Eine Auswertung von Patientendaten aus den USA zeigt: Für 85,5 Prozent der Erkrankungen, die mit Cannabis als Medizin behandelt wurden, gibt es „schlüssige wissenschaftliche Beweise zum therapeutischen Nutzen“. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass Cannabis als Medizin am häufigsten bei chronischen Schmerzen eingesetzt wird. Danach folgen Multiple Sklerose und Übelkeit im Zusammenhang mit einer Chemotherapie. Die Analyse unter Patienten in 15 Staaten der USA wurde in der Zeitschrift Health Affairs veröffentlicht.
USA: Wissenschaftliche Ergebnisse unterstützen Cannabis-Behandlungen
Die Studie beurteilte nicht die Ergebnisse der Behandlungen – ob die Cannabis-Therapien erfolgreich waren oder nicht. Stattdessen wurden die Erkrankungen, für die Patienten Cannabis als Medizin einsetzen, mit den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen verglichen, die die Wirksamkeit von Cannabis bei der Therapie einzelner Erkrankungen untersuchten. Die Daten der Analyse zeigen, dass die Ergebnisse recht eindeutig übereinstimmen: Cannabis als Medizin wird für die Erkrankungen eingesetzt, zu denen auch bereits die meisten Cannabis-Studien durchgeführt wurden.
So erklärte Kevin Boehnke von der University of Michigan in Ann Arbor, Hauptautor der Studie, gegenüber The Associated Press:
„Die Mehrheit der Patienten, für die Daten vorliegen, verwendet Cannabis aus Gründen, in denen die wissenschaftlichen Ergebnisse am stärksten sind.“
Cannabis-Arzneimittel kommen vor allem bei Schmerzen zum Einsatz
Die Cannabis-Studie zeigt darüber hinaus, dass zwei Drittel der Betroffenen (64,9 Prozent) Cannabis als Medizin gegen chronische Schmerzen einsetzen.
Die Analyse basiert auf Daten von 2016 aus den 15 US-Staaten, in denen die Gründe für die Verwendung von Medizinalhanf stehen. Die Forscher verglichen dann die Symptome und Erkrankungen mit einer wissenschaftlichen Überblicksarbeit zur Studienlage aus dem Jahr 2017.
Mehr als zwei Millionen Cannabis-Patienten in den USA
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass in Alaska, Colorado, Nevada und Oregon die Zahl der Cannabis-Patienten zurückging, nachdem diese Staaten Cannabis für Erwachsene legalisierten. Es gibt Schätzungen, dass mehr als zwei Millionen US-amerikanische Patientinnen und Patienten pharmazeutisches Cannabis anwenden.
Da Beobachter erwarten, dass die Zahl der Cannabis-Patienten weiterhin steigt, empfehlen die Autoren der Studie die Einrichtung eines landesweiten Patientenregisters. So würde ein besseres Verständnis der Nutzung von Cannabis als Medizin und seiner potenziellen Wirksamkeit erzielbar sein.
Bisher keine vergleichbaren Daten aus Deutschland
In Deutschland gibt es bisher keine vergleichbare Analyse offizieller Patientendaten. Mit Einführung des Cannabisgesetzes hat der Gesetzgeber eine verpflichtende Begleitstudie ins Leben gerufen. Mithilfe dieser Daten ist es möglich, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, wie beispielsweise, wofür Ärzte Cannabis als Medizin verschreiben, und ob die Behandlung erfolgreich war oder nicht. Die Auswertung der Daten soll nach fünf Jahren, im Jahr 2022, stattfinden. Und sie sollen die Grundlage bilden, um über die zukünftige Übernahme der Behandlungskosten durch die gesetzliche Krankenkasse zu entscheiden. (Leafly.de berichtete.)