Orale Einnahme von Cannabis – welche Möglichkeiten gibt es?
Bei der oralen Einnahme von Cannabis werden die wirksamen Substanzen über Mund und den Magen-Darm-Trakt sowie die Schleimhäute im Mund aufgenommen. Hierfür kommen Cannabisöle, Cannabisvollspektrumextrakte, Tinkturen und Tees infrage. Weitere Informationen zu den Einnahmearten.
Gute Einnahmearten für pharmazeutisches Cannabis
Bei einer Therapie mit Cannabinoiden, die bei verschiedenen Krankheiten oder Symptomen wirksam sein kann (z.B. Spastik bei Multipler Sklerose, Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapien, Schmerzsymptomen und vielen anderen), ist es – wie bei jeder anderen medikamentösen Therapie – von großer Wichtigkeit, dass die Dosierung ganz genau eingestellt und das Medikament entsprechend eingenommen werden kann.
Ebenso verhält es sich mit Medikamenten, bei denen es notwendig ist, dass durch die regelmäßige Einnahme ein Wirkspiegel im Körper aufgebaut wird, der bei der Behandlung der entsprechenden Symptome hilft oder der es möglich macht, die Ursachen einer Krankheit zu beseitigen (z.B. bei einem Antibiotikum).
Erhält man Cannabinoide auf Rezept, so müssen zusammen mit dem betreuenden Arzt herausgefunden werden, welches Produkt im Einzelfall am meisten Erfolg verspricht.
So ist die Verordnung von Cannabisblüten nicht immer sinnvoll, zumal die unterschiedlichen Arten sich stark in ihrer Zusammensetzung unterscheiden und Patienten oftmals sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Cannabissorten reagieren. Die Standardisierung der Therapie ist mit Cannabisblüten ebenfalls komplizierter als mit fertigen Extrakten.
Auch bei der Verwendung von Cannabis als Medizin ist eine standardisierte Anwendung von großem Vorteil:
- Der/Die Betroffene und der Arzt/die Ärztin können gut herausfinden, welche Dosierung an Cannabinoiden ausreichend oder notwendig ist.
Beim Wechsel des Medikaments können besser Vergleiche zum Zustand davor gezogen werden - Der Patient/Die Patientin nimmt zuverlässig immer die korrekte Menge ein.
Hier findet man Beispiele für Dosierungsanleitungen für cannabisbasierte Medikamente.
Vorteile einer oralen Einnahme
Wie bereits beschrieben, hat die Art der Einnahme einen großen Einfluss auf den Effekt, der erzielt wird, die Geschwindigkeit, mit der eine Wirkung eintritt und wie lange die Wirkung anhält.
Am besten zu steuern sind diese Parameter, wenn standardisierte Extrakte, Öle oder Tinkturen oral eingenommen werden.
- Dosierung: Die Dosierung kann über die Anzahl der eingenommenen Tropfen, Sprühstöße etc. genau kontrolliert werden
- Wirkeintritt: Der Wirkeintritt erfolgt immer nach etwa der gleichen Zeit, d.h. die Einnahme ist gut planbar
- Wirkdauer: Durch die gute Dosierbarkeit lässt sich auch die Wirkdauer gut abschätzen
- Standardisierung: Die Inhaltsstoffe (Cannabinoide, Terpene etc.) sind in industriell hergestellten Extrakten immer in genau den gleichen Mengen und den gleichen Mengenverhältnissen enthalten. Das erleichtert die Dosierung und verhindert zu starke oder zu geringe Wirkung
- Nebenwirkungen: Nebenwirkungen sind besser zu beobachten und zu kontrollieren, wenn eine standardisierte Einnahme stattfindet
Edibles
Beim Essen von Gebäck etc., dem Cannabinoide zugesetzt sind, ist die Planbarkeit nicht so gut, wie bei den beschriebenen Extrakten oder Ölen.
- Der Wirkeintritt erfolgt bis zu eineinhalb Stunden nach der Einnahme und dauert in der Regel auch länger an
- Die Dosierung ist dahin gehend schwieriger, weil man nicht weiß, wie viel eines Hanfkekses, Hanfkuchens oder eines anderen Lebensmittels man verzehren muss, um die exakte Dosis einzunehmen
- Das liegt auch daran, dass durch die Verarbeitung von pflanzlichem Cannabismaterial (Extrahieren des THC, auskochen von Cannabisblüten in z.B. Butter) die Mengen verändert werden können
- Dieses Problem lässt sich umgehen, in dem auch für die Herstellung von Edibles standardisierte Extrakte verwendet werden. Allerdings könnte man dann auch diese Extrakte direkt oral einnehmen
Nachteile beim Rauchen von Cannabis
Noch immer denken viele Patienten, dass sie Cannabis in Form von Blüten rauchen müssten. Das ist – wie beschrieben – nicht so und sogar im Rahmen einer Therapie in vielen Fällen auch nicht sinnvoll.
Darum birgt das Rauchen von Cannabis als Medizin Nachteile:
- Rauchen belastet die Lunge: Das Rauchen von Cannabis, besonders in Kombination mit Tabak, schädigt die Lungen. Hiervon ist in jeglicher Form abzuraten. Wenn schon, sollte man die Cannabisblüten vaporisieren. So werden zumindest die wichtigen medizinischen Inhaltsstoffe durch das verdampfen derart gelöst, dass sie eben auch eine medizinische Wirkung entfalten können
- Unklare Wirkung von Tabak mit Cannabis: Noch immer ist nicht ausreichend erforscht, ob und auf welche Weise das Vorhandensein von Tabak die Wirkung von THC und anderen Cannabinoiden verstärkt, günstig oder ungünstig beeinflusst. Man weiß allerdings, dass vor allem der Tabak beim Rauchen von Joints für die Verkalkung der Arterien verantwortlich ist und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Leafly.de berichtete.
- Kurze Wirkdauer: Angenehm beim Rauchen von Cannabisblüten ist, dass die Wirkung innerhalb weniger Minuten einsetzt. Bei akuten Beschwerden kann somit schnell dagegen gewirkt werden. Allerdings hält die Wirkung auch nur relativ kurz an, was bei chronischen und langanhaltenden Beschwerden nachteilig sein kann
- Dosierung schwierig: Selbst bei großer Genauigkeit ist es schwierig, immer dieselbe Menge an Cannabisblüten zu portionieren, die für die medizinische Anwendung vorgesehen ist. Dadurch verändert sich jedes Mal die wirksame Menge an Cannabinoiden. Wird zudem noch Tabak beigemengt, ist die effektiv wirksame Menge noch schwieriger zu kalkulieren
Vaporisieren anstatt verbrennen
Eine wirksame und gute Alternative zum Rauchen ist das Vaporisieren. Es ist wesentlich schonender als die Verbrennung beim Rauchen und von der Wirkung der medizinisch wertvollen Inhaltsstoffe kann viel besser profitiert werden. Die chemischen Inhaltsstoffe der gemahlenen Blüten verdampfen beim Vaporisieren bei sehr viel geringeren und weniger schädlichen Temperaturen. Zudem haben Umfragen unter Nutzern gezeigt, dass viele Anwender den Geschmack von vaporisiertem Cannabis dem von brennendem Kraut vorziehen und der zu inhalierende Dampf wesentlich verträglicher für die Lunge ist. Weitere Informationen zum Vaporisieren und Vaporizern finden sich in diesem Artikel.
Fazit
Das Rauchen von Cannabisblüten im Rahmen einer medizinisch notwendigen Therapie hat eine Reihe von Anwendungsgebieten. Doch für manche Patienten ist es nicht geeignet, sei es, weil sie nicht rauchen (möchten) oder weil die Dosierung exakt kontrolliert werden soll. Mit dem Vaporisieren oder der oralen Anwendung, besonders von standardisierten Extrakten, Sprays und Ölen, können diese Nachteile umgangen werden.
Quellen: