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Unterschiede zwischen medizinischem und frei verkäuflichem CBD-Öl

Autor:
Dr. Christine Hutterer

Zwischen CBD-Öl, dass frei käuflich ist, und medizinischem CBD-Öl gibt es wichtige Unterschiede. Diese werden im nachfolgenden Beitrag näher erläutert.

Unterschiede zwischen medizinischem und frei verkäuflichem CBD-Öl

CBD-Öle sind seit einigen Jahren in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Die vielversprechenden Wirkungen von Cannabidiol bei unterschiedlichen Beschwerden – von Hautproblemen über stressbedingte Anspannung und Ängste, Schmerzen, Schlafstörungen bis hin zu schweren chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Epilepsie, Multiple Sklerose oder Fibromylagie – machen es zu einem beliebten … ja, was eigentlich? Ein Arzneimittel ist es nicht (nur), dann wäre es zumindest apothekenpflichtig oder sogar verschreibungspflichtig.

Derzeit wird es in Deutschland noch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Das macht die Sache mit CBD-Ölen nicht unbedingt einfacher, wie das Hin und Her der letzten Monate zeigte. Zeitweise war es sogar in Drogeriemärkten erhältlich, kurz darauf war es wieder aus den Regalen verschwunden usw. Die Behörden haben noch nicht endgültig entschieden, ob CBD (weiterhin) legal erhältlich sein soll. Quasi zeitgleich wurde 2018 in den USA ein CBD-Öl von der US amerikanischen Zulassungsbehörde FDA als Arzneimittel für die Behandlung bestimmter Formen von Epilepsie bei Kindern (Dravet Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom) zugelassen. Wie kann es sein, dass CBD-Öl einerseits “nur” ein Nahrungsergänzungsmittel sein soll, andererseits ein zugelassenes Medikament?

Gewinnung von CBD

Um CBD aus den Blättern und Blüten der Hanfpflanzen zu isolieren, gibt es mehrere Möglichkeiten.

Überkritische CO2-Extraktion

Bei der überkritischen CO2-Extraktion verwendet man CO2, also Kohlendioxid, als Lösungsmittel. Unter hohem Druck wird das Gas flüssig und kann in kleinste Poren eindringen. Dabei lösen sich Cannabinoide und Terpene aus dem Gewebe.

Bei der überkritischen CO2-Extraktion werden alle im Ausgangsmaterial vorhandenen Cannabinoide und Terpene in dem Verhältnis extrahiert, wie es in der Pflanze war. Als Ergebnis erhält man einen sogenannten Vollspektrum oder Naturextrakt.

Die überkritische CO2-Extraktion wird auch für die CBD-Extraktion für das CBD-Medikament Epidiolex verwendet.

Ethanol-Extraktion

Hierbei dient Ethanol als Lösungsmittel. Damit werden sowohl die Cannabinoide als auch andere Substanzen wie Chlorophyll, Farbpigmente oder Tannine aus der Hanfpflanze gelöst. Substanzen, die man nicht im Endprodukt haben möchte, müssen in einem weiteren Schritt entfernt werden. So auch beim Lösungsmittel Ethanol.

Fraktionierte Destillation

Bei der fraktionierten Destillation ist es möglich, Cannabinoide, Terpene oder andere Pflanzenstoffe aus einem Vollextrakt voneinander zu trennen. Auf Basis der chemischen Eigenschaften der Substanzen (z.B. Schmelzpunkt) ist es durch gezieltes Erhitzen möglich, einzelne Fraktionen zu isolieren, während die anderen Substanzen im Extrakt zurückbleiben. Die Destillate können sehr hohe Reinheit haben.

CBD-Öle – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Gemeinsam ist den CBD-Präparaten für medizinische Zwecke bzw. als Nahrungsergänzungsmittel, dass für die Gewinnung CBD-reiche und THC-arme Nutzhanfpflanzen verwendet werden. Das CBD kann aus den Blüten und Blättern der weiblichen Pflanze isoliert werden. Ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen CBD-Ölen und dem CBD-Medikament (Epidiolex) ist das Ausgangsmaterial. Für die Medikamentenherstellung erfolgt der Anbau von Hanfpflanzen unter standardisierten, streng kontrollierten Bedingungen, während das im Hanfanbau für CBD-Öle nicht streng geregelt und kontrolliert wird. Daher ist das Pflanzenmaterial für CBD-Medikamente deutlich hochwertiger als jenes für die frei verkäuflichen CBD-Öle.

