanf- und CBD-Produkte (z. B. CBD Creme, Hanf-Salbe) zum Beispiel bei empfindlicher Haut oder auch trockener Haut. Hanföl und CBD Salben enthalten unter anderem die wertvollen Gamma-Linolensäuren. Diese können die Zellerneuerung und Wundheilung unterstützen. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind die ungesättigten Fettsäuren 3 und 6, die in Hanf in einem optimalen Verhältnis (1:3) enthalten sind. Diese können den Hautlipidstoffwechsel steuern und regulieren.

Fazit: Cannabis als Medizin kann viel, ist aber kein Wunderallheilmittel

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung lassen darauf hoffen, dass es in Zukunft ein Medikament auf Basis von Cannabis gegen Krebs geben wird. Bis es so weit ist, bedarf es allerdings noch weiterer Studien.

Leafly.de berichtete bereits mehrfach über Rick Simpson, einen Wunderheiler aus Kanada, der behauptet, seinen eigenen Hautkrebs mit einem Cannabis-Öl geheilt zu haben. Dieses Öl soll lokal auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen werden und innerhalb kürzester Zeit wirken. Simpson teilt das Rezept für sein Cannabis-Öl kostenlos. Wir möchten darauf hinweisen, dass es keinerlei wissenschaftliche Belege für die krebsheilende Wirkung des sogenannten „Rick Simpson Öl“ gibt. Die Anwendung von Cannabis-Öl ersetzt keinesfalls die Krebsbehandlung durch einen Onkologen.

Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über Hautkrankheiten und Medizinalcannabis.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

 

 

Quellen:

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