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Ungarn: „So hoch soll euer Hanf wachsen“

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Magier, Hexen und viele weitere sagenumwogene Gestalten sind in den ganz ländlichen Teilen von Ungarn noch immer präsent. Und zu Pfingsten spielt sogar der Hanf eine wichtige Rolle im ungarischen Volksglauben.

Ungarn: „So hoch soll euer Hanf wachsen“

Einst waren die Bauern in Ungarn hervorragende Hanfzüchter. Aufzeichnungen zufolge soll es den Hanfanbau schon im 1. Jahrhundert vor Christus gegeben haben. Also noch vor der Ankunft der Römer in Ungarn. Viele, viele Jahre später stellten die einheimischen Landwirte Textilien aus Hanf her, unter anderem auch die traditionelle ungarische Tracht. Außerdem dienten die Hanfsamen als Viehfutter. Überlieferungen zufolge sollen die Volksweisen in Ungarn Hanf auch gegen Schmerzen und Allergien eingesetzt haben.

Darüber hinaus diente der Hanf in einigen Ortschaften auch als Liebesorakel. So zündeten Mädchen den verfilzten Teil des Hanfes an. In der Richtung, wo die Asche fiel, sollte ihr Liebster wohnen. Interessant ist auch, dass die Hanfsamen gegen Verwünschungen helfen sollten.

Ungarn und das Pfingstlümmelsingen

Nach dem Volksglauben in Ungarn haben die Bauern am Faschingsdienstag die Hanfsamen für die Aussaat vorbereitet. Damit der Hanf hoch wächst, tanzten und hüpften die Einheimischen. Der Freitag nach dem Faschingsdienst war laut dem Volksglauben der beste Tag für die Aussaat, und zwar genau dann, wenn sich weder Sonne noch Mond am Himmel zeigten.

Am 50. Tag nach Ostern, also an Pfingsten, war es in einigen Dörfern Brauch, dass Schulmädchen einen Heischegang vollzogen. Dieses wurde auch als Pfingstlümmelsingen bezeichnet. Ungefähr acht bis zehn Mädchen gingen dann am Pfingstmontag von Haus zu Haus. Sie stellten sich in einen Kreis und sangen ein Lied. In der Mitte stand stets ein Mädchen im weißen Kleid, das einen Blumenkranz und einen Schleier auf dem Kopf trug. Diese stellte den „Pfingstlümmel“ dar. Nachdem die Mädchen kleinere Geschenke erhielten, hoben sie den Pfingstlümmel hoch und riefen dazu: „So hoch soll euer Hanf wachsen!“

Aktuelles Pilotprojekt in Nord-Ungarn und Siebenbürgen

Einem Bericht zufolge startete im Jahr 2017 im nördlichen Ungarn sowie in Siebenbürgen ein Pilotprojekt. Im Rahmen dieses Projektes sollte Hanf angebaut und verarbeitet werden. Ziel war es unter anderem das volkstümliche Handwerk zu fördern. Laut dem Bericht entstand eine Datenbank mit über tausend Volkskünstlern, die Produkte aus Hanf herstellen, wie zum Beispiel Textilien, Kosmetikprodukte oder Lebensmittel.

Im Übrigen fand vom 5. bis zum 6. Juni auch die EIHA Hemp Conference in Köln statt. Hier wurden unter anderem auch neue Hanfsorten aus Ungarn vorgestellt (Leafly.de berichtete).

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