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Was ist THCA und welchen medizinischen Nutzen hat das Cannabinoid?

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) ist die Vorstufe von dem psychoaktiven Cannabinoid THC. Verschiedene Studien legen nahe, dass THCA ein therapeutisches Potenzial bei neurodegenerativen und entzündlichen Erkrankungen haben könnte.

Was ist THCA und welchen medizinischen Nutzen hat das Cannabinoid?

THCA: Was ist das? Und was ist der Unterschied zwischen THC und THCA?

Das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) liegt in der Hanf-Pflanze (Cannabis-Pflanze) überwiegend als Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) vor. Dieses „saure Cannabinoid“ ist also praktisch die Vorstufe des THC. Genauer gesagt produziert die Cannabis-Pflanze Cannabinoide wie THC und Cannabidiol (CBD) durch eine enzymatische Kondensation aus den Substanzen Geranylpyrophosphat und Olivetolsäure. Hieraus entsteht Cannabigerolsäure (CBGA), die dann enzymatisch in THCA umgelagert wird.

Tetrahydrocannabinolsäure wirkt nicht wie THC psychoaktiv. Wenn Cannabisblüten geerntet und gelagert werden, decarboxyliert die Säure durch die UV-Strahlung und Wärme teilweise zum psychoaktiven THC. Beim Rauchen oder Verdampfen von Cannabis-Blüten findet der Prozess der Decarboxylierung ebenfalls statt.

Was ist Decarboxylierung genau?

THCA wandelt sich bei Erhitzung um in THC.

Damit medizinische Cannabisblüten ihre pharmakologische Wirkung entfalten können, müssen sie erhitzt werden. Nicht nur THC, sondern auch Cannabidiol (CBD) liegt in der Cannabis-Pflanze als Carboxylsäuren vor. Die THC-Säure (THCA) und die saure Form von CBD (CBDA) werden durch die Erhitzung in THC und CBD umgewandelt, indem ein Kohlendioxid-Molekül von der Säure abgespalten wird. Dieser Prozess wird als Decarboxylierung bezeichnet.

Die Temperatur spielt hier eine wichtige Rolle. Wenn Cannabis nämlich zu lange erhitzt wird, oxidiert das THC zu Cannabinol (CBN), das weniger wirksam ist. Bei einer hohen Temperatur reichen also wenige Sekunden aus. Weitere Informationen zur medizinischen Anwendung von Cannabis und dem Decarboxylierunsprozess finden Sie in diesem Artikel.

Welchen medizinischen Nutzen hat THCA?

Dass „saure“ Cannabinoide ein therapeutisches Potenzial und medizinische Vorteile für die Gesundheit haben können, konnten beispielsweise Forscher der University of California im Jahr 2016 bestätigen. In der Einleitung heißt es zunächst, dass THCA im Gegensatz zu THC beim Menschen keine psychoaktive Wirkung hervorruft, und möglicherweise werde aus diesem Grund sein pharmakologischer Wert für die Medizin häufig vernachlässigt.

Weiter heißt es, dass in vielen Studien der Begriff „THCA“ Verwendung findet, um verschiedene Säurederivate von THC undeutlich zu bezeichnen. Trotz dieser Wahrnehmung scheinen viele In-vitro-Untersuchung darauf hinzudeuten, dass THCA mit einer Reihe molekularer Targets interagiert und ein robustes pharmakologisches Profil aufweist, das potenzielle entzündungshemmende, immunmodulatorische, neuroprotektive und antineoplastische Eigenschaften umfasst.

Darüber hinaus deuten die wenigen mit Tetrahydrocannabinolsäure durchgeführten In-vivo-Untersuchungen darauf hin, dass diese Verbindung bei Nagetieren pharmakologische Wirkungen ausübt, wahrscheinlich durch die Aktivierung von den Cannabinoid-Rezeptoren 1 (CB1). Obwohl diese Ergebnisse aufgrund des Mangels an Cannabinoid-bedingter Psychoaktivität als kontraproduktiv erscheinen mögen, liefert eine sorgfältige Durchsicht der verfügbaren Literatur eine plausible Erklärung für dieses Rätsel und weist auf neue therapeutische Perspektiven für rohe, nicht erhitzte Cannabispräparate beim Menschen hin.