Da mit CBD-Ölen viel Geld verdient werden kann, tummeln sich in dem Markt auch viele Hersteller, bei denen der Profit im Vordergrund steht. Immer wieder haben Untersuchungen von CBD-Ölen ergeben, dass die Inhaltsstoffe zum einen variieren, zum anderen nicht mit den Angaben auf dem Etikett übereinstimmen. Häufig findet sich weniger CBD als angegeben, manchmal enthalten CBD-Öle auch einen zu hohen Gehalt an THC.

Durchführung von Studien mit CBD

Die Studien zur Wirksamkeit von CBD bei Epilepsie oder anderen Erkrankungen werden ausschließlich mit CBD-Präparationen in Medikamentenqualität durchgeführt. Das bedeutet, dass in dem Medikament einzig und allein CBD als Wirkstoff enthalten ist. Dadurch kann die Dosierung exakt festgelegt werden und es wird immer die exakt gleiche Menge an Wirkstoff eingenommen.

Frei verkäufliche CBD-Öle sind in der Regel Vollspektrum-Öle. Wie bereits gesagt, variieren in vielen CBD-Öle die Gehalte ihrer Inhaltsstoffe. Ebenso können die Verhältnisse der unterschiedlichen Cannabinoide zueinander schwanken. Unklar ist auch, ob andere unerwünschte Substanzen wie Pestizide, Düngemittel oder Schwermetalle enthalten sind. Es ist daher viel schwerer (bis unmöglich) zu wissen, was und wie viel man gerade einnimmt.

Verbessern lässt sich diese Situation in gewissem Maße durch Qualitätszertifikate oder Gütesiegel für CBD-Öle. Auch leafly.de hat ein Gütesiegel für CBD-Öle entwickelt. Unternehmen, die darauf Wert legen, qualitativ hochwertiges CBD-Öl herzustellen, lassen die Qualität und Inhaltsstoffe von unabhängigen Instituten bestimmen. So erhalten Verbraucher ein höheres Maß an Sicherheit. Doch diese Form der Qualitätskontrolle und Zertifizierung ist bislang freiwillig. Experten empfehlen daher, ausschließlich zertifizierte CBD-Öle einzunehmen, auch wenn die Preise anderer Hersteller verlockend sind.

Die Dosis macht das Gift

Wie gut eine Behandlung mit CBD wirkt, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen natürlich von den Beschwerden oder Symptomen. Zum anderen gibt es individuelle Unterschiede, wie gut jemand auf CBD anspricht. Daneben spielt auch das verwendete CBD-Öl oder CBD-Medikament und die Dosierung eine Rolle.

In einem 10%igen frei verkäuflichen CBD-Öl sollten 100 mg/ml CBD enthalten sein. Leider ist das, wie bereits beschrieben, in vielen Fällen nicht selbstverständlich. Häufig wird angegeben, dass die maximale Tagesdosis bei maximal 6 Tropfen liegen sollte. Bei etwa 2,2 mg CBD pro Tropfen entspricht das einer CBD-Menge von 13,2 mg. Nicht zu vergessen ist, dass neben CBD bei Vollspektrumölen auch viele weitere Cannabinoide und Terpene aufgenommen werden. Die CBD-Menge reicht für viele Nutzer aus, um einen Effekt auf die zu behandelnden Beschwerden zu erzielen.

In der Epilepsie-Therapie mit CBD finden viel höhere Dosierungen Anwendungen. Dort werden pro Tag 20 mg pro kg Körpergewicht eingenommen. Bei einem Erwachsenen mit 70 kg wäre das eine Tagesdosis von 1.400 mg, also 106-fach mehr als bei der Verwendung eines nicht-medizinischen CBD-Öls!

Dieser massive Unterschied soll zwei Dinge deutlich machen: Es gibt Krankheiten, wo sehr hohe Dosen an Wirkstoff (in diesem Fall CBD) notwendig sind, um die erwünschten Wirkungen zu erzielen. Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, dass CBD in solch hohen Mengen bedenkenlos von jedermann eingenommen werden kann. Sowohl durch hohe Mengen an CBD und besonders auch durch die Kombination mit den anderen Inhaltsstoffen können Nebenwirkungen oder sogar Schädigungen hervorgerufen werden.

FAZIT

Obwohl also in CBD-Medikamenten und in CBD-Ölen dasselbe Molekül enthalten ist – CBD, und es in beiden Fällen aus Pflanzenmaterial gewonnen und nicht chemisch synthetisiert wird, können die beiden Produkte in ihrer Wirkung und Wirksamkeit nicht miteinander verglichen oder gegeneinander ausgetauscht werden. Auf keinen Fall sollten ohne ärztliche Begleitung Dosierungen erfolgen, die über die empfohlene Tagesdosis hinausgehen. Wie die Wirkung von CBD zusätzlich beeinflusst wird und welche Nebenwirkungen auftreten können, erklärt dieser Artikel.

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

Quellen:

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