Vor kurzem veröffentlichten Forscher der Columbia University die Übersichtsarbeit „Das Endocannabinoidsystem: Ein neues Behandlungsziel für Zwangsstörungen?“. Hierin präsentieren die Forscher Beweise, die das Endocannabinoidsystem mit der Zwangsstörung zugrunde liegenden Pathologie in Verbindung bringen. Zudem untersuchen sie das Potenzial des Endocannabinoidsystems bzw. dessen Stimulierung, um die Symptome von Zwangsstörungen und verwandten Störungen wie Angst-, Tic- und Impulskontrollstörungen zu lindern.
Was sind Zwangsstörungen?
Zwangsstörungen (obsessive-compulsive disorder – OCD) sind psychische Störungen. Betroffene erleben einen Zwang, bestimmte Dinge zu denken (Zwangsgedanken) oder zu tun (Zwangshandlungen). Zwar wissen die Betroffenen, dass dieser Zwang übertrieben ist, dennoch müssen sie dem Drang nachgeben. Infolge dessen kommt es zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Alltagslebens.
Die Ursachen der Zwangsstörungen sind aktuell noch nicht vollständig erklärt. Neben psychologischen Erklärungsmodellen werden auch Störungen im Stoffwechsel von Neurotransmittern (Hirnbotenstoffen) als Risikofaktor diskutiert.
Hinweise für zukünftige Studien
Die oben genannte Übersicht enthält eine umfassende Übersicht über die vom Körper hergestellten Cannabinoide und die exogenen Cannabinoide, einschließlich der in der Cannabispflanze vorkommenden Phytocannabinoide (z. B. THC und CBD) sowie der gereinigten und synthetischen Cannabinoide.
Basierend auf Daten aus Tierstudien, die zeigen, dass Cannabinoid-Wirkstoffe sowohl gegen Angstzustände als auch gegen Zwangsstörungen wirken, und auf vorläufigen Daten aus klinischen Studien am Menschen, legen die Autoren nahe, dass Cannabis hier wirksam sein könnte.
„Gibt es in der Psychiatrie einen Platz für cannabinoid-basierte Medikamente? Studien an Tieren und Menschen haben gezeigt, dass das Endocannabinoidsystem ein wichtiger Regulator der Emotionalität ist. Aber wie können wir dieses Wissen für die Therapie nutzen? Dieser Übersichtsartikel bietet eine kritische Bewertung der Beweise, die sich auf Zwangsstörungen konzentrieren und Hinweise auf zukünftige Forschungen geben“, erklärte Daniele Piomelli von „Cannabis and Cannabinoid Research“.
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