THCA und seine neuroprotektive Wirkung

Spanische Forscher haben im Jahr 2017 die Ergebnisse ihrer interessanten Studie veröffentlicht. Im Rahmen dieser Studie untersuchten sie, ob THCA den PPARγ-Weg modulieren kann, umso eine neuroprotektive Wirkung entfalten zu können.

THCA könnte Behandlungspotenzial bei neurodegenerativen Erkrankungen haben.

Bei der Neuroprotektion handelt es sich um einen Versuch, Nervenzellen und -fasern durch verschiedene Methoden vor dem Absterben zu bewahren. Demnach dient die Neuroprotektion dazu, einen Krankheitsverlauf zu verzögern.

Die Peroxisom-Proliferator-aktivierte Rezeptoren (PPARs) sind Rezeptoren, die sich im Zellkern befinden. Hierzu gehört auch der Rezeptor PPARγ, der unter anderem nach seiner Aktivierung den Glucosestoffwechsel und die Insulinsensitivität verbessern kann. Außerdem kann die Aktivierung dieses Rezeptors antiinflammatorische (entzündungshemmende) Effekte auslösen.

Ergebnisse der Studie

Die Forscher konnten an Nagetieren mit der Huntington-Krankheit zeigen, dass THCA die PPARγ-Rezeptoren stärker aktivieren konnte als THC. So war an den Nagetieren unter anderem beobachtbar, dass Symptome wie unkontrollierte Bewegungen (motorische Defizite) abnahmen. Am Ende der wissenschaftlichen Arbeit führten die Forscher aus, dass THCA eine starke neuroprotektive Aktivität zeigte, die für die Behandlung der Huntington-Krankheit und möglicherweise anderen neurodegenerativen und neuroinflammatorischen Erkrankungen in Betracht gezogen werden sollte.

Weitere Informationen zur Therapie mit medizinischem Cannabis bei der Huntington-Krankheit bietet dieser Beitrag.

THCA und seine entzündungshemmenden Eigenschaften

Wenn es um die Cannabinoide THC und CBD geht, schreitet die Forschung immer weiter voran. Insbesondere zu dem nicht psychoaktiv wirkenden CBD gibt es inzwischen einige interessante Studien. Eine neue Studie gibt jedoch Hinweise darauf, dass Tetrahydrocannabinolsäure ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften besitzt.

Israelische Forscher führen aus, dass medizinisches Cannabis bei entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa positiv wirken kann. Weiter heißt es, dass Cannabis-Extrakte Hunderte von Verbindungen enthalten. Obwohl über die Aktivität verschiedener Cannabinoide und ihrer Rezeptoragonisten oder -antagonisten viel bekannt ist, wurde die zytotoxische und entzündungshemmende Aktivität ganzer Cannabis-Extrakte noch nicht detailliert charakterisiert.

Ergebnisse der Untersuchung

Die Wissenschaftler untersuchten die entzündungshemmende Wirkung von Cannabis-Extrakten an drei Linien von Epithelzellen und an Dickdarmgewebe. Zusammenfassend führten sie aus, dass die entzündungshemmende Wirkung von Cannabis-Extrakten auf die Dickdarmepithelzellen vermutlich von einem Teil des Extrakts stammt, der THCA enthält und zumindest teilweise über den GPR55-Rezeptor vermittelt wird.

Am Ende erklären die Wissenschaftler, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die Frage beantworten zu können, ob bei der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen THCA effektiver als CBD ist.

Denn ein Extrakt mit CBG, CBD und CBDA zeigte keine entzündungshemmende Aktivität in den Darmzellen. Dies steht im Gegensatz zu mehreren Veröffentlichungen, die darauf hindeuten, dass CBD die wichtigste entzündungshemmende Verbindung für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ist.

FAZIT

Die Forschung über die saure Form von THC namens Tetrahydrocannabinolsäure steht gerade am Anfang. Um eindeutige Aussagen zu einer möglichen Wirkung auf die Symptome verschiedener Erkrankung zu treffen, ist es noch zu früh. Denn bisher fehlen auch klinische Studien.

Dennoch liefern die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen wichtige Hinweise darauf, dass die Tetrahydrocannabinolsäure das Potenzial besitzt, in der Medizin Anwendung zu finden, insbesondere bei neuroinflammatorischen und neurodegenerativen Krankheiten.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

 

 

Quellen:

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