Was ist ein HWS-Syndrom?
Ein akutes HWS-Syndrom tritt plötzlich auf, beispielsweise nach einem Unfall. Innerhalb der ersten drei Monat handelt es sich um ein subchronisches HWS-Syndrom und halten die Beschwerden länger als drei Monate an, wird von einem chronischen HWS-Syndrom gesprochen. Meist basiert das chronische HWS-Syndrom auf degenerativen Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule.
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Behandelnde Ärzte sprechen auch häufig von einem Zervikalsyndrom. Dabei ist das Zervikalsyndrom eher eine allgemeine Bezeichnung für HWS-Beschwerden wie steifer Hals, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Gefühlsstörungen in Armen und Händen sowie Schmerzen bei Bewegung des Kopfes. Gerne wird auch der Begriff Nacken-Schulter-Arm-Syndrom genutzt.
Generell wird das Zervikalsyndrom wie folgt unterteilt:
- oberes HWS-Syndrom (HWK 1 bis 2)
- mittleres HWS-Syndrom (HWK 3 bis 5)
- unteres HWS-Syndrom (HWK 6 bis 7)
Da bei dem oberen HWS-Syndrom die Schmerzausstrahlung bis in den Kopf erfolgt, wird dieses auch als Zervikozephalgie bezeichnet.
Hingegen werden das mittlere und das untere Syndrom als Zervikobrachialgie bezeichnet, da es vom Nacken über die Schulter bis in den Arm ausstrahlen kann.
HWS-Syndrom: Was sind häufige Symptome?
Das Halswirbelsäulensyndrom kann unterschiedliche unklare Schmerzzustände auslösen. Sehr oft treten diese im Bereich der Halswirbelsäule und der Schulter auf. Aber auch Nackenschmerzen, Schulterschmerzen oder Rückenschmerzen können durch das Syndrom hervorgerufen werden. Diese brennenden oder ziehenden Nackenschmerzen ziehen sogar bis zum hinteren Kopf und zu den Innenseiten der Schulterblätter. Bei Bewegungen des Kopfes nimmt der Schmerzzustand oftmals noch zu, weshalb Patienten unbewusst eine schiefe Körperhaltung einnehmen. Infolge dessen nehmen die Beschwerden aufgrund von starken Verspannungen und Verhärtungen in der Muskulatur zu.
Viele Patienten klagen auch über Symptome in Form von Nackensteifigkeit und Spannungskopfschmerzen bis hin zu Migräne-Anfällen. Zeitweise kann es durch Probleme mit der oberen Wirbelsäule zu Schlafstörungen, innere Unruhe und Müdigkeit kommen. Chronifiziert sich das Beschwerdebild, belastet das die Betroffenen zusätzlich.
In besonders starken Belastungs- und Stresssituationen werden oftmals noch typische Symptome wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Sehstörungen beschrieben.
Wenn für das Halswirbelsäulen-Syndrom eine Nervenquetschung oder -reizung verantwortlich ist, treten Empfindungsstörungen und Taubheitsgefühle auf. Betroffen ist dann meist auch das vegetative Nervensystem. Infolge dessen können Herzrasen, Nervosität und vermehrter Schweißbildung auftreten. Einige klagen zudem über Schwächegefühle und einer Kraftminderung.
Mittlerweile ist bekannt, dass das Halswirbelsäulensyndrom einen Bluthochdruck (Hypertonie) verursachen kann. Da die Nackenmuskulatur mit einem Bereich des Gehirns verbunden ist, das die Atmung, den Herzschlag sowie den Blutdruck steuert, kann es bei Verspannungen und Verhärtungen in der Nackenmuskulatur dazu kommen, dass falsche Signale zu diesem Bereich im Gehirn gelangen und der Blutdruck beeinflusst wird.
Chronifizierte Schmerzzustände können ernsthafte psychische Auswirkungen haben. Denn diese setzen den Körper unter enormen Stress. Die Stimmung, die Motivation als auch das Schlafmuster der Betroffenen können beeinträchtigt werden. Nicht selten führt dies zu ernsthaften psychischen Störungen wie Depressionen.
Was ist der HWS-Schwindel?
Die Halswirbelsäule ist eine sehr empfindliche Körperregion. Sie ist nicht nur hochbeweglich, sondern auch starken mechanischen Belastungen ausgesetzt. Mit dem Hinterkopf, den Nackenmuskeln sowie den dort befindlichen Sehnen bleibt der Kopf stabil und bewegungsfähig.
Bei dem HWS-Syndrom äußern sich die Beschwerden in der Nacken-Schulter-Armregion nicht nur durch die ausstrahlenden Schmerzen, die Bewegungsstörungen und Missempfindungen. Oft kommt es auch zu einem Schwindel.
Meist empfinden die Betroffenen diesen Schwindel als Schwankschwindel, der wenige Minuten oder auch mehrere Stunden anhalten kann.
Weitere Ursachen des Schwindels können vielfältig sein. In der Regel wird der Schwindel durch eine Fehlhaltung ausgelöst. Aber auch Abnutzungserscheinungen können Nackenschmerzen mit Schwindel auslösen. Zudem kann sich ein Schwindel zeigen, wenn der Atlaswirbel, beispielsweise durch einen Unfall, verschoben wird.
Darüber hinaus kommt auch ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule als Auslöser von einem Schwindel in Betracht. Bei einem Schleudertrauma etwa können die Sinneszellen geschädigt werden. Diese übermitteln bestimmte Informationen der Nackenmuskulatur von der Halswirbelsäule zum im Innenohr liegenden Gleichgewichtssinn. Deshalb können auch Ohrgeräusche (Tinnitus) und eben auch Schwindel auftreten, da auch das Gleichgewichtszentrum beeinträchtigt sein könnte.
Was sind die Ursachen des HWS-Syndroms?
Immer mehr Menschen verbringen den Großteil ihrer Zeit sitzend, was wohl die häufigste Ursache für die Entstehung eines HWS-Syndroms sein dürfte, wobei das Gleiche auch für das LWS-Syndrom gilt. Arbeiten am Computer, lange Bahn- oder Autofahrten, häufiges Fernsehen und zu wenig Bewegung tragen in erheblichem Maße dazu bei, dass die Halswirbelsäule zunehmend schwächer wird. Durch Fehl- und Überlastungen verspannt sich die Muskulatur und es zeigen sich die typischen Symptome eines HWS-Syndroms.
Generell kommen für die Erkrankung eine Vielzahl von möglichen Ursachen in Frage.
Hierzu gehören:
- Verletzungen oder Unfälle
- Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen (z. B. Arthrose, Spondylose oder Facettensyndrom)
- Protrusion der HWS (Bandscheibenvorwölbung
- Segmentale Dysfunktion (Blockierung von Wirbelgelenken infolge einer Dauerbelastung)
- Somatoforme Schmerzstörung
Andere Ursachen der Erkrankung können auch Entzündungen (z. B. rheumatoide Arthritis) oder eine Fibromyalgie sein.
Psychische Faktoren wie Angst oder Sorge können ebenfalls Auslöser sein. Auch der Stressfaktor ist beim Halswirbelsäulensyndrom nicht zu unterschätzen. So führt Dauerstress zu inneren Spannungszuständen, die wiederum Verspannungen im Nackenbereich hervorrufen können.
Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule
Der HWS-Bandscheibenvorfall gehört ebenfalls zu den verschiedenen Ursachen. Jedoch kommt ein Bandscheibenvorfall an der HWS seltener vor als an dem stärker beanspruchten Lendenwirbelbereich. Begünstigen können den Bandscheibenvorfall im Nacken bzw. an der oberen Wirbelsäule beispielsweise Abnutzungserscheinungen. Dabei äußern sich die Bandscheibenvorfall-Symptome in Form von einschießenden starken Schmerzen und Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle. Diese können sogar bis in die Arme und die Hand (Nacken-Schulter-Armregion; Schulter-Arm-Syndrom) ausstrahlen. Auch Kopfschmerzen zählen zu den möglichen Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls am Halswirbel.
HWS-Distorsion – häufige Folge von Unfällen
Die HWS-Distorsion (umgangssprachlich: Schleudertrauma) ist kein eigenständiges Krankheitsbild. Es handelt sich vielmehr um einen Unfallmechanismus. So kann eine Weichteilverletzung, wie beispielsweise eine Muskelzerrung, entstehen. Nerven, Gelenke, Knochen oder Blutgefäße sind hier nur sehr selten betroffen.
Beim Schleudertrauma wirken unterschiedliche Biege- und Scherkräfte. Infolge dessen kommt es zu einer unerwarteten Verbiegung der HWS. Mediziner sprechen dann von einer Distorsion, also einer Verstauchung der Halswirbelsäule. Diese darf nicht mit dem chronischen Halswirbelsäulensyndrom verwechselt werden.
Aus medizinischer Sicht ist die Distorsion in aller Regel harmlos, auch wenn es vorübergehend zu Entzündungen und Schwellungen des Gewebes kommt, was sehr schmerzhaft sein kann. Gleichzeitig spannen sich reflexartig die Muskeln im HWS-Bereich an, um den Hals und den Rücken zu schützen. Die Beschwerden klingen je nach Stärke der HWS-Distorsion nach wenigen Tagen bis Wochen vollständig ab.
Gemäß der Quebec-Task-Force (QTF) lässt sich die Distorsion in die folgenden Schweregrade einteilen:
- Schweregrad 0: Klinischer Befund ohne Schmerzen.
- Schweregrad I: Keine klinischen Befunde. Verspannungen/Überempfindlichkeit und Schmerzen im Nacken.
- Schweregrad II: Wie bei Schweregrad I sowie zusätzlich Bewegungseinschränkungen, Druckschmerzen und Muskelzerrung. Möglich sind Hämatom-Bildungen durch Gefäßverletzungen.
- Schweregrad III: Wie bei Schweregrad II sowie zusätzlich Lähmungserscheinungen und Muskeleigenreflexe.
- Schweregrad IV: Verletzung des Rückenmarks, Bänderriss und/oder Fraktur. Querschnittslähmung möglich.
Viele Jahre lang war es in diesem Fall üblich, die Halswirbelsäule nach einem Schleudertrauma mit Hilfe einer HWS-Schiene oder einer Schaumstoff-Halskrause ruhigzustellen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese übertriebene Schonhaltung die Heilung nicht fördert, weshalb empfohlen wird, den Heilungsprozess durch spezielle Übungen zu unterstützen. Eine Ruhigstellung ist nur dann angezeigt, wenn durch das Schleudertrauma eine Fraktur an der Halswirbelsäule entstanden ist.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Für die Diagnostik stehen behandelnden Ärzten unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Der richtige Ansprechpartner ist hier ein orthopädischer oder neurologischer Facharzt. Nach einer ausführlichen Patientenbefragung nimmt der Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung vor. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Computer- oder Kernspintomografie lässt sich zudem die Diagnose festigen. Eine neurologische Abklärung ist vor allem dann sinnvoll, wenn Probleme wie Sehstörungen, Schwindel und Tinnitus auftreten.
Behandlung und Therapie
Die richtige Therapie der Erkrankung ist nicht leicht, vor allem dann, wenn sich diese chronifiziert. Ursachen und Krankheitsverläufe unterscheiden sich ebenso wie die möglichen Therapieformen. In der Regel führt aber eine Kombination von mehreren Therapien zum Erfolg.
Im akuten Fall, wenn Rückenschmerzen bzw. Schmerzen in der oberen Halswirbelsäule, Nackenschmerzen und ggf. Kopfschmerzen auftreten, kommen zunächst Schmerzmittel zum Einsatz wie nicht-steroidale Antirheumatika (z. B. Diclofenac, Paracetamol oder Ibuprofen). Bei besonders starken Symptomen verordnen behandelnde Ärzte auch des Öfteren Medikamente aus der Morphine-Gruppe (z. B. Tramadol oder Tilidin). Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da diese bei einer längeren Einnahme eine Abhängigkeit auslösen und starke Nebenwirkungen haben können. Außerdem kann sich der Körper im Laufe der Zeit an Opioide gewöhnen, was die Behandlung von chronifizierten Schmerzen unwirksam macht.
Bei starken Muskelverspannungen an der oberen Halswirbelsäule können im Rahmen der konservativen Therapie noch ergänzend Muskelrelaxanzien wie Tolperison oder Flupirtin gegeben werden. Diese helfen dabei, die Muskulatur zu lockern und die Verspannungen zu lösen. Um den Gebrauch von Schmerzmitteln zu senken, verordnen einige Ärzte auch ein Antidepressivum. Denn hierdurch kann eine gewisse schmerzdistanzierende Wirkung hervorgerufen werden.
Alle diese Medikamente – seien es Schmerzmittel, Muskelrelaxanzien oder Antidepressiva – haben teils erhebliche Nebenwirkungen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Medikamente über längere Zeit eingenommen werden. Schäden an Organen können ebenso nicht ausgeschlossen werden. Typische Nebenwirkungen sind zum Beispiel Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie Magen-Darm-Beschwerden.
Einige Schmerzmedikamente können als Nebenwirkung sogar Magen-Darm-Blutungen, Leber- und Nierenversagen sowie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall auslösen.
Manuelle Therapie beim chronischen HWS-Syndrom und Übungen für Zuhause
Neben der medikamentösen Therapie ist auch eine manuelle Therapie sinnvoll. Behandelnde Ärzte können beispielsweise Krankengymnastik, Physiotherapie oder Massagen auf einem Rezept verordnen. Hierdurch können die Muskelverspannungen im Hals-Nacken-Bereich gelockert werden. Außerdem werden Ärzte ihren Patienten den wichtigen Tipp geben, sich mehr sportlich zu betätigen. Denn Bewegung ist schließlich immer eine gute Vorbeugemaßnahmen gegen Verspannungen im Nacken und in den Schultern.
Darüber hinaus zeigen die Physiotherapeuten ihren Patienten auch Übungen, die sie bequem zu Hause ausführen können.
Es handelt sich hierbei um leichte Übungen, wie zum Beispiel den Kopf langsam kreisen oder den Hals strecken. Weitere Übungen können auch die Wirbelsäule sowie die gesamte Muskulatur dehnen und strecken.
Cannabis als Medizin gegen chronische Schmerzen beim HWS-Syndrom
Mit der Gründung der Cannabis Agentur in Deutschland, die zum Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gehört, ist Medizinalcannabis auf Rezept seit März 2017 erhältlich. Viele Studien belegen das therapeutische Potenzial und die positiven Wirkungen von Cannabis für medizinische Zwecke bei chronischen neuropathischen Schmerzen. Hingegen ist Medizinalcannabis bei akuten Erkrankungen unwirksam oder schlecht, da Phytocannabinoide die schmerzhemmenden Nervenbahnen blockieren, die vom Gehirn in die Peripherie laufen und neue Schmerzreize unterdrücken. Deshalb kann Medizinalcannabis sogar akute Symptome verstärken. Bei chronifizierten Schmerzen versagt hingegen diese Schmerzhemmung, sodass Phytocannabinoide hier eine schmerz dämpfende Wirkung zeigen können.
Welche medizinische Cannabissorte kann helfen?
Es ist äußerst kompliziert, aus den richtigen Cannabissorten auszuwählen und hier bedarf es eines Facharztes, der sich mit den unterschiedlichen Sorten auskennt und diese im Rahmen der Cannabis Therapie verschreibt. So sollte der Arzt die Unterschiede zwischen Sativa- und Indica-Sorte in Bezug auf ihre medizinische Anwendbarkeit kennen. Zwar enthalten alle psychotropen Cannabis Typen aktive Bestandteile, jedoch rufen die Anteile der beiden Hauptcannabinoiden THC und CBD in den unterschiedlichen Cannabis Sorten verschiedene Effekte hervor.
In vielen medizinischen Cannabis Sorten ist der Anteil an Tetrahydrocannabinol höher als der Cannabidiol-Gehalt. So kann zum Beispiel in einer Sorte 19 Prozent THC und weniger als 1 Prozent CBD enthalten sein. Dennoch hat dieser geringe CBD-Anteil einen Einfluss darauf, wie sich das Medikament auf den Patienten auswirkt. Zwar ist CBD nicht psychotrop, es kann aber allerlei medizinische Heilkräfte entwickeln und zudem das TCH abmildern.
In der Regel besitzen Indica-Sorten einen mittleren bis hohen THC-Anteil und auch einen hohen Anteil an CBD. Auch die Sativa-Sorten haben einen mittleren bis hohen THC-Gehalt, jedoch einen niedrigen CBD-Gehalt. Aktuell werden gerade Cannabis Sorten entwickelt, die einen sehr hohen CBD-Gehalt aufweisen. Einige von diesen Sorten, wie zum Beispiel Cannabis Ruderalis, existieren bereits. Mithilfe dieser Cannabissorten können Patienten von der Cannabis Wirkung profitieren, ohne den psychotropen Effekt zu erleben. Neben dem THC und CBD kommen noch THCV, CBN, CBC und CBL in der Hanfpflanze vor, die die einzelnen Effekte der beiden Haupt Cannabinoide verstärken können und verantwortlich für die verschiedenen Wirkungen sind.
Medizinalcannabis: Indica oder Sativa?
Im Allgemeinen wirken Indica-Sorten beruhigend und erzeugen ein gewisses High-Gefühl. Der entspannende Effekt ist sehr stark, weshalb Indica vor allem bei der Behandlung von Multipler Sklerose, Muskelspasmen, Arthritis, Schlaflosigkeit, Ängsten und auch chronischen Schmerzen Anwendung findet.
Die Sativa-Sorten bewirken ein zerebrales energiegeladenes High-Gefühl. Eingesetzt werden diese Sorten (auch beim HWS-Syndrom) gegen Übelkeit und Brechreiz sowie Appetitlosigkeit. Aber auch Migräne, Depressionen und chronifizierte Schmerzen können mit Sativa-Sorten gut behandelt werden.
Zur Linderung von Beschwerden, die im Rahmen eines chronischen Wirbelsäulensyndroms auftreten, eignen sich beide Sorten als medizinisches Cannabis, ganz besonders aber Kreuzungen aus Sativa- und Indica-Sorten. Eine Hybridsorte kann bei Patienten die geistige Klarheit fördern und gleichzeitig die beruhigende Wirkung mildern.
Weitere Informationen zu dem Thema Sativa und Indica finden Sie in diesem Beitrag.
Studien belegen Wirksamkeit von Phytocannabinoiden bei chronischen Schmerzen
Die Hanfpflanze beinhaltet viele Verbindungen, die vor allem schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Wenn Cannabis als Medizin dem Körper zugeführt wird, interagieren diese Pflanzenverbindungen mit dem körpereigenen Endocannabinoid System, das aus zahlreichen Rezeptoren besteht, die im gesamten Körper und im Gehirn verteilt sind. Diese Rezeptoren spielen bei einer Vielzahl von physiologischen Prozessen wie dem Gedächtnis, dem Schmerzmanagement und dem Appetit eine bedeutende Rolle. Cannabis enthält mehr als 100 aktive Phytocannabinoide, wobei die beiden bekanntesten Delta-9-Tetrahydrocannabinol (TCH) und Cannabidiol (CBD) sind.
Die Wirkungsmechanismen durch Phytocannabinoide sind sehr gut erforscht. Bereits im Jahr 1990 konnten Forscher des Psychologischen Institutes für Beratung und Forschung in Zürich die Wirksamkeit von TCH gegen Schmerzen belegen. Einer Gruppe von Probanden mit schmerzhaften Spastiken bekamen nach einer Rückenmarksverletzung 5 Milligramm THC verabreicht. Die andere Gruppe erhielt 50 Milligramm des Schmerzmittels Kodein. Wiederum eine andere Probandengruppe bekam ein Placebo. Das Resultat war, dass THC dem Kodein überlegen war und zu einer deutlichen Schmerzlinderung führte.
Medizincalcannabis gegen Schmerzen
Auch viele neuere Studien belegen die Wirksamkeit von Cannabis gegen Schmerzzustände. So wurde im kanadischen Medical Association Journal eine Forschungsarbeit veröffentlicht, bei der die Effizienz von medizinischem Cannabis als Schmerzmedikament untersucht wurde. Patienten mit postoperativen neuropathischen Schmerzen erhielt im Rahmen der Cannabis Schmerztherapie dreimal täglich über fünf Tage Cannabis mit unterschiedlichen THC-Konzentrationen. Im Ergebnis heißt es, dass nicht nur die Schmerzintensität abnahm. Die Probanden berichteten, dass sie das medizinische Cannabis gut vertrugen und dass sich auch der Schlaf verbessert.
Im Jahr 2016 erhielten 274 chronische Schmerzpatienten, die regelmäßig Opioide einnahmen, Medizinalcannabis. Durch die Therapie erfolgte eine Schmerzsenkung und es konnten verbesserte funktionelle Ergebnisse verzeichnet werden. In einer Nachuntersuchung konnte zudem festgestellt werden, dass der Opioidkonsum um 44 Prozent gesenkt werden konnte.
Interessant ist auch eine Auswertung von 11 randomisierten kontrollierten Studien aus dem Jahr 2017. Chronische Schmerzpatienten, bei denen die konventionelle Behandlung keine effektive Wirkung zeigte, wurden mit selektiven Cannabinoiden (Dronabinol, Nabilone, Nabiximole) behandelt. Die Patienten berichteten über eine signifikante Minderung der Beschwerden nach dieser Cannabis Schmerztherapie. Auch der Schlaf und die Lebensqualität habe sich laut der Probanden verbessert.
Fibromyalgie und das Halswirbelsäulen-Syndrom
An der chronischen Erkrankung Fibromyalgie (Weichteilrheuma) leiden schätzungsweise zwei Prozent der Bevölkerung. Vorwiegend leiden Frauen unter dieser Erkrankung. Dabei ist die Ursache immer noch nicht geklärt. Die Symptome der Fibromyalgie können äußerst vielfältig sein. Neben Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel treten auch Beschwerden im Muskel-Skelett-System auf. Typisch ist hier ein Schmerz an der Halswirbel-, Lenden- und Brustwirbelsäule. Auch Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe und Steifheit in den Muskeln gehören zu den Symptomen dieser Erkrankung.
Die Diagnose ist aufgrund der vielen möglichen Symptome schwierig. Hinzu kommt, dass sich die krankhaften Vorgänge weder mit den üblichen Blutwerten noch mit Röntgenaufnahmen nachweisen lassen. Als Diagnosehilfe werden sogenannte Tender-Points genutzt. Diese befinden sich an unterschiedlichen Körperstellen. Im Bereich der Halswirbelsäule gibt es allein 10 solcher Tender-Points, und wenn ein Patient an mindestens 11 von 18 Tender-Points einen Druckschmerz verspürt und seit über drei Monaten an chronischen Schmerzen leidet, liegt der Verdacht nahe, es sich um eine Fibromyalgie handelt.
Insofern kann auch die Fibromyalgie als Ursache der Nackenschmerzen bzw. der HWS-Symptomatik in Betracht kommen. Nähere Informationen zu dieser Erkrankung und einer Therapie mit medizinischem Cannabis finden Sie in diesem Beitrag.
Arthrose als Ursache
Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen wie Arthrose können für ein HWS-Syndrom die Ursache darstellen. Die Arthrose an der Halswirbelsäule (cervicale Spondylarthrose) entsteht durch eine Abnutzung der Halswirbel und der Bandscheiben. Durch den Verschleiß treten schmerzhafte Nerveneinklemmungen auf und in späteren Stadien verschmälern sich die Bandscheiben, wodurch Nervenkompressionen verursacht werden.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016 an der Central South University in China hat nachgewiesen, dass Cannabinoide bei der Behandlung von Arthrose hilfreich sein können, um die Beschwerden zu lindern. Während das Cannabinoid THC hier schmerzstillend und entzündungshemmend wirkt, kann das Cannabinoid CBD den Zustand des Immunsystems verbessern sowie als Stimmungsaufheller dienen.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: