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Wirkt CBD gegen die Symptome einer Schizophrenie?

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Statistiken zufolge leiden rund 800.000 Menschen in Deutschland an einer Schizophrenie. Jedes Jahr kommen ungefähr 8.000 Neuerkrankungen hinzu. In verschiedenen Studien finden sich Belege dafür, dass Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Cannabispflanze, bei der Symptombekämpfung dieser schweren Krankheit wirksam sein könnte.

Wirkt CBD gegen die Symptome einer Schizophrenie?

Die Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die die Persönlichkeit eines Betroffenen in unterschiedlicher Art und Weise stark beeinflusst. Häufig wird die Schizophrenie auch als „gespaltene Persönlichkeit“ bezeichnet. Allerdings hat eine Persönlichkeitsspaltung nichts mit einer Schizophrenie zu tun. Denn die Persönlichkeit ist bei einer Schizophrenie-Erkrankung nicht „gespalten“. Beim Vorliegen einer solchen Persönlichkeitsspaltung handelt es sich um eine sogenannte „dissoziative Identitätsstörung“.

Die Behandlung einer schizophrenen Erkrankung stellt sich als äußerst schwierig dar. Zwar existieren zahlreiche Neuroleptika, die zum Einsatz kommen können, diese haben aber auch starke Nebenwirkungen. Oftmals lassen Patienten auch gar keine medikamentöse Behandlung zu, da sie krankheitsuneinsichtig sind und sich nicht als psychisch krank sehen. Und selbst wenn die Medikamente eingenommen werden, kommt es sehr häufig dazu, dass sie eigenmächtig abgesetzt werden, sodass es zu einem erneuten akuten Schub kommt.

Das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze, das nicht psychoaktiv ist, scheint eine antipsychotische Wirkung entfalten zu können. Bereits im Jahr 1995 wurde im Journal of Clinical Psychiatry berichtet, dass an einer 19-jährigen schizophrenen Patientin CBD getestet wurde, da sie erheblich unter den starken Nebenwirkungen der neuroleptischen Behandlung litt. Es gab also damals schon Hinweise darauf, dass CBD eine antipsychotische Wirkung entfalten kann und die Symptome einer Schizophrenie lindert.

Schizophrenie und ihre Symptome

Die Schizophrenie kann sich in unterschiedlichen Symptomen äußern. Unterschieden wird hier zwischen positiven und negativen Symptomen:

  • Positive Schizophrenie Symptome (Plussymptome): Hier können diverse Phänomene auftreten, bei denen das normale Erleben übersteigert ist, wie zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnvorstellungen.
  • Negative Schizophrenie Symptome (Minussymptome): Zu diesen Symptomen gehören beispielsweise Aufmerksamkeitsstörungen, mangelnder Antrieb, sozialer Rückzug oder die Unfähigkeit, sich über etwas zu freuen.

Übersicht möglicher Schizophrenie Symptome

  • Wahnvorstellungen: Bei ungefähr 80 von 100 Betroffenen geht der Bezug zur Realität verloren und sie erleben im Verlauf der Schizophrenie-Erkrankung Wahnvorstellungen. Häufig fühlen sich Betroffene verfolgt und beobachtet, haben Vergiftungsängste oder sind der festen Überzeugung, über besondere Fähigkeiten zu verfügen. Dass ihre Ansichten nicht der Wirklichkeit entsprechen, können Betroffene krankheitsbedingt nicht glauben oder annehmen.
  • Halluzinationen: Ungefähr die Hälfte aller Schizophrenie-Patienten leidet unter Halluzinationen (Sinnestäuschungen). So sehen Patienten beispielsweise Personen, die nicht anwesend sind (optische Halluzinationen) oder hören Stimmen, die von anderen nicht wahrgenommen werden können (akustische Halluzinationen). Insbesondere die akustischen Halluzinationen treten besonders häufig auf und äußern sich in Form von imperativen Stimmen, die Befehle erteilen, oder aber das Verhalten der Patienten kommentieren (kommentierende Stimmen). Wieder andere Patienten hören Stimmen, die eine Diskussion führen (dialogisierende Stimmen). Ebenso gehört das Gedankenlautwerden zu den Halluzinationen. Die Betroffenen glauben dann, ihre eigenen Gedanken zu hören.
  • Ich-Störungen: Die Grenze zwischen „Ich“ und „Umwelt“ verschwimmt. Infolge dessen kann es zu einer Depersonalisation (Gefühle, Gedanken oder Körperteile werden als fremd empfunden), Derelisation (Umwelt wird als unwirklich erlebt), Gedankenausbreitung (Gedanken breiten sich im Raum aus), Gedankenentzug (Gedanken werden außen weggenommen) oder Gedankeneingebung (Gedanken werden von außen eingepflanzt) kommen.
  • Formale Denkstörungen: Zwei von drei Patienten erleben formale Denkstörungen bzw. ist der Denkablauf gestört. Dies zeigt sich in Form von zerfahrenen, zusammenhanglosen, sprunghaften und unlogischen Gedankengängen.
  • Affektive Symptome: Beim Großteil der Betroffenen zeigen sich affektive Symptome. Das bedeutet, dass sich die psychische Erkrankung auf die Gefühlswelt auswirkt. Oftmals wirken Betroffene emotional abwesend, sind gefühlsarm oder zeigen unangemessene Gefühle. Auch ihre Mimik zeigt sich unangemessen zu bestimmten Situationen. Betroffene verhalten sich dann albern oder läppisch-heiter.
  • Psychosomatische Störungen: Viele Schizophrenie-Patienten leiden unter einer motorischen Unruhe, sodass es Bewegungsstereotypen kommt. Im extremen Fall können sich Betroffene gar nicht mehr bewegen, obwohl sie bei vollem Bewusstsein sind (katatoner Stupor).

Verschiedene Formen der Schizophrenie

Je nachdem, welche Schizophrenie-Form vorliegt, sind einige Symptome besonders stark ausgeprägt. Unterschieden wird zwischen den folgenden Formen:

  • Paranoide Schizophrenie: Im Vordergrund stehen hier Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Es handelt sich bei der paranoiden Schizophrenie um die am häufigsten vorkommende Form.
  • Katatone Schizophrenie: Hier zeigen sich vor allem Bewegungsstörungen. Patienten sind beispielsweise bewegungslos (Stupor) oder sie wiederholen bestimmte Bewegungen immer wieder.
  • Hebephrene Schizophrenie: Diese Form beginnt oftmals schon im Jugendalter und zeigt sich in Störungen des Gefühls- und Gemütserlebens. Häufig treten hier läppische Affekte auf.
  • Schizophrenia Simplex: Hierbei handelt es sich um eine milde Form der Krankheit, die sich meistens schleichend entwickelt. Bei Betroffenen reduziert sich allmählich die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Hingegen treten hier keine Wahnvorstellungen oder Halluzinationen auf.

Schizophrenie und ihre Ursachen

Die genauen Schizophrenie Ursachen sind abschließend noch nicht geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren (multifaktorielle Entstehung) die Erkrankung auslösen können. Auch eine genetische Veranlagung (Disposition) wird zwischen Forschern diskutiert. Wenn ein Elternteil schizophren ist, so beträgt die Wahrscheinlichkeit für das Kind ungefähr 10 Prozent. Sollten beide Elternteile an einer Schizophrenie leiden, so steigt das Risiko für das Kind auf 40 Prozent. Ein weiterer möglicher Krankheitsauslöser können auch Drogen wie LSD oder Meskalin sein.

Inwieweit ein starker Cannabiskonsum das Risiko für eine schizophrene Krankheit erhöht, ist unklar. Hierüber haben wir bereits berichtet.

Schizophrenie: Neuroanatomische und Biochemische Erklärungen

Bei Schizophrenie-Patienten konnte in Untersuchungen eine veränderte Gehirnstruktur festgestellt werden. Zum Beispiel zeigten sich mit Gehirnflüssigkeit gefüllte Gehirnkammern auffällig erweitert. In Studien konnte man außerdem Hinweise darauf finden, dass bestimmte Strukturen im limbischen System verändert sind. Auch eine Minderdurchblutung in einigen Gehirnbereichen konnte bei Patienten beobachtet werden.

Darüber hinaus wird angenommen, dass der Botenstoff Dopamin mit einer schizophrenen Erkrankung im Zusammenhang steht. Das beweist die Wirksamkeit von Antipsychotika (Neuroleptika), da die Wirkstoffe an die Dopamin-Rezeptoren andocken. Aber auch weitere Botenstoffe wie Glutamat scheinen bei einer Schizophrenie eine wichtige Rolle zu spielen.

Schizophrenie: Psychosoziale Faktoren als Auslöser

Wissenschaftlich ist nicht belegt, dass Probleme in der Familie, in der Partnerschaft oder auch im Berufsleben eine schizophrene Erkrankung begünstigen. Jedoch wird vermutet, dass diese psychosozialen Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen. Schizophrene erleiden zum Beispiel häufiger einen Rückfall, wenn sie von ihrer Familie übertrieben behütet werden.

Des Weiteren bricht die Erkrankung oftmals in Phasen des Lebens aus, in denen Betroffene große Veränderungen erleben, wie beispielsweise in der Pubertät, beim Einstieg ins Berufsleben oder bei Problemen mit der Familie, Partnern oder Berufskollegen.

Schizophrenie: Diagnose und Behandlung

Zu Beginn der Erkrankung ist es häufig nicht leicht, eine Diagnose zu stellen, da sich die Schizophrenie in unterschiedlichen Symptomen äußern kann. Um die Diagnose zu sichern, müssen mehrere Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg vorliegen (min. einen Monat).

Einen speziellen Schizophrenie-Test gibt es nicht, weshalb der Arzt in der Regel damit beginnt, andere Krankheiten auszuschließen, die ähnliche Symptome zeigen können. Zu diesen Krankheiten gehören beispielsweise:

  • Persönlichkeitsstörungen (z. B. paranoide Persönlichkeitsstörung oder Borderline-Störung)
  • Organisch-bedingte Psychosen (z. B. Schädel-Hirn-Trauma oder Gehirntumor)
  • Affektive Erkrankungen (auch bei Depressionen können Wahnvorstellungen oder Halluzinationen auftreten)

Im Rahmen der Diagnosestellung werden zudem weitere wichtige Untersuchungen und Tests durchgeführt:

  • Anamnese (Krankheitsgeschichte des Patienten)
  • körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchung
  • Untersuchung des Gehirns mithilfe eines EEGs, MRTs und CTs

Schizophrenie: Medikamentöse Behandlung

In akuten Phasen ist die Therapie mit Psychopharmaka ein wichtiger Baustein. Verordnet werden dann Neuroleptika wie Clozapin oder Haloperidol. Diese Wirkstoffe beeinflussen unterschiedliche Botenstoffe im Gehirn und können Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen reduzieren.

Allerdings führen diese Medikamente auch zu starken Nebenwirkungen wie:

  • Störungen der Motorik
  • Zittern
  • Bewegungsarmut
  • Gewichtszunahme
  • unwillkürliche Bewegungen

Problematisch bei der medikamentösen Behandlung ist, dass die meisten Schizophrenie-Patienten nicht bereit sind, Medikamente einzunehmen. Da sie in der Regel davon überzeugt sind, nicht psychisch krank zu sein, werden die Medikamente auch häufig eigenmächtig wieder abgesetzt. Stellen Patienten eine akute Eigen- oder Fremdgefahr dar, kann es sogar zu einer Zwangseinweisung in eine geschlossene Psychiatrie kommen. Im schlimmsten Fall werden Patienten dann zwangsmediziert.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei einer Schizophrenie

In einer unterstützenden therapeutischen Behandlung, zum Beispiel in einer Verhaltenstherapie oder Arbeits- und Beschäftigungstherapie, können Betroffene lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen. Aber auch hier besteht die Problematik, dass Patienten diese häufig nicht annehmen, da sie sich nicht als krank sehen.

Schizophrenie: Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Vor dem Ausbruch der Krankheit zeigen Betroffene häufig schon Monate vorher erste Anzeichen einer Schizophrenie. Möglich ist aber auch, dass die Krankheit ohne vorherige Ankündigung ausbricht.

In der Regel verläuft die Schizophrenie in Schüben. Es besteht jedoch nach einem Ausbruch immer die Gefahr, dass bestimmte Symptome dauerhaft bestehen bleiben und sich nicht zurückbilden. Nur ungefähr ein Drittel der Erkrankten werden nach der ersten schizophrenen Episode wieder vollständig gesund. In immer wieder auftretenden Schüben zeigt sich die Erkrankung bei einem weiteren Drittel und beim letzten Drittel bleiben bestimmte Symptome dauerhaft bestehen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer Schizophrenie-Erkrankung und Cannabinoiden?

Im Gehirn findet ein sehr komplexes Zusammenspiel verschiedener Botenstoffe statt. Wenn ein Botenstoff durch ein Medikament beeinflusst wird, kann dies viele andere Botenstoffe beeinflussen und beeinträchtigen. Zu diesen Botenstoffen zählt nicht nur das Dopamin, sondern auch die Endocannabinoide. Diese körpereigenen Substanzen ähneln den Wirkstoffen aus der Cannabispflanze.

Darüber hinaus sind Endocannabinoide ein Teil des Endocannabinoid Systems. Durch ihre Interaktionen an Cannabinoid Rezeptoren beeinflussen sie den gesamten Körper und somit auch die Gesundheit.

Seit langem wird angenommen, dass das Endocannabinoid System bei psychotischen Krankheiten eine wesentliche Rolle spielt. So kann es nicht nur durch die Endocannabinoide beeinflusst werden, sondern auch durch die Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze. Beispielsweise kann THC über die Aktivierung des Endocannabinoid Systems psychotische Symptome auslösen.

Dennoch kann sich ein Wirkstoff aus der Cannabispflanze positiv auf die Symptome einer Schizophrenie auswirken. Hierbei handelt es sich um Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Cannabispflanze. Während THC Schizophrenie-Symptome begünstigen kann, scheint CBD sich positiv auszuwirken.

CBD fördert hohe Anandamid-Werte

Im Rahmen einer klinischen Studie im Jahr 2011 von deutschen Forschern nahmen 41 Patienten teil, die an Schizophrenie erkrankt sind. Während die eine Hälfte der Patienten vier Wochen lang das antipsychotische Medikament Amisulprid erhielt, bekam die andere Hälfte zunächst 200 mg CBD und später 800 mg pro Tag. Im Ergebnis heißt es, dass CBD die Symptome genauso günstig beeinflussen konnte wie das Medikament. Hinzu kam, dass die CBD-Einnahme mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden war.

Die Erklärung für diese erstaunlichen Ergebnisse fanden die Forscher im Blut der Patienten. So war der Anandamid-Wert im Blut bei der CBD-Gruppe erheblich erhöht. Anandamid ist ein Endocannabinoid und ungesättigte Fettsäure, die vor allem in Regionen des zentralen Nervensystems vorkommt, die mit der Wahrnehmung, Gedankenverarbeitung und Bewegungsabläufen vorkommt. CBD wirkt hemmend auf ein Enzym, das Anandamid abbaut, weshalb sich bei der CBD-Gruppe erhöhte Anandamid-Werte zeigten.

Aktuelle Studien: CBD und sein Einfluss auf Schizophrenie-Symptome

Forscher der University of Wollongong in Australien behandelten im Jahr 2017 an Schizophrenie erkrankte Laborratten regelmäßig mit CBD-Injektionen. Alle konventionellen Medikamente hatten versagt. Die Versuchstiere reagierten tatsächlich auf die CBD-Behandlung und es konnte beobachtet werden, dass sie sich wieder besser sozial einfügen konnten. So führten die zurückgewonnenen Wahrnehmungen sowie das arbeitende Erinnerungsvermögen zu einem Agieren auf einem normalen Niveau. Somit zeigte das Cannabinoid CBD eine eindeutige Effizienz bei den Schizophrenie-Symptomen.

Genauso interessant ist eine Studie vom King’s College London, deren Ergebnisse im März 2018 veröffentlicht wurden. Eine Gruppe der Probanden bekam sechs Wochen lang täglich 1.000 mg CBD. Die andere Gruppe erhielt täglich ein Placebo neben der bestehenden antipsychotischen Medikation. Nach der sechswöchigen Behandlung zeigte die CBD-Gruppe, verglichen mit der Placebo-Gruppe, eine deutliche Reduzierung der psychotischen Symptome. Auch die kognitiven Leistungen haben sich bei den Probanden der CBD-Gruppe signifikant verbessert. Außerdem wurde CBD sehr gut vertragen. Die Forscher führen aus, dass die Ergebnisse nahelegen, dass CBD bei Patienten mit Schizophrenie eine positive Wirkung hat. Da die Wirkung von CBD anscheinend nicht vom Dopaminrezeptorantagonismus abhängt, könnte dieses Mittel eine neue Behandlungsklasse für die Erkrankung darstellen.

Studien geben Hoffnung

Die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der CBD-Wirkung bei einer Schizophrenie sind zwar noch nicht geklärt, dennoch könnte CBD in der Zukunft vielleicht ein nebenwirkungsarmes Mittel sein, um die Symptome zu lindern.

 

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

Quellen:

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