Der Welt-Stoma-Tag feiert heute sein 25-jähriges Bestehen. Das diesjährige Motto lautet: „Speaking Out Changes Lives“. Die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörige (Deutsche ILCO e.V.) übersetzt das Motto frei mit „Offenheit verändert Leben“. Passend dazu laden alle ILCO Landesverbände zu zahlreichen Veranstaltungen ein, um zu informieren und Menschen für das Thema Stoma zu sensibilisieren.
In Deutschland leben schätzungsweise 100 000 Menschen mit einem Stoma. Dabei kann eine Stoma-Anlage aus den unterschiedlichsten Gründen erforderlich sein, wobei die meisten Stoma-Operationen infolge einer Krebserkrankung durchgeführt werden. Aber auch bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kann es in bestimmten Fällen notwendig sein, einen künstlichen Darmausgang zu legen.
Cannabis als Medizin kann zwar das Anlegen eines Stoma nicht verhindern, dafür aber bei der Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen unterstützend eingesetzt werden.
Was ist ein Stoma?
Mit einem Stoma wird ein künstlicher Darmausgang oder eine künstliche Harnableitung bezeichnet („stoma“ aus dem Griechischen bedeutet übersetzt „Öffnung“ oder „Mund“). Ein Stoma kann vorübergehend oder dauerhaft notwendig sein.
Übersicht der wichtigsten Stoma-Arten
Colostoma (künstlicher Dickdarmausgang)
In der Regel liegt der Stoma auf der linken unteren Bauchseite und besitzt einen Durchmesser von ungefähr 2,5 bis 5 Zentimeter. Das Anlegen des künstlichen Darmausganges, also die eigentliche Operation, nennt sich Colostomie (künstliche Öffnung in der Bauchdecke). Das genaue Vorgehen und die Position dieser Öffnung sind abhängig von der Situation, die ein Colostoma nötig macht.
Der häufigste Grund für eine solche Operation ist der Dickdarmkrebs. Wenn der Tumor sich sehr nahe am Darmausgang befindet, kann es passieren, dass im Rahmen der Operation der betroffene Darmabschnitt mitsamt dem Schließmuskel entfernt werden muss. Auch andere, lebensbedrohliche Situationen, wie zum Beispiel Darmdurchbrüche, Unfallverletzungen, schwere Darmentzündungen etc. können ein Colostoma erforderlich machen.
Darüber hinaus wird ein Colostoma in einigen Fällen eingesetzt, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, die unter einer chronischen Darmerkrankung, wie zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa leiden.
Ileostoma (künstlicher Dünndarmausgang)
Das Anlegen eines endständigen Ileostoma erfolgt nach der Entfernung des gesamten Dickdarms, und wenn die Wiederherstellung der Kontinenz nicht möglich ist. Hingegen wird ein doppelläufiges Ileostoma angelegt, um den Stuhl beispielsweise an einem entzündlich veränderten Darmabschnitt vorbeizuführen. Hier wird eine Dünndarmschlinge nach außen geholt und anschließend auf der Vorderseite getrennt, sodass zwei Öffnung entstehen.
Gastrostoma (künstlicher Magenausgang)
Ein Gastrostoma ermöglicht die Ernährung über diverse Sonden, was erforderlich sein kann, wenn es dem Patienten nicht mehr möglich ist, auf natürliche Weise ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Zum Beispiel nach operativen Eingriffen und Verletzungen der Speiseröhre, Kehlkopfkrebs, bei Wachkomapatienten, im Rahmen der palliativen Medizin oder, wenn sie aus anderen Gründen nicht selbstständig in der Lage sind, zu schlucken. Diese Art der Ernährung bildet eine Alternative zur parenteralen Ernährung (durch diverse Infusionen). Ein großer Vorteil der Sondenernährung über ein Gastrostoma, ist die Möglichkeit, Angehörige von Patienten, nach ausreichend Schulungen, zu befähigen, diese in den eigenen vier Wänden ausreichend und fachgerecht mit Nahrung und Flüssigkeit zu versorgen. Die Verabreichung von Medikamenten kann ebenfalls über ein Gastrostoma erfolgen.
Der Arzt bedient sich verschiedener Methoden, um ein Gastrostoma zu setzen, die gängigste davon ist die perkutane, endoskopische Gastroskopie. Kurz „PEG-Sonde“ genannt. Das Setzen der Sonde erfolgt durch die Bauchhaut mithilfe der Endoskopie. Sie besteht aus Kunststoff und ist sehr flexibel. Mittels einer an den Magen vernähter Platte bleibt das Gastrostoma in der entsprechenden Position.
Gastrotube
Ein Gastrotube ist auch eine sehr gängige Art der Sonde. Es handelt sich hierbei um eine Austauschsonde. Durch die Bauchdecke gelangt diese in den Magen. Durch einen befüllbaren Ballon bleibt sie in Position. Außerdem verhinderte der Ballon im inneren des Magens ein Herausrutschen der Sonde. Das Prinzip ähnelt somit dem eines Dauerkatheders zur Harnableitung.
Der Wechsel des Gastrotube findet durch geschultes Fachpersonal statt. Bei fachgerechter Handhabung ist alles schnell, schmerz- und problemlos zu erledigen.
Es gibt spezielle Sondennahrung mit unterschiedlichem Kaloriengehalt, ballaststoffreiche und -reduzierte Nahrung sowie spezielle Sondennahrung für Diabetiker. Dabei ist mit einer Eingewöhnungs- und Aufbauphase zu rechnen. Denn der Magen muss sich an die neue Form der Nahrungszufuhr erst gewöhnen. Außerdem dient die Eingewöhnungs- und Aufbauphase zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen.
Die Verabreichung der Nahrung kann über eine Spritze oder eine vollautomatische Pumpe erfolgen. Diese bietet den Komfort der zeit- und mengengenauen Zufuhr der Nahrung. Wichtig ist bei der Verabreichung die richtige Oberkörperlagerung, um Komplikationen zu vermeiden und eine besonders leichte Aufnahme der Sondennahrung zu gewährleisten.
Versorgung der Stoma-Systeme
Die typische Stomaversorgung erfolgt über ein geschlossenes System, sodass von der Umwelt keine Gerüche wahrgenommen werden. Kontakt mit Wasser beim Duschen oder Baden stellt in der Regel kein Problem dar, da die Systeme dicht sind. Hautreizende Badezusätze sind jedoch nicht empfehlenswert. Auch Schwimmen ist für Stoma-Patienten möglich. So gibt es für Stoma-Patienten sogar eigens gefertigte Bademode und Unterwäsche, damit das Stoma-System nicht gleich ersichtlich ist.
Charta der Rechte von Stoma-Trägern
Die Charta der Rechte von Stoma-Trägern soll den besonderen Bedarf von Betroffenen aufzeigen. So müssen Stoma-Träger nicht nur Informationen erhalten, sondern auch eine Versorgung, um ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ziel der Internationalen Stomavereinigung (IOA), die diese Charta entworfen haben, ist es, dass die Charta auf der ganzen Welt umgesetzt wird. Dabei besagt die Charta Folgendes:
„Es ist das Recht von Stomaträgern
- vor der Operation beraten zu werden, damit gesichert werden kann, dass sie sich der Vorteile der Operation voll bewusst sind und die wesentlichen Fakten über das Leben mit einem Stoma kennen
- ein gut angelegtes, richtig platziertes Stoma zu erhalten, unter voller und angemessener Berücksichtigung des Wohlergehens des Patienten
- erfahrene und professionelle medizinische, pflegerische und psychosoziale Unterstützung vor und nach der Operation zu erhalten, sowohl im Krankenhaus als auch in ihrer Stadt oder Gemeinde
- die Unterstützung und Informationen zu erhalten, welche der Familie, Betreuern sowie Freunden helfen, mehr Verständnis für die Verfassung des Stomaträgers zu entwickeln und für seine Leistung zur Anpassung an die neue Situation, die nötig ist, um ein zufriedenstellendes Leben mit dem Stoma erreichen zu können
- vollständig und unparteiisch informiert zu werden über alle erforderlichen Stomaversorgungsartikel, die in ihrem Land verfügbar sind
- freien Zugang zu erhalten zu einer Vielfalt erschwinglicher Stomaversorgungsartikel
- informiert zu werden über ihre nationale Stomavereinigung und deren Angebote und Hilfestellungen
- geschützt zu werden gegen alle Formen von Diskriminierung
- sicher sein zu können, dass persönliche Daten hinsichtlich der Stomaoperation diskret und vertraulich behandelt werden, um die Privatsphäre zu schützen
- sicher sein zu können, dass solche Informationen von niemandem weder an Personen oder Unternehmen weitergegeben werden, die in der Herstellung, im Verkauf oder der Abgabe von Stomaversorgungsartikeln oder ähnlichen Produkten tätig sind noch an Personen oder Unternehmen, die wegen ihrer Verbindung zum kommerziellen Stomaartikelmarkt direkt oder indirekt von diesen Informationen profitieren können.“
Cannabis als Medizin in der Gastroenterologie
Erst vor Kurzem erklärten US-amerikanische Forscher, dass Cannabinoide für die gegenwärtige und zukünftige Praxis der klinischen Gastroenterologie relevant sind. Unterstützt wird diese Aussage durch zahlreiche Studien, in denen die Wirkung von Cannabis auf verschiedene Magen-Darm-Erkrankungen untersucht wurde. Insbesondere auf chronische entzündliche Erkrankungen wie Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn scheinen Cannabinoide einen positiven Effekt zu haben.
Forschern der University of Massachusetts ist es gelungen, die therapeutische Wirkung von Cannabinoiden auf chronische entzündliche Darmerkrankungen zu erklären. So nehmen die Forscher an, dass die Cannabinoide aus der Cannabispflanze die natürlichen Endocannabinoide ersetzen können und damit die gleiche entzündungshemmende Wirkung hervorrufen.
Wie schon zu Beginn des Artikels erwähnt, erfolgt das Anlegen eines Stoma häufig im Rahmen einer Krebserkrankung. Cannabis kann zur Linderung der Beschwerden und Nebenwirkungen bei einer Chemo- und/oder Strahlentherapie eingesetzt werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Am heutigen Welt-Stoma-Tag denken wir an alle Betroffene und wünschen diesen ganz viel Kraft!
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.