Nachdem Kanada im Oktober 2018 Cannabis voll legalisiert hatte, warnten US-Beamte davor, dass Kanadier, die in die USA einreisen wollen, Probleme bekommen könnten. Diese „Warnung“ bezog sich vor allem auf Kanadier, die im Cannabisgeschäft aktiv sind (Leafly berichtete).
Die USA geht aber nicht nur mit Kanadiern hart um, wenn es um Cannabis geht, sondern auch mit den eigenen Landsleuten. Obwohl viele Bundesstaaten in den USA Cannabis legalisiert haben, ist es auf der Bundesebene gemäß dem Klassifizierungssystem der Drug Enforcement Administration (DEA) immer noch verboten. Und wenn ein US-Bürger in der Cannabisbranche arbeitet, riskiert er Sanktionen.
USA-Anwalt erhält Kündigung von der Bank
In einem Bericht wird von dem Rechtsanwalt Henry Wykowski erzählt, der in früheren Jahren einen kurzen Gastauftritt im Justizministerium in Washington hatte. Seit den 1980er Jahren hat er in San Francisco eine eigene Anwaltskanzlei. Außerdem ist er in Kalifornien als Fürsprecher der Cannabisindustrie bekannt und vertritt Mandanten aus der Cannabisbranche. Seine Tätigkeit ist ihm jetzt aber zum Verhängnis geworden.
Dem Bericht zufolge hat Wykowski es schwer, eine dauerhafte Beziehung mit einer Bank aufzubauen. So habe vor kurzem ein Vertreter der Bank J.P. Morgan Chase über ihn im Internet recherchiert und ihm kurzerhand das Konto gekündigt. Angeblich wolle die Bank „nichts mehr mit ihm zu tun haben“. Und das, obwohl seine Klienten in denjenigen Bundesstaaten tätig sind, in denen Cannabis legal ist.
Banken in den USA sind vorsichtig
Zwar boomt die Cannabisbranche in den USA, die Banken sind aber vorsichtig. Viele Banken und Finanzinstitute gehen keine Kundenbeziehungen mit Unternehmen ein, die über eine offizielle Cannabis-Verkaufslizenz verfügen. Sie haben Angst davor, mit Aufsichtsstellen oder auch Ermittlungsbehörden in Konflikte zu geraten.
Aber nicht nur Anwälte oder Unternehmen, die sich in der Cannabisbranche bewegen, sind betroffen. Auch Betriebe oder Personen, die für solche arbeiten, müssen mit Sanktionen rechnen. So heißt es weiter in dem Bericht, dass beispielsweise ein Sanitärunternehmen sanktioniert werden könnte, weil es in einem Hanf-Laden eine Toilette installiert hat.
Interessenverband setzt sich für die Cannabisbranche ein
Becky Dansky vertritt den Interessenverband Safe and Responsible Banking Allicance (Sarba) in Washington, der nun diese unhaltbare Situation in den USA ändern will. So plädiert Dansky für die „Verabschiedung eines Gesetzes, das Banken und Finanzinstituten einen Freibrief ausstellen würde, mit völlig legalen Cannabis-Unternehmen zusammenarbeiten“, heißt es.
Problematisch sei vor allem, dass viele Cannabis-Unternehmen aufgrund dieser Situation nun mit hohen Bargeldsummen arbeite. Beispielsweise würden Mitarbeiter ihren Lohn bar erhalten und auch Steuerzahlungen an den Staat erfolgen größtenteils über den Schalter. Für alle Beteiligten stelle dies ein großes Sicherheitsrisiko dar, so Dansky.
Gegen diesen Gesetzesentwurf gibt jedoch vom Bankenausschuss des Repräsentantenhauses in den USA großen Widerstand. Denn die Bestrebungen der Cannabisbranche kämen einer Drogenlegalisierung durch die Hintertür gleich. Das Bundesrecht habe Vorrang, auch wenn die einzelnen Bundesstaaten innenpolitisch einen gewissen Handlungsspielraum haben. Dies äußerte der republikanische Abgeordnete Blaine Luetkemeyer. Der Bankenausschuss sei seiner Meinung nach das falsche Forum, um über eine Kursänderung der US-amerikanischen Drogenpolitik zu sprechen.
Dennoch ist Dansky zuversichtlich und hofft, schon bald eine nationale Großbank in den USA von den Vorzügen der Geschäfte mit Cannabisunternehmen überzeugen zu können.
Justizminister will sich für Cannabisbranche einsetzen
Befürworter des Gesetzesentwurfes erklärten, dass die Argumentation des Abgeordneten Luetkemeyer „spitzfindig“ sei. Denn schließlich sei es die republikanische Regierung von Donald Trump, der sich gegen die Cannabis-Legalisierung ausspricht. Der neue Justizminister William Barr versprach jedoch, dass er nicht gegen Geschäfte vorgehen werde, die eine offizielle Betriebsbewilligung besäßen